Fronleichnam 2020: Gott ist gegenwärtig … nicht nur im Hl. Brot

Fronleichnam 2020
Gott ist gegenwärtig …  nicht nur im Hl. Brot

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Wort-Gottes-Feier auf dem Joseph-Haydn-Platz in Bad Tatzmannsdorf

Predigt von Pfarrer Dietmar Stipsits:

Liebe ChristInnen!

Fronleichnam: Gott ist gegenwärtig in den Gestalten von Brot und Wein. Wenn wir an Fronleichnam Jesus in der Gestalt des Heiligen Brotes durch die Ortschaften tragen, dann bringen wir damit zum Ausdruck, dass Jesus überall, in allen Häusern, im Leben jedes einzelnen Menschen da ist, nicht nur in der Kirche, nicht nur wenn wir Eucharistie, Hl. Messe feiern.

Für viele KatholikInnen ist das gar nicht so klar, hab ich den Eindruck. Manche meinen, dass Jesus nur in der Gestalt des Hl. Brotes erfahrbar/gegenwärtig wäre. Dabei hält schon das 2. Vatikanische Konzil im Schreiben „über die Heilige Liturgie“ im Jahr 1963 unter der Nummer 7 fest:

„Christus ist seiner Kirche immerdar gegenwärtig, besonders in den liturgischen Handlungen. Gegenwärtig ist er im Opfer der Messe sowohl in der Person dessen, der den priesterlichen Dienst vollzieht … wie vor allem unter den eucharistischen Gestalten. Gegenwärtig ist er mit seiner Kraft in den Sakramenten, so dass, wenn immer einer tauft, Christus selber tauft. Gegenwärtig ist er in seinem Wort, da er selbst spricht, wenn die heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden. Gegenwärtig ist er schließlich, wenn die Kirche betet und singt, er, der versprochen hat: ‚Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen‘“ (Mt 18,20).

Das 2. Vatikanische Konzil sagt also, dass Jesus auf vielfältige Weise gegenwärtig ist: in seiner Kirche, in den liturgischen Handlungen, in der Eucharistiefeier, in den Sakramenten, in der Heiligen Schrift, in den Menschen, die beten und singen…

Wenn wir also heute an Fronleichnam noch keine Eucharistie feiern, sondern das erst ab 28.06. tun werden – aufgrund der derzeit geltenden Hygienevorschriften -, dann bedeutet das nicht, Jesus sei jetzt in unserem Gottesdienst weniger oder gar nicht gegenwärtig. Das heutige Fronleichnamsfest führt mich weg von der Engführung, Jesus sei einzig und allein im „Leib Christi“ gegenwärtig.

Fronleichnam stellt mir vielmehr die Frage: Wo erfährst du denn diesen Jesus in deinem Leben? Wo ist für dich Jesus gegenwärtig? Die Gedanken zum Fronleichnamsaltar gleich jetzt im Anschluss wollen mir bei dieser Frage etwas behilflich sein. Sie werden mir – wie auch der vorhin erwähnte Text aus der Liturgiekonstitution – zeigen, dass Jesus auf höchst vielfältige Weise gegenwärtig ist. Für mich ist er u. a. immer wieder erfahrbar, wenn ich wunderbare Musik hören darf. Fronleichnam ruft mir in Erinnerung, was Jesus am Ende des Matthäusevangeliums auch mir zuruft: „Ich bin bei euch bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20b) – gestern, heute und bis in Ewigkeit.

Fronleichnams-Altar

Während Pfarrer Dietmar zum Fronleichnamsaltar geht und das Velum über der Monstranz herunternimmt und inzensiert:

Lied: GL 932/1-4: Uns zum Himmel zu erheben

1. Statement:
Gott ist gegenwärtig in der Natur, in der Schöpfung …

Ich liebe es sehr im Einklang mit der Natur zu leben. Die Sonne am Morgen zu begrüßen, meinen Nutzgarten und auch meine Blumen zu pflegen, Tiere um mich herum, all das wirkt entspannend auf mich. Es tut mir gut und hier spüre ich auch ganz besonders intensiv die Gegenwart Gottes. Es fühlt sich an wie ein Kuss auf die Nasenspitze.

Dazu habe ich folgende Bibelstelle im Buch der Weisheit gefunden: (Weish 11,24.26)
„Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du geschaffen hast; hättest du etwas gehasst, du hättest es nicht geschaffen … Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, du Liebhaber des Lebens.“
Wort der Heiligen Schrift.

 

2. Statement:
Gott ist gegenwärtig in der Kreativität, in der Kunst …

Gott zu begegnen, seine Gegenwart zu fühlen, erlebe ich immer wieder in der Auseinandersetzung mit Werken der Kunst.
Wenn ich eine gotische Kathedrale betrete, dann gleitet mein Blick in die Höhe an das hohe Kreuzrippengewölbe und ich spüre die Kleinheit des Menschen, Gottes Größe.
Ebenso eröffnen uns bildende Künstler mit ihrem von Gott geschenkten Talent einen Weg der Spiritualität, den Zugang zu Gott.
Und wie häufig berühren uns Literatur und Musik. Noch habe ich die die Klänge von Johann Sebastian Bachs Choral „Jesus bleibet meine Freude“ im Ohr, die uns durch diese besondere Fastenzeit begleiten sollten.
„Bei Gott kann man besser durch die Tür des Schönen – der Kunst – eintreten, als durch die Tür von Dogmen und Moral“, meint auch der 2019 verstorbene belgische Kardinal Godfried Danneels.
Die Sprache der Kunst ist eine vielfältige – es gilt, auf ihre Worte zu hören und damit Gottes Nähe zu erleben.

