Pfarrer Bernd Mönkebüscher zum 7. Sonntag in der Osterzeit

7. Ostersonntag C 2019, Joh 17, 20-26

Am vergangenen Dienstag fand der 7. deutsche Diversity Tag statt.
Erklärt wird dieser Tag, der auf die Initiative „Charta der Vielfalt“ zurück geht, so:
„Die Initiative „Charta der Vielfalt“ ist eine Arbeitgeberinitiative
zur Förderung von Vielfalt in Unternehmen und Institutionen.
Sie wurde im Dezember 2006 von vier Unternehmen ins Leben gerufen
und wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration unterstützt.
Ziel ist es, die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Vielfalt
in der Arbeitswelt in Deutschland voranzubringen.
Organisationen sollen ein Arbeitsumfeld schaffen, das frei von Vorurteilen ist. Alle Mitarbeiter_innen sollen Wertschätzung erfahren –
unabhängig von Geschlecht, geschlechtlicher Identität, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung,
Alter und sexueller Orientierung
Eine zugrunde liegende Erfahrung ist:
wenn ein Arbeitsumfeld von einem Geschlecht dominiert ist,
erschwert das die Entwicklung und Entfaltung von Arbeitskraft.
Das zeigt sich nicht nur in der technischen oder der IT-Branche,
die männlich bestimmt sind.
Das gilt auch für Berufe im sozialen Bereich,
die – bis zu einer bestimmten Ebene –
in der Mehrzahl von Frauen ausgeübt werden.
Optimal dagegen ist eine Kultur, in der sich alle motiviert fühlen,
ihren Beitrag zu leisten.
Sind einige Geschlechter deutlich unterrepräsentiert,
werden die entsprechenden Mitarbeiter_innen oft unbewusst ausgegrenzt
oder besonders behandelt.“

Vielfalt als Chance und Bereicherung, Vielfalt als Markenzeichen.
Menschen, die in diesem Sinne zusammen arbeiten, berichten,
wie wichtig es ist, dass sie sich ihre Lebensgeschichten erzählen können,
ihre persönlichen Weisheiten und Wahrheiten,
Sichtweisen und Einstellungen,
so dass möglichst viele Erfahrungen zusammen kommen
unter einem Dach in den jeweiligen Unternehmen und Institutionen.

„Ich bitte nicht nur für diese hier, sondern für alle,
die durch ihr Wort an mich glauben“ hören wir als Gebetsanliegen Jesu.
An einer anderen Stelle im Johannesevangelium steht:
„Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind;
auch sie muss ich führen“ (Joh 10,16).
Der Blick, das Herz Jesu ist weit.
Er geht über den jeweiligen Augenblick hinaus und ist unbegrenzt.
Das Dach Seiner Liebe beherbergt Vielfalt.
Die Kirche, das Volk, das Gott sich zusammenruft,
kommt von allen Enden der Erde.
Dagegen ist das Dach der geschichtlichen oder sozialen Gestalt der Kirche
viel kleiner.
Leider ist es nicht Herberge der Vielfalt,
obwohl es von seinem Anspruch her es sein könnte und sein müsste.
Und je weniger Unterschiedlichkeit und Vielfalt
es unter dem Kirchendach gibt, je mehr sich die Menschen ähneln
vom Alter her, von den Ansichten her,
vom Stallgeruch, um im Bild Jesu zu bleiben,
um so blasser und kraftloser wird es.

Das Gebet Jesu um die Einheit bedeutet eben keinen Einheitsbrei,
Jesus genügt diese eine Grundlage als identitätsstiftend:
die durch ihr Wort an Ihn glauben.
Die Hoffnung auf Jesus zu setzen,
mit Ihm etwas anfangen können, in Seinen Worten Leben finden,
dies als Gemeinsamkeit reicht.
Man muss nicht dieselben Lieder singen,
nicht denselben kulturellen Hintergrund haben,
nicht den gleichen Geschmack, nicht die gleiche Lieblingsfarbe,
nicht das gleiche Geschlecht, nicht die gleiche Nationalität,
nicht dieselben Vorlieben und Träume.

Diese Sympathisantinnen und Sympathisanten Jesu gab und gibt es.
Es gibt sie innerhalb der Kirche und außerhalb.
Und darum ist das Volk, das sich Gott zusammenruft,
weitaus größer als das sich in den Kirchen Versammelnde.

Will Kirche wirklich Kirche sein,
dann bietet sie ein grenzenloses Dach
und ermöglicht eine Vielfalt, die sie stark macht.

Quelle: Facebook, Bernd Mönkebüscher, 03. Juni 2019, 07:33 Uhr.