Fronleichnam 2022: Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung

Fronleichnam 2022 – Bad Tatzmannsdorf

  Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung

Verunsicherung hat sich breit gemacht in den letzten beiden Jahren. Verunsicherung verursacht durch den Klimawandel, den wir hautnah spüren, durch die Existenzangst, die sich breitmachte aufgrund von Covid-19 und Verunsicherung, ausgelöst durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine. So wollen wir am heutigen Fronleichnamsfest, vor allem dann am Ende des Gottesdienstes beim Fronleichnamsaltar uns Gedanken machen, wie ich diese Verunsicherungen angehen kann, wo meine Verantwortung liegt, wo ich persönlich was tun kann, und wo es andererseits auch eine gesunde Portion Gottvertrauen braucht, um wieder festen Boden in meinem Leben zu spüren. Fronleichnam sagt mir: Gott ist mit uns Menschen, auch im Hl. Brot ist er mitten unter uns. Gott gibt mir Kraft, auch in so mancher Verunsicherung.

Einleitung beim Altar:

Schon vor dem 2. Weltkrieg hatte der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer ein Friedenskonzil aller christlichen Kirchen vorgeschlagen, das aber leider so noch nicht stattgefunden hat. In den 1980er Jahren wurde sein Anliegen wieder aufgegriffen. „Konziliarer Prozess“ ist die Bezeichnung für den gemeinsamen Lernweg christlicher Kirchen zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. In den Versammlungen des Weltkirchenrates werden diese 3 Grundanliegen der Menschheit seither immer wieder neu in Erinnerung gerufen.

Dies wollen auch wir heute tun:

Gedanken zur „Gerechtigkeit“  (Peter)

Wenn ein Kind beim Austeilen von Zuckerln mehr bekommt als andere, wissen die sehr schnell um die Ungerechtigkeit. Wenn Schülern bei der Schularbeit ungerechtfertigt ein Punkt abgezogen wird, wird umgehend lautstark protestiert.

Unzufriedenheit wächst, wo es ungerecht zugeht. So auch in unserer Gesellschaft, in unserem Land, in der EU und in der globalen Völkergemeinschaft. Das führt oft zu Ausschreitungen und Gewalt.

Gerechtigkeit ist nicht nur ein notwendiges Ziel jeder Politik, in der Bibel wird sie zur Grundforderung für einen echten Gläubigen. Im Namen Gottes prangern die Propheten und Jesus Ungerechtigkeiten an und fordern Gerechtigkeit als den wahren Gottesdienst.

Für uns heißt das, dass wir selber gerecht handeln und reden, gegen Ungerechtigkeit auftreten und uns für Benachteiligte einsetzen.

Hoffnung setzen wir aber auch auf Gott, den der Prophet Amos sagen lässt: Das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. (Amos 5,22-24)

Gedanken zum „Frieden“ (Gerlinde und Werner)

„Nie wieder Krieg!“- dieser Appell traumatisierter Menschen nach dem 2. Weltkrieg ist kaum verklungen, und wieder schockieren uns Kriegsereignisse in unserem Lebensraum mit – nicht nur wirtschaftlichen – Auswirkungen auch für uns alle …

Tausende Menschen flüchten vor dem Krieg in der Ukraine und bedürfen unserer Hilfe. Fortgeschrittene Technologie hat ein noch bedrohlicheres Szenario des Terrors ermöglicht, das  wir weltweit mit den Möglichkeiten moderner Medien LIVE mitverfolgen können, dem wir machtlos zusehen.

Die Polarität des Lebens schließt Aggression in allen Formen in unserem Leben ein – Offenheit dafür, Toleranz und Gottvertrauen kann die Rüstung im Kampf unseres Lebens sein, denn Gott lässt sich in unserer Mitte nieder und lebt mit uns – wo Gott wohnt, können Menschen Frieden erfahren und ihre Verantwortung für die Schöpfung leben. „Friede den Menschen auf Erden!“  (Lk 2,14)

 

Gedanken zur „Bewahrung der Schöpfung“  (Petra)

Die aktuelle Klimakrise und ihre Auswirkungen auf die Natur verunsichern viele Menschen. Ein ungebremster Klimawandel wird die bestehenden Ungleichheiten zwischen den Menschen vergrößern und zukünftig zur größten Menschenrechtsverletzung zwischen den Generationen führen.

Die junge schwedische Klimaaktivistin, die seit August 2018 für ihren beharrlichen Einsatz für Klimagerechtigkeit weltweit bekannt
wurde, meint, „Menschenrechte und die Klimakrise gehen Hand in Hand. Wir können die eine Krise nicht lösen, ohne die andere mitzudenken.“

Was kann ich dagegen tun?
Eine Antwort dazu finden wir im Genesisbuch (1,28):

Wer die Welt als Schöpfung Gottes begreift und sich als Teil der Schöpfung erkennt, wird anders mit ihr umgehen, als jemand, der die Natur nur als Rohstofflager und Möglichkeit zum Geschäftemachen sieht. Diese Schöpfungsverantwortung ruft uns in Erinnerung, dass wir als „GärtnerInnen bzw. HüterInnen“ Mitgefühl mit der Natur entwickeln sollen und uns gleichzeitig als Christen von Gott getragen fühlen dürfen.

Bibelstelle: Gen 1,27-29

Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen! Dann sprach Gott: Siehe, ich gebe euch alles Gewächs, das Samen bildet auf der ganzen Erde, und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin. Euch sollen sie zur Nahrung dienen.

Gebet

Guter Gott,
lass uns den Rhythmus der Natur, den Rhythmus des Lebens entdecken, damit wir die Voraussetzungen für unser Leben und das unserer Mitmenschen nicht zerstören, sondern voll Achtung und in Solidarität mit allen deine Schöpfung erleben – im Einklang mit der Natur, im Streben nach Gerechtigkeit und in der Hoffnung auf Frieden. Darum bitten wir im Vertrauen auf dich, den Anfang und das Ende allen Lebens. Amen.

Segen

Geh jetzt diesen Weg
Und wisse dich eins mit der ganzen Natur!
Höre die Vögel das Lob Gottes singen
Und bestaune die Vielfalt der Blumen!
Lausche dem Bruder Wind
Und folge seinen Bewegungen!
Spüre Schwester Wasser,
die immer neu Leben zum Blühen bringt!
Siehe Bruder Feuer,
der die Dunkelheit der Nacht erhellt!
Entdecke in allen Menschen Gottes Ebenbild!
Wisse dich so eins mit deinem Gott
in Freude und Frieden.
Dazu segne uns der allmächtige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

(nach dem Hl. Franziskus)