Marienandacht „Der Engel des Herrn“

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Kreuzzeichen

Beginnen wir diese Andacht im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Einleitung

Das Gebet „Der Engel des Herrn“, der Angelus, führt uns zurück an den Beginn von Gottes Menschwerdung. In wenigen Worten nimmt er uns mit und erinnert er uns an den Besuch von Gottes Engel bei Maria, die voller Vertrauen ihr „Ja“ zu Gottes Plänen für ihr Leben spricht. Dieses Gebet soll uns nun durch diese Marienandacht führen.

 

Lied

„Gegrüßet seist du, Königin“ (GL 536)

 

„Der Engel des Herrn“ – 1. Teil

Beten wir den Beginn des Angelus:

„Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft, und sie empfing vom Heiligen Geist. Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.“

 

Impuls

Am Beginn des Angelus dürfen wir eine Zeitreise machen, 2000 Jahre zurück in einen kleinen Haushalt in Nazareth. Das junge Mädchen Maria lebt dort. Mit wem sie zusammenlebt, wird nicht gesagt. Ebensowenig wird gesagt, was sie gerade tut, als plötzlich der Engel vor ihr steht. Doch das wichtigste wird gesagt: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft“. Aus den Evangelien, v.a. durch den Evangelisten Lukas, wissen wir den Inhalt dieser Botschaft. Maria sollte die Mutter Gottes werden! Eine Nachricht, die tiefes Mitgefühl für Maria bei mir erweckt. Wie muss sie sich gefühlt haben! Welche Fragen, Sorgen und Ängste ihr da wohl durch den Kopf gegangen sind? Nur wenig sprach sie davon aus. Konnte sie überhaupt realisieren, was ihr da in dieser Situation gerade passierte? Ich meine, schon alleine der Besuch eines Engels würde die meisten von uns wohl ziemlich sicher aus dem Gleichgewicht bringen. Und dann noch die Nachricht, dass Maria die Mutter Gottes werden sollte! Doch schon an dieser Stelle, noch vor Marias Ja, wird im „Engel des Herrn“ festgehalten: „und sie empfing vom Heiligen Geist.“ Maria empfing vom Hl. Geist Gottes Nähe, Gottes Botschaft, aber v.a. Gottes Beistand und Kraft für ihren Lebensweg. Der Hl. Geist ist eine Gabe, der auch uns für all unsere Lebenswege zugesagt ist, und der uns Gottes Nähe schenken möchte. Dies dürfen wir gerade jetzt zu Pfingsten besonders feiern. Der Hl. Geist kann uns Kraft geben, wo wir uns schwach fühlen, er kann uns aufrichten, wo wir niedergedrückt wurden, er hilft uns Antworten zu finden, wo wir nur mehr Fragezeichen sehen und er hilft uns v.a. auch, die Bedeutung von Gottes Wort für unser Leben zu verstehen. Ich denke, dies hat Maria bei ihrer Begegnung mit dem Engel geholfen. Und es kann auch uns helfen, wenn wir nun den Bericht des Evangelisten Lukas über den Besuch des Engels Gabriel bei Maria hören und uns in der anschließenden Stille die Frage stellen, was das Gehörte für uns heute bedeuten kann:

 

Bibelstelle (Lk 1,26-38)

Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Stille

 

„Der Engel des Herrn“ – 2. Teil:

Beten wir nun weiter beim „Engel des Herrn“: Maria sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort. Gegrüßet seist du Maria…

 

Impuls

Im Vertrauen auf Gottes Hilfe wurde es Maria möglich, einzustimmen in Gottes Plan für ihr Leben. Trotz all des Beängstigenden und Erschreckenden, das ein solcher Besuch eines Engels wohl mit sich brachte, schaffte es Maria, sich auf Gottes Zusage zu konzentrieren und daraus ihre Kraft zu schöpfen. Nicht Ängste und Sorgen überwogen, sondern das Vertrauen, dass Gott es gut mit ihr meinte. Das Vertrauen, dass sie Gott mit seinem Plan für ihr Leben nicht überfordern würde. Das Vertrauen, das ihr ermöglichte „Ja“ zu sagen, ohne zu wissen, was dadurch auf sie zukam. Ich denke, auch wir dürfen diese Zusage Gottes heute spüren. In all dem, was uns beängstigt, verunsichert, aus der Bahn zu werfen droht usw. ist die Botschaft „versteckt“, dass Gott auch und gerade jetzt mit uns geht. Er ist bei uns und hilft uns zu tragen, was uns zu überfordern scheint. Wie Maria dürfen wir ihm vertrauen, dass er es stets gut mit uns meint – egal, mit welch herausfordernden Situationen wir gerade konfrontiert werden. In diesem Vertrauen möchte uns auch der nächste Teil des „Engel des Herrn“ ermutigen und bestätigen. Beten wir:

