Fronleichnam 2021: Handeln nach einem gemeinsamen Weltethos

Fronleichnam 2021
„Handeln nach einem gemeinsamen Weltethos“

 
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In jeder Religion gibt es 3 Grundelemente:

  1. Glaubensüberzeugungen
  2. Feiern und Rituale, die diese zum Ausdruck bringen
  3. Weisungen und Prinzipien für unsere Lebensführung

Heute zu Fronleichnam zeigt sich das bei uns als Christen:

  1. Wir glauben an die Gegenwart Gottes im Brot
  2. Wir feiern dies mit Ritualen: Altäre, Blumen, Bilder, Messfeier, Monstranz, …
  3. Der Leib des Herrn soll uns stärken für ein Leben nach seinen Weisungen

Das dritte Element, die Weisungen, das ist die Ethik, nach der wir leben. Der vor kurzem verstorbene Schweizer Theologe Hans Küng hat in seinem „Projekt Weltethos“ vier unverrückbare Weisungen herausgestellt, die allen großen Religionen gemeinsam sind. Auf seine Anregung hin wurde in einem Parlament der Weltreligionen erklärt: „Es gibt keinen Weltfrieden ohne den Frieden unter den Religionen und keinen Frieden unter den Religionen ohne den Dialog und eine gemeinsame Basis.“ Diese 4 gemeinsamen Weisungen wollen wir uns heute in Erinnerung rufen:

  1. Weisung: „Hab Ehrfurcht vor allem Leben“

Diese Weisung beruht auf dem Grundsatz: „Du sollst nicht töten!“, der allen Religionen gemeinsam ist. Doch sie beinhaltet auch: du sollst niemanden quälen, nicht foltern und nicht verletzen – auch nicht mit Worten und Blicken. Es geht um eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben. — Danach wollen wir handeln!

Liedruf:   Wo die Güte und die Liebe wohnt, …

  1. Weisung: „Handle gerecht und fair“

Sie beruht auf dem Grundsatz: „Du sollst nicht stehlen!“, meint aber auch: du sollst niemanden ausbeuten, nicht übervorteilen, nicht bestechen und nicht korrupt sein, dein Eigentum nicht ohne Rücksicht auf andere oder auf die Natur vermehren. Es geht um eine Kultur der Solidarität und um eine gerechte Wirtschaftsordnung. — Danach wollen wir handeln!

Liedruf

  1. Weisung: „Rede und handle wahrhaftig“

Diese Weisung beruht auf dem Grundsatz: „Du sollst nicht lügen!“, geht aber weit darüber hinaus und meint auch: du sollst niemanden täuschen, nicht manipulieren, nicht fälschen, keine Gerüchte streuen, keine üble Nachrede oder Fake-News verbreiten. Es geht um eine Kultur der Klarheit und Wahrhaftigkeit. — Danach wollen wir handeln!

Liedruf

  1. Weisung: „Achtet und liebt einander!“

Die allen religiösen Traditionen gemeinsame Weisung: „Du sollst nicht Unzucht treiben!“, hieße in einer modernen Sprache: Gehe mit deinem Körper und mit deiner Sexualität verantwortungsvoll und sorgsam um. Das bedeutet auch: du sollst nicht betrügen, nicht missbrauchen, niemanden entwürdigen oder erniedrigen. Es geht um eine Kultur der Achtung, der Gleichberechtigung und Liebe in jeder Beziehung und Partnerschaft. — Danach wollen wir handeln!

Liedruf

Zusammenfassen lassen sich diese Weisungen in der sogenannten „Goldenen Regel“, die es in allen Religionen in ähnlicher Weise gibt. Jesus stellt sie an das Ende seiner Bergpredigt:

Aus dem Evangelium nach Matthäus: (Mt 5, 1-2; 7, 12)

Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie vieles. Am Ende sagte er: Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.

Wer nach dieser Goldenen Regel handelt, hat einen verlässlichen Leitspruch fürs ganze Leben. Das gilt für jeden von uns, aber auch für die Verantwortlichen in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und in der Kirche.

Damit unser Glaube, den wir nun gefeiert haben, auch im praktischen Leben ankommt, haben wir den Leib Christi als Stärkung empfangen und erhalten nun den Fronleichnamssegen!

Sakramentslied – Segen – Schlusslied

© Texte: Peter Hanel