Das Johannesevangelium beginnt mit den Worten:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. […] In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“
Wort der Heiligen Schrift.

 

3. Statement:
Gott ist gegenwärtig in der Stille, in der Reflexion, Kontemplation, Meditation …

Für mich sind Ruhe und Stille ein Weg für die Begegnung mit Gott. Diese innere Stille lässt mich zum Wesentlichen und zu mir selbst finden. Ich spüre dies, wenn ich an einem ruhigen Ort, aufrecht sitzend, den Fluss des Atems achtend, meditiere.

In der Bibel besonders im Alten Testament ist die Wüste ein Ort der Gottesbegegnung. Dort nimmt Mose Gott als den „Ich – bin – für – euch – da“ wahr. Einige Jahrhunderte später erfährt der Prophet Elija: Erst als die Stille kommt, ein „sanftes Säuseln“, ist Gott da.

Im Buch der Könige wird uns das erzählt (1 Kön 19,11ff.):

„Als der Prophet Elija dem Herrn am Berg Horeb begegnete, war dieser nicht im Sturm, noch im Erdbeben, noch im Feuer. Nach dem Feuer aber wurde es still und es „kam ein sanftes leises Säuseln“. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel … und vernahm die Stimme des Herrn …“
Wort der Heiligen Schrift

 

4. Statement:
Gott ist gegenwärtig im bedürftigen Mitmenschen …

Seit meiner Kindheit beeindrucken mich Menschen, die sich als Missionare und Entwicklungshelfer den Armen zuwenden. In der Studienzeit war das besonders Mutter Teresa, die damals auch in Wien war.
Ihre Besucher in Indien führte sie immer in das Sterbehaus. Dort nahm sie jeden Besucher bei seiner Hand und legte sie auf die Stirn eines Sterbenden, ganz so, als ob sie dem Gast das größte Geschenk seines Lebens machen wollte: eine Gottesbegegnung. Sie war überzeugt: In denen, die niemand will, in den Geringsten, denen wir etwas Gutes tun, begegnen wir ganz real Jesus Christus.

Das zeigt uns auch die Bibel bei Matthäus, wo der Menschsohn sagen wird:
„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).
Wort der Heiligen Schrift.

 

5. Statement:
Gott ist gegenwärtig in der Liebesbeziehung …

Immer wieder haben wir die Gelegenheit, Gott zu begegnen – auch, oder besonders, in der Liebe: – denn Gott IST die Liebe! Gott im Lebenspartner, den man liebt, zu begegnen, ist für mich immer wieder aufs Neue ein Gottesbeweis, ebenso, wie die Beziehung zu den eigenen Kindern, zu den geliebten Eltern, zu besonderen Freunden, die einem wichtig sind…
…denn in jeder einzelnen Liebesbeziehung zeigt sich auch Gott:

Gott ist treu: Ich bin immer für dich da und lasse dich nicht allein, wenn es dir schlecht geht…..

Gott verzeiht: Ich habe Verständnis für deine Fehler und Schwächen und nehme dich so an, wie du bist….

Gott lässt Freiheit: Ich dränge mich dir nicht auf und respektiere deine Entscheidungen, auch wenn ich anderer Meinung bin…
Im 1. Johannesbrief hören wir von der Aufforderung, einander zu lieben, weil die Liebe aus Gott selbst stammt, Gott selbst die Liebe ist. Und weil Gottes Wesen selbst Liebe, also tatkräftige Hingabe an den anderen ist, deshalb haben die Glaubenden Anteil an Gottes Wesen, wenn sie Liebe üben. (1 Joh 4,7-8.12-13.16b)

Lesung aus dem Johannesbrief

Geliebte, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe… Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet. Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns bleibt. Er hat uns von seinem Geist gegeben. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.
Wort der Heiligen Schrift.

 

6. Meditation

Wo Gott ist …

Geh in die Natur und staune
und Gott ist da.
Geh in die Kathedrale und singe
und Gott ist da.
Geh in die Stille und schweige
und Gott ist da.
Geh zu deinem Bruder und teile
und Gott ist da.
Geh zu deiner Liebsten und lass dich berühren
und Gott ist da.

(Peter Hanel)

 

Inzens
Lied: GL 935/1-2: Kommet, lobet ohne End‘

 

7. Eucharistischer Segen:

Gottes Segen lasse uns von Herzen lachen
und halte unsere Gemeinschaft zusammen!

Gottes Segen erfülle uns
mit Lebenslust und Freude
und lasse uns zufrieden und glücklich sein.

Gottes Segen berühre unsere Herzen
und mache uns hilfsbereit und achtsam.

Gottes Segen befreie uns von Sorgen und Ängsten,
seine Freude bestimme alle unsre Tage.

Gottes Segen über uns, des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes.
Martin Frank Riederer OPraem

Pfarrer Dietmar: Geht nun und bringt Frieden…

Lied: GL 935/3-4