3. Fastensonntag: „Unser tägliches Brot gib uns heute“

3. Fastensonntag 2013
Thema: „Unser tägliches Brot gib uns heute“

Serie auf BR-alpha
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1. Einleitung:

Für die heurige Fastenzeit hat der Liturgiekreis unserer Pfarre das „Vater unser“ als Leitfaden gewählt. Weil es uns so vertraut ist, sprechen wir es manchmal vielleicht zu gedankenlos. Daher wollen wir an jedem Fastensonntag eine Zeile, eine Bitte herausnehmen und diese für unser Leben neu entdecken und erschließen.

Heute laden wir ein, über die 4. Bitte  des  Vater  unser „Unser tägliches Brot gib uns heute“ nachzudenken

Das versteht jedes Kind: Ohne Brot können wir nicht leben.

Doch mit Brot sind auch die anderen lebensnotwendigen Dinge gemeint: Kleidung, eine Wohnung, elektrischen Strom, reines Wasser  und was wir sonst alles um Leben brauchen. Doch das ist, wie wir alle wissen, keine Selbstverständlichkeit: Ein großer Teil der Weltbevölkerung ist unterernährt und tausende Kinder verhungern Tag für  Tag.

Jesus lässt uns nur um das Nötige bitten, nicht um Überfluss, um das für diesen Tag – für heute – Notwendige (= “tägliches Brot“) und nicht um den Vorrat für übermorgen.

Wenn wir die Worte „unser“ und „uns“ ernst nehmen, schließen wir uns bei diesem Gebet mit allen Menschen dieser Erde zusammen.

Das Brot, das die Erde hervorbringt, ist nämlich unser aller Brot und reicht – bei gerechter Verteilung – aus für alle Menschen. Wir dürfen Gott nicht für den Hungertod so vieler Menschen verantwortlich machen.

Die Brotbitte des  „Vater unser“ öffnet uns also unsere Augen und unser Herz für jene, die hungern und verhungern und fordert ein entsprechendes Verhalten heraus.

Sie konfrontiert uns mit den Fragen:

Für wen und wie kann ich „Brot“ sein?

Wer ist für mich „Brot“?

Die heutigen Texte sollen uns die vielschichtige Symbolik des Begriffes „Brot“ im Zusammenhang mit dieser Vaterunserbitte eröffnen um sie richtig zu verstehen und das Vertrauen auf unseren himmlischen Vater stärken, der Tag für Tag für uns sorgt.

Aufruf zur Fastensammlung und Fastensuppenaktion in BT.

2. Lesung: Lesung aus dem Buch Exodus (Ex 16,2-4.12-15):

In jenen Tagen murrte die ganze Gemeinde der Israeliten in der Wüste gegen Mose und Aaron.
Die Israeliten sagten zu ihnen: Wären wir doch in Ägypten durch die Hand des Herrn gestorben, als wir an den Fleischtöpfen saßen und Brot genug zu essen hatten. Ihr habt uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um alle, die hier versammelt sind, an Hunger sterben zu lassen.
Da sprach der Herr zu Mose: Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen. Das Volk soll hinausgehen, um seinen täglichen Bedarf zu sammeln. Ich will es prüfen, ob es nach meiner Weisung lebt oder nicht. Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sag ihnen: Am Abend werdet ihr Fleisch zu essen haben, am Morgen werdet ihr satt sein von Brot und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr, euer Gott, bin.
Am Abend kamen die Wachteln und bedeckten das Lager. Am Morgen lag eine Schicht von Tau rings um das Lager. Als sich die Tauschicht gehoben hatte, lag auf dem Wüstenboden etwas Feines, Knuspriges, fein wie Reif, auf der Erde.
Als das die Israeliten sahen, sagten sie zueinander: Was ist das? Denn sie wussten nicht, was es war.
Da sagte Mose zu ihnen: Das ist das Brot, das der Herr euch zu essen gibt.

Wort der Hl. Schrift.

3. Evangelium: Joh 6,48-51

Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt.

4. Predigt:

Liebe ChristInnen!

„Unser Brot für den heutigen Tag gib uns heute!“, lautet die Vater-unser-Bitte „unser tägliches Brot gib uns heute“ (vgl. Lk 11,3) im Matthäus-Evangelium (Mt 6,11). Und diese Stelle im Mt.-Ev. bringt für mich deutlicher zum Ausdruck, worum es in dieser Bitte des Vater unsers geht, nämlich nicht um Überfluss, nicht um den Vorrat für Übermorgen, sondern um das, was wir heute, hier und jetzt, wirklich brauchen.

Jesus möchte uns also aufzeigen, dass der Sinn unseres Lebens nicht darin besteht, immer mehr und noch mehr anzuhäufen, zu besitzen, sondern dass wir unser Leben bescheiden gestalten sollen, und das bedeutet auch, einen Blick für den Mitmenschen zu haben und zu teilen.

Nicht umsonst steht in dieser Vater-unser-Bitte nicht „mein Brot für den heutigen Tag gib mir heute“, sondern eben „unser Brot…“. Das, was die Schöpfung uns schenkt an Gütern, an Lebensmitteln, an Bodenschätzen usw. und das, was wir Menschen daraus machen, ist nicht für mich allein oder für einige wenige bestimmt, sondern soll gerecht auf der ganzen Erde verteilt sein.

Die Bitte „Unser Brot für den heutigen Tag gib uns heute!“ öffnet unseren Horizont für jene Menschen, die hier und jetzt Not leiden, die verhungern, denen es nicht so gut geht wie uns. Bestens passt daher die heutige diözesane Fastensammlung zu dieser Vater-unser-Bitte, wo wir für notleidende Menschen vor allem in unseren Partnerdiözesen sammeln und auch unser alljährliches Fastensuppen-Essen, wo wir den Erlös für Bischof Kräutler in Brasilien spenden und so sein Bemühen für die Menschen in seiner Diözese ganz konkret unterstützen.

Einen zweiten Gedanken möchte ich noch aufgreifen, nämlich die Bedeutung von „Brot“. Natürlich können wir unter „Brot“ all das Materielle verstehen, das wir zum Leben nötig haben. Aber kann „Brot“ nicht noch mehr bedeuten? Brauchen wir nicht mehr als nur dieses tägliche Brot“?

Wir hungern doch alle nach Zuwendung und Liebe. Wir hungern nach Anerkennung und Aufmerksamkeit. Wir hungern nach Frieden und Versöhnung. Wir hungern nach Zärtlichkeit und Angenommen-Sein. Letztlich hungern wir genauso, auch wenn diese Seite oft verdrängt oder unterdrückt wird, nach einer Antwort auf die Frage: Was ist der Sinn meines Lebens?

So, wie wir das tägliche Brot brauchen, um leben zu können, so not-wendig brauche ich den andern und er mich. Mögen wir füreinander Brot sein. Mögen wir einander täglich das schenken, was wir zum Leben brauchen, was Leben lebenswert macht – heute und morgen und bis in Ewigkeit.

5. Meditation:

Das Brot ist der Himmel

Das Brot ist der Himmel.
Wie Du den Himmel nicht allein haben kannst,
Musst Du das Brot mit den anderen teilen.

Das Brot ist der Himmel.
Wie der Anblick der Sterne am Himmel allen gemein ist,
Musst Du das Brot mit den anderen zusammen essen.

Das Brot ist der Himmel.
Kommt das Brot in Deinen Mund hinein,
Nimmt Dein Körper den Himmel auf.

Das Brot ist der Himmel.
Ja, das Brot
Muss man teilen.

Kim Chi Ha (südkoreanischer katholischer Dichter)