Aschermittwoch 2016: Weg der Barmherzigkeit

Aschermittwoch 2016
Weg der Barmherzigkeit

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1. Einzug: in Stille (Pfarrer trägt Asche beim Einzug mit und stellt diese vorne in der Mitte des Altares hin).

2. Liturgische Eröffnung

3. Einführung
Im Hinblick auf das von Papst Franziskus für heuer ausgerufene „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“ haben wir für unsere Pfarre für die heurige Fastenzeit das Motto „Weg der Barmherzigkeit“ ausgewählt.

Durch jeden Fastensonntag führt uns ein Vers aus einem alten irischen Gebet:

1. Gottes Auge zwischen mir und jedem andren Aug
2. Gottes Hand zwischen mir und jeder andren Hand
3. Gottes Liebe und Güte zwischen mir und jeder andren Liebe
4. Gottes Schmerzen zwischen mir und jedem andren Schmerz
5. Gottes Wille zwischen mir und jedem andren Willen

Der Weg der Barmherzigkeit erinnert uns an den Samariter, der auf seinem Weg dem Verwundeten hilft.
1. Schritt: Zuerst ist das Sehen, das Auge, das die Not überhaupt wahrnimmt.
2. Schritt: Er streckt seine Hand aus, um zu helfen.
3. Schritt: So erfüllt er die Nächstenliebe, zu der uns Gottes Liebe antreibt.
4. Schritt: Gott ist uns besonders in den Schmerzen nah und gibt uns Kraft, sie zu lindern und zu tragen.
5. Schritt: Sich Gottes Willen anzuvertrauen, ist Hingabe und doch Gewinn.

Diesen Weg möchten wir in der heurigen Fastenzeit betrachten, um unseren eigenen, persönlichen Weg der Barmherzigkeit zu finden.

4. Als Kyrie: GL 721/6

5. Tagesgebet:
Ich möchte regelmäßig Zeit finden für dich, guter Gott! Ich möchte mir die Zeit nehmen für dein Wort, um dich besser kennen zu lernen. Ich möchte deine Nähe spüren und deine Stille in deinem Angesicht aushalten, bis ich in meinem Herzen höre, was du mir sagen willst. Ich bin sicher, dass deine Nähe mich verändert und frei macht für das wirkliche Leben. Gott, du bist das Leben, lass es mich in deiner Nähe einatmen. Ich möchte regelmäßig Zeit finden für dich, damit ich deine Barmherzigkeit verstehe und diese lebe, du unser Gott in Zeit und Ewigkeit.

6. Lesung aus dem Buch Jesus Sirach 2,6-11

Vertrau auf Gott, er wird dir helfen,
hoffe auf ihn, er wird deine Wege ebnen.
Ihr, die ihr den Herrn fürchtet,
hofft auf sein Erbarmen,
weicht nicht ab,
damit ihr nicht zu Fall kommt.
Ihr, die ihr den Herrn fürchtet,
vertraut auf ihn,
und er wird euch den Lohn nicht vorenthalten.
Ihr, die ihr den Herrn fürchtet,
hofft auf Heil,
auf immerwährende Freude
und auf Erbarmen!
Schaut auf die früheren Generationen
und seht:
Wer hat auf den Herrn vertraut
und ist dabei zuschanden geworden?
Wer hoffte auf ihn
und wurde verlassen?
Wer rief ihn an, und er erhörte ihn nicht?
Denn gnädig und barmherzig ist der Herr;
er vergibt die Sünden
und hilft zur Zeit der Not.

7. Lied: GL 892/1 – 4 oder: GL 416.

8. Evangelium: Mt 9,9-13

Als Jesus weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.

9. Predigt von Pfarrer Dietmar D. Stipsits:

Liebe ChristInnen!

„Wenn ein Mensch … barmherzig zu seinesgleichen ist, wird er nicht selten herablassend und genießt diese Herablassung. So scheint es wenigstens zu sein. Eine der etymologischen Wurzeln des alttestamentlichen Begriffs der Barmherzigkeit bestätigt es: die Barmherzigkeit wird als ein ‚Sichherabneigen‘ aufgefasst. … Das aber ist schrecklich. Wer will herablassend behandelt werden?“

Mit diesen Sätzen hat Karl Rahner vor 50 Jahren (Schriften zur Theologie, Bd. 7, Einsiedeln 1966, S. 259) das Unbehagen formuliert, das sich bei manchen Menschen einstellt, wenn das Wort „Barmherzigkeit“ fällt. Mit dem Wort „Barmherzigkeit“ wird indirekt ein Gefälle angesprochen, das zwischen Menschen besteht. Wer zu einem anderen barmherzig ist, erlebt sich selbst als überlegen, und auch der, dem Barmherzigkeit erwiesen wird, erlebt den Barmherzigen als einen, der etwas „von oben herab“ gewährt. Barmherzigkeit wird oft wie ein Almosen erlebt, das einer, der mehr hat und oben steht, einem anderen, der unten steht, zukommen lässt, dem genau das fehlt.

