Stark. Enttäuschend. – Papst Franziskus zur Amazonas-Synode

Der Papst will eine andere Kirche. Eine Kirche, die sich für Ökologie und die Ärmsten einsetzt. Aber jene Reformen, die man in Europa und Nordamerika erwartet, will Franziskus nicht, meint Christoph Strack.

Münsteraner Professor Schüller: Amazonas-Dokument ist „außerordentliche Enttäuschung“. Der Kirchenrechtler Schüller meint, dass das Papst-Dokument zeigt, dass die röm.-kath. Kirche reformunfähig ist.

Und religion.orf.at analysiert: In seinem nachsynodalen Schreiben „Querida Amazonia“, das sein Resümee der im Oktober im Vatikan abgehaltenen Amazonien-Synode darstellt, hält Papst Franziskus ein starkes Plädoyer für Indigene und Umweltschutz. Den Zölibat lässt er unberührt.

Kardinal Schönborn meint, dass Papst Franziskus mit diesem Schreiben die ganze Kirche und speziell die Kirche in Amazonien einladet, das, was in der Amazonien-Synode erarbeitet und gewachsen ist, weiter reifen zu lassen.

Bischof Erwin Kräutler ist nicht völlig zufrieden mit dem Papst-Schreiben „Querida Amazonia“. Der emeritierte Bischof von Xingu im brasilianischen Amazonasgebiet würdigt einerseits die sozialen, ökologischen und kulturellen Visionen, die Franziskus entwickelt, als „exzellent“. „Bei diesen drei Punkten hat der Papst wirklich ausgedrückt, was uns Bischöfen am Herzen lag.“ Doch zur vierten Vision des Papstes – der nämlich, die sich auf das Kirchliche und die Seelsorge bezieht –, sagt Kräutler, hier spüre er „einen Bruch“. „Da hatte ich den Eindruck dass wir von einer Vision zu einem sehr pragmatischen Denken übergehen.“ Der Traum halte inne, und „sehr pragmatische, normative Erklärungen heben an“, so der gebürtige Voralberger Kräutler zur Nachrichtenagentur kath.ch.

„Man darf nicht auf Reformen von oben warten“, sagt Daniel Bogner in seinem Gastkommentar zum Papstschreiben «Querida Amazonia». Dieses mache deutlich, dass die katholische Kirche um eine Revision der theologischen Grundlagen zur absolutistischen Verfassungsform nicht herumkomme.

Die Amazoniensynode schürte eine Fülle an Erwartungen. Das nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus „Querida Amazonia“ enthält aus entwicklungspolitischer Sicht viel Motivation und Auftrag; gerade aus Sicht der Frauen und aus kirchenreformerischer Sicht jedoch auch Enttäuschung – so der Kommentar von Anja Appel. Das kleine Signal ist ausgeblieben.

Heribert Prantl, Kolumnist und Autor der Süddeutschen Zeitung, schreibt in seiner Kolumne vom „ewigen Licht“, das derzeit als Notsignal nicht neben dem Tabernakel, sondern vor der Kirche brennen sollte. Ob das reicht, hinterfragt er in seiner Kolumne.

Und auch das Frauenbild in Papst-Schreiben entspricht einer Theologie aus dem 19. Jahrhundert, wo für Frauen das „marianische“ Prinzip und für Männer das „petrinische“ galt.