 

„Der Engel des Herrn“ – 3. Teil

„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Gegrüßet seist du Maria…“

Gottes Liebe und Marias Liebe begegnen sich. Gott wird Mensch. Er wurde einer von uns, um uns nahe zu sein. Er wollte ebenso erleben, was es bedeutet, ein geliebtes Kind zu sein, wie was es bedeutet, ein unverstandenes Kind zu sein. Er wollte die Bestärkung durch Freunde ebenso spüren wie das Hinterfragtwerden durch Kritiker. Er erlebte die Höhen des menschlichen Lebens und nahm auch die Tiefen auf sich. Gott selbst erlebte an „seinem eigenen Leib“, was es bedeutet, Mensch zu sein. Durch dieses unfassbare Geschenk dürfen wir in jeder Situation unseres Lebens gewiss sein: „Gott weiß, was ich gerade erlebe. Er versteht mich. Er geht mit mir.“ Doch dieses Vertrauen aufzubringen ist nicht immer leicht. Wohl auch deshalb endet der „Engel des Herrn“ mit einer Bitte an Maria, dass sie uns helfe, in unserer Beziehung wie sie zu sein: Vertrauend auf Gottes Wort und offen für seine Botschaft. Bevor wir nun den letzten Teil des Angelus beten, möchten wir daher ein paar Bitten aussprechen für Menschen in herausfordernden Situationen:

 

Fürbitten & „Der Engel des Herrn“ 4. Teil

  • Wir beten für die Menschen, die Krieg, Hunger und Armut vor den Trümmern ihrer Existenz stehen lassen. Gib ihnen Mut, Kraft und Stärke, nach vorne zu blicken und wieder neu zu beginnen.
  • Wir beten für die Menschen, die aufgrund einer schweren Krankheit nicht mehr weiterwissen. Hilf ihnen, Antworten auf ihre Fragen zu finden, und schenke ihnen Gesundheit.
  • Wir beten für unsere Gesellschaft: Lass uns einander durch unseren Umgang miteinander lebendige Erinnerungszeichen für deine Wegbegleitung sein.
  • Wir beten für uns selbst, dass wir offen bleiben für deine Zusage, stets an unserer Seite zu sein.
  • Wir beten für unsere Verstorbenen: Schenke ihnen das ewige Leben bei dir.

All unsere Bitten, alles, was uns am Herzen liegt, hört und erhört Gott. Dafür danken wir und dürfen um die Fürsprache Mariens mit den Worten des letzten Teils des Engels des Herrn bitten, damit sie für uns eintritt und uns in unserem Leben als Christen und Christinnen Vorbild ist. Beten wir: Bitte für uns, heilige Gottesmutter, dass wir würdig werden der Verheißungen Christi. Lasset uns beten. Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt. Lass uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen

 

Meditation

Begegnungen

Begegnungen können aufrichten, sie können aber auch verletzen.
Begegnungen können Bestehendes zerstören, sie können aber auch Neues wachsen lassen.
Begegnungen können neue Perspektiven ermöglichen, sie können aber auch entmutigen.
Begegnungen können schrecklich verlaufen, sie können aber auch heilvoll sein.

Der Besuch des Engels bei Maria richtete das junge Mädchen auf. Durch die Zusage Gottes konnte sie kraft- und vertrauensvoll in Gottes Plan einstimmen. So konnte Neues wachsen. Gott wurde Mensch. Eine Begegnung, schon mehr als 2000 Jahre vorbei und noch immer heilvoll, auch für uns heute.

Und wir, wie gestalten wir unsere Begegnungen heute?

 

Segensbitte

Liebender Gott, die Worte des Angelus ließen uns die Begegnung deines Wortes durch den Engel mit Maria näherrücken. Sie nahmen uns mit hinein in diese kleine Unterkunft vor mehr als 2000 Jahren. Sie brachten uns die Liebe näher, die du für uns Menschen hast und mit der du uns stets nahe sein möchtest. Sie ließen uns auch spüren, mit welchem Vertrauen Maria auf diese Liebe antwortete. Deshalb bitten wir dich am Ende dieser Andacht um deinen Segen für unser Leben, damit auch wir vertrauensvoll auf deine Zusage hin unsere Wege gestalten und deine Liebe in unserem Leben konkret werden lassen. Darum bitten wir dich, den Vater, Sohn und Hl. Geist. Amen

 

Lied

„Der Engel des Herrn“ (GL 956)