Bischof Kräutler: Franziskus „lebt Befreiungstheologie“

Bischof Kräutler: Papst lässt Menschen in Brasilien aufatmen
Amazonas-Bischof im „Kathpress“-Gespräch: „Papstschreiben kein Regierungsprogramm, sondern Dienstplan“ – Hoffnung auf „neue offene Türen“ bei geschieden Wiederverheirateten und Zugang zum Priesteramt

Einmal mehr mahnte der austro-brasilianische Bischof Änderungen bei den Zulassungsbestimmungen zum Priesteramt ein. In der Diözese Xingu stünden ihm für 777 Gemeinden gerade einmal 26 Priester zur Verfügung. In vielen Gemeinden gebe es nur ein bis drei sonntägliche Eucharistiefeiern pro Jahr. Ein unerträglicher Zustand, sei doch die Eucharistie „Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens“, so Kräutler. Bei der jüngsten Versammlung von Bischöfen, Priestern, Ordensvertretern und Laien aus ganz Amazonien in Manaus hätten die Anwesenden deshalb auch eine Petition verfasst, in der sie dringlichen Handlungsbedarf einfordern: Die kirchlichen Strukturen müssten dahingehend verändert werden, dass nicht mehr 70 Prozent des Gottesvolkes in Amazonien von der Eucharistie ausgeschlossen bleiben.
Kathpress am 4.12.2013

Bischof Kräutler: Franziskus „lebt Befreiungstheologie“
Die Apostolische Exhortation „Evangelii Gaudium“ ist ein „Dienstprogramm“ und kein „Regierungsprogramm“. Das betonte im Gespräch mit Kathpress der österreichisch-brasilianische Bischof Erwin Kräutler.

„Der Stil von ,Evangelii Gaudium´ ist ja ein wirklich lesbarer Stil. Das gilt auch für das ,einfache´ Volk. Das finde ich persönlich sehr wichtig. Was Franziskus konkret in dem Schreiben betont, ist meines Erachtens nur im Hintergrund seiner persönlichen Erfahrungen sowie der lateinamerikanischen Bischofskonferenzen zu verstehen.“

Franziskus vertrete die Anliegen der Befreiungstheologie, auch wenn er deren Sprache nicht in den Mund nehme, so Kräutler weiter.

„Er sagt ja ganz klar, dass es eine Kirche bedarf für die Armen. Auch der Hinweis, dass die Kirche an die Peripherie gehen muss – das ist nicht nur geographisch gemeint. Das ist Befreiungstheologie pur. Es geht jetzt nicht darum zu sagen, dass er für die Befreiungstheologie sei. Das wird er auch gar nie sagen. Aber er wird diese Theologie leben.“
Radio Vatikan am 4.12.2013