3. Fastensonntag: Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit

Fastenzeit 2014
5 Zusprüche in der Fastenzeit

Selig3_Hunger

3. Fastensonntag: Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden.

In der Fastenzeit geht es um etwas Inneres und um etwas Äußeres. Damit sich nach außen hin etwas verändern kann, braucht es die Umwandlung des Herzens.
Der Liturgiekreis möchte uns für die Fastenzeit in diesem Jahr Impulse zu einer inneren und äußeren Umwandlung aus den Seligpreisungen geben, damit wir von der Osterfreude so richtig erfüllt werden können.

Heute, am 3. Fastensonntag, wird uns zugerufen:
Selig (glücklich), die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit,
denn sie werden satt werden.

Hunger und Durst sind existentielle, Lebens – Not – wendige Bedürfnisse des Menschen. Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit macht satt – zufrieden, glücklich.
Täglich werden wir mit Ungerechtigkeiten konfrontiert. Was können wir dagegen tun?
Gerechtigkeit, gerechtes Handeln fängt bei unserer Wahrnehmung an, die weithin unser Denken und Fühlen beeinflusst. Wie weit sind wir / bin ich bereit soziale Ungerechtigkeiten wahrzunehmen? – Ganz aus der Welt schaffen können wir sie nicht.
Was zur Veränderung führt, ist nicht Mitleid, sondern Mitleiden. Erst wenn ich innerlich getroffen bin, wenn ich mich innerlich treffen lasse, haben die Armen eine Chance, bei mir dauerhaft Gehör zu finden.
Soziale Gerechtigkeit ist notwendig – Not-wendend.
„Gerechtigkeit“ wird sichtbar im Kampf gegen entwürdigende Arbeitsplätze und diskriminierende Sprache oder indem wir die Angst vor Überfremdung überwinden und bereit sind zu teilen.
Überall dort, wo Menschen den Hunger nach deiner Gerechtigkeit wach halten, wird Gerechtigkeit nicht verstummen.

Hinweis: Der Ertrag der heutigen Fastensuppenaktion kommt den Projekten von Bischof Erwin Kräutler zugute.

Wie die „Gerechtigkeit“ aussieht, die Gott gefällt, dazu sollen die Texte des 3. Fastensonntags anleiten.

Lesung aus dem Buch Amos: (Am 5,21 – 24):

Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie
und kann eure Feiern nicht riechen.
Wenn ihr mir Brandopfer darbringt,
ich habe kein Gefallen an euren Gaben,
und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen.
Weg mit dem Lärm deiner Lieder!
Dein Harfenspiel will ich nicht hören,
sondern das Recht ströme wie Wasser,
die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.

Evangelium: (Mt 20,1-16a)
Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg)

Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben.
Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg.
Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten.
Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist.
Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso.
Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?
Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg!
Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den letzten, bis hin zu den ersten.
Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar.
Als dann die ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar.
Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren, und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen.
Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart?
Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebenso viel geben wie dir.
Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin?
So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.

Predigt von Pfarrer Dietmar Stipsits

Liebe ChristInnen!

„Selig/Glücklich, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden.“ Was ist gerecht? Eine Frage, die m. E. heute höchst aktuell ist, vor allem wenn wir in unsere Wirtschafts- und Arbeitswelt hineinschauen, auch auf die hohe Zahl von Arbeitslosen. Es gibt die, die leistungsfähig sind und dementsprechend auch bezahlt werden. Es gibt Frauen, die dieselbe Arbeit leisten und deutlich weniger Lohn/Gehalt bekommen.

Es gibt die, die weniger leisten können, weil sie weniger oder andere Fähigkeiten haben, weil sie krank sind, weil das Alter ihre Leistungsfähigkeit eingeschränkt hat. Wer hat hier Recht auf wie viel? Welchen Maßstab von Gerechtigkeit legt uns das Evangelium nahe? Wenn Jesus über „gerecht sein“ erzählt, dann tut er es auch mit dem Blick auf unser Zusammenleben.

Und ich bin überzeugt, dass Jesus uns heute sagen möchte: Menschen brauchen die Möglichkeit ihr Leben zu gestalten, und dazu gehört an vorderster Stelle ein Recht auf Arbeit. Dazu gehört es aber ebenso, dass Staatshaushalte und Banken oder Firmen nicht zu Lasten der Schwächeren saniert werden, dazu gehört es, dass die soziale Sicherheit von Menschen und die Schaffung von Arbeitsplätzen mit gerechter Bezahlung wichtiger sind als Aktienkurse und Vorstandsgehälter und Spekulationen von Börsianern.

Ich teile hier zur Gänze die Sicht des evang. A. B. Bischofs Bünker, der diesbezüglich festhält: „Es ist ein Ärgernis, dass es nach wie vor nicht gelungen ist, den Bankenbereich so zu reformieren, dass jene, die die Risiken eingehen auch die Haftung tragen, oder dass es immer noch nicht gelungen ist, mit einer Finanztransaktionssteuer wenigstens die wildesten Spekulationen einzudämmen und den Finanzmarkt zum Mittragen der Krisenlasten zu verpflichten. Die dadurch entstehenden Milliardenlöcher bringen ja nicht nur die Budgets in Bedrängnis, sie führen auch dazu, dass die dringend notwendigen Investitionen in soziale Dienstleistungen (Bildung, Pflege etc.), die noch dazu krisensichere Arbeitsplätze schaffen würden, nicht geschehen.“

Das Projekt des ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich Sozialwort „zehn plus“ , das am 1. Adventsonntag 2013 begonnen hat und bis zum 1. Advent 2014 dauern soll, ist m. E. ein gutes Beispiel, wie ich mich konkret dafür einsetzen kann, dass soziale Gerechtigkeit im Hier und Jetzt umgesetzt und verwirklicht wird.

„Selig/Glücklich, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden.“ Dass wir uns dafür ganz konkret engagieren, dazu möge uns/mir Gott Kraft geben, jetzt in der Fastenzeit und täglich aufs Neue und bis in Ewigkeit.

Meditation

Der Gott der Benachteiligten, Armen und Ausgeschlossenen

Du bist nicht
Gott,
wo Unrecht geschieht.
Es sei denn auf der Seite der Benachteiligten.
Du bist nicht
Gott,
wo man auf Kosten anderer lebt.
Es sei denn auf der Seite der Armen.
Du bist nicht
Gott,
wo man die Güter des Lebens anhäuft.
Es sei denn auf der Seite der Ausgeschlossenen.
Darum will ich Dich suchen
in der Gerechtigkeit
und bei den Benachteiligten,
Armen, Ausgeschlossenen.

(Anton Rotzetter)