Kirche und Corona: Die Stunde der Laien

Theologe: Corona wird zur Nagelprobe für Rolle der Laien in der Kirche
Wiener Pastoraltheologe Pock in „Furche“: Corona-Pandemie bringt Debatte um Zueinander von gemeinsamem Priestertum und Amtspriestertum in Bewegung

Wien, 10.04.2020 (KAP) Die Corona-Pandemie könnte sich auch zu einem Beschleuniger der immer wieder aufflammenden theologischen Debatte um das Zueinander von gemeinsamem Priestertum und Amtspriestertum entwickeln. Darauf hat der Wiener Pastoraltheologe Prof. Johann Pock in einem Beitrag in der Wochenzeitung „Die Furche“ (10. April) hingewiesen. Wenn nämlich in diesen Tagen Gottesdienste nur mehr in den eigenen vier Wänden mitgefeiert werden können und das Modell der „Hauskirche“ beschworen werde, so gehe das nicht nur mit einer wachsenden Kreativität der seelsorglichen Anregungen und Angebote einher, sondern es spitze auch die Frage zu, ob nun nicht die „Stunde der Laien“ (Leo Karrer) in der Corona-Krise ihre „Nagelprobe“ erfahre, so Pock.

Die Zusage, die jeder Christ in der Taufe erhalte, nämlich „Anteil am priesterlichen, königlichen und prophetischen Amt Christi“ zu haben, müsse sich in der aktuellen Ausnahmesituation bewähren – und dies auch gegen Widerstände aus den eigenen, kirchlichen Reihen, verwies Pock auf ähnliche Erfahrungen aus der Geschichte der Liturgischen Bewegung.

Ermutigende Beispiele für eine verantwortungsvolle Wahrnehmung der „Eigenkompetenz“ der Christen erkennt der Theologe etwa in „neuen Formen von gemeinschaftlichem Feiern“, wie es der Seelsorgeraum Graz-Süd in Form einer interaktiven Videokonferenz anbiete, die eine Aufteilung unterschiedlicher Funktionen im Gottesdienst auf die Mitfeiernden in ihren Wohnungen ermögliche. Auch der Hinweis der Erzdiözese Wien, dass jeder Christ segnen könne und dies etwa bei der Frage der Segnung von Osterkörben eine Relevanz hat, mache Mut; ebenso eigens entwickelte Karwochenliturgien für Singles und Paare.

Wichtig sei, dass diese Erfahrungen auch in der Post-Corona-Zeit nicht verloren gehen, schloss der Theologe: „Wenn im kommenden Jahr hoffentlich die Karwoche wieder in den Kirchen gemeinschaftlich gefeiert wird, sollte nicht nur die gewohnte Form der Liturgie zelebriert werden – sondern die Erfahrungen der Ausnahmesituation von 2020 könnten auch das Feiern danach verändern, in einem neuen Miteinander von gemeinsamem und Dienstpriestertum.“

 

Wie Corona die Laien fordert
Die Corona-Krise hat das kirchliche Leben abrupt gedrosselt. Wenn amtliche Verkündigung und Liturgie nun nur eingeschränkt möglich sind, sind alle Getauften stärker in der Pflicht. Die Situation verlangt von der Kirche eine zeitgemäße Spiritualität der Laien.
Die Tagespost >>