Es tut mir leid, mit einem derartigen Verständnis von Barmherzigkeit kann ich wenig anfangen. Vielmehr verstehe ich unter Barmherzigkeit schon eher das, was William Shakespeare im „Der Kaufmann von Venedig“ folgendermaßen beschreibt:
„Barmherzigkeit, die weiß von keinem Zwang,
Sie träufelt wie des Himmels milder Regen,
Zur Erde unter ihr, zweifach gesegnet:
Sie segnet den, der gibt, und den, der nimmt…
Sie ist ein Attribut der Gottheit selbst.“

Ja, so verstehe ich eher Barmherzigkeit. Eine Haltung, ein Verhalten, eine Geste, bei der ich dem anderen bedingungslos etwas schenke. Er/Sie bekommen es einfach. Wer jemals erfahren hat, wie wunderbar es ist, wirklich beschenkt zu werden, zweckfrei, bedingungslos, ohne dafür etwas geleistet zu haben oder leisten zu müssen, der kann ermessen, was es heißt Barmherzigkeit zu erfahren.

Es ist eine Erfahrung, die mich beglückt, die mich aufbaut. Eine Erfahrung, die meinen Leib und mein Herz Freude schenkt, mich glücklich macht. Es ist eine Erfahrung, die mich spüren lässt, wie wertvoll ich für jemand anderen bin. Es ist eine Erfahrung, die mir zeigt, wie unbeschreiblich gut es mir tut, geliebt zu werden.

Immer wieder erlebe ich im Alltag bei mir das Gefühl von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen; meine, laufend Fehler zu machen, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein, die geforderte Leistung nicht erbringen zu können. Wie gut tut es mir in solchen Situationen, Barmherzigkeit zu erfahren.

Das ist für mich dann so, wie wenn einer mich berührt und durch die Berührung verschwindet bei mir all das, was mir Angst oder was mich hart und verzweifelt gemacht hat. Ich werde plötzlich ganz locker, frei, leicht, weich, zärtlich. Genau das verbinde ich mit Barmherzigkeit. Wenn jemand mir gegenüber barmherzig ist, dann verspüre ich in mir selber Befreiung, Zärtlichkeit, ja, letztlich sogar Erlösung. Ich spüre, wie ich bedingungslos angenommen bin, kann frei atmen, richte mich auf, geh wieder offen, motiviert und freudeerfüllt durchs Leben.

„Wer hat auf den Herrn vertraut und ist dabei zuschanden geworden? Wer hoffte auf ihn und wurde verlassen? Wer rief ihn an, und er erhörte ihn nicht? Denn gnädig und barmherzig ist der Herr; er vergibt die Sünden und hilft zur Zeit der Not.“ (Jes Sir 2,10f.) So versuchte uns Jesus Sirach in der Lesung Gottes Barmherzigkeit zu beschreiben.

„Barmherzigkeit, die weiß von keinem Zwang,
Sie träufelt wie des Himmels milder Regen,
Zur Erde unter ihr, zweifach gesegnet:
Sie segnet den, der gibt, und den, der nimmt…
Sie ist ein Attribut der Gottheit selbst“

– heute und bis in Ewigkeit.

 

10. Überleitung zum Aschenkreuz:

Leben spendender Gott, die letzten grünen Zweige, mit denen wir Jesus am vergangenen Palmsonntag verehrt haben, sind verglüht und zu Asche geworden. Holzasche, Reste des Feuers, fruchtbarer Abfall, aus dem neues Leben entstehen kann, diese Asche bringen wir hierher. Wir wollen uns damit bezeichnen als Ausdruck des Umdenkens, der Umkehr und als Zeichen auf der Suche nach dir, dem Gott unseres Lebens.

Leben-spendender Gott: Gib deinen Segen uns, damit wir auf deinen Wegen gehen, die uns führen zu mehr Achtsamkeit, zu einem Leben in Freiheit und Fülle, Gott, Vater, Sohn und Hl. Geist.

11. Austeilen des Aschenkreuzes – Spruchvorschläge:

Kehr um und glaub an die Frohe Botschaft!
Kehr um zu Gott, er befreit dich zum Leben!
Kehr um, Gott macht dich frei!
Ändere dich, Gott gibt dir Kraft dazu!
Kehr um, Gott ist barmherzig!
Kehr um zu Gott, und sei achtsam!
Kehr um zu Gott und gestalte dein Leben!

12. Lieder:
a) Während der Austeilung des Aschenkreuzes: instrumental;
b) am Ende der Austeilung: Lied: GL 866/1 – 5.

13. Meditation

GOTTES Auge zwischen mir
und jedem andren Aug
GOTTES Hand zwischen mir
und jeder andren Hand
GOTTES Schirmung zwischen mir
und jeder andren Schirmung,
solcherart kann mich kein Mund verfluchen!

CHRISTI Schmerzen zwischen mir
und jedem andren Schmerz
CHRISTI Liebe zwischen mir
und jeder andren Liebe
CHRISTI Güte zwischen mir
und jeder andren Güte
CHRISTI Wille zwischen mir
und jedem andren Willen,
solcherart kann mich kein Gift verzehren!

des HL. GEISTES Strömen zwischen mir
und jedem andren Strömen
des HL. GEISTES Waschen zwischen mir
und jedem andren Waschen
des HL. GEISTES Baden zwischen mir
und jedem andren Baden…
solcherart kann mich kein Übel berühren!

Literaturhinweis:
DER SCHLÜSSEL DES HEILIGEN PATRICK. Religiöse Dichtungen der Kelten, ausgewählt und übertragen von H. C. Artmann. Salzburg: Müller (1959).

14. Fürbitten

„Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“ Unter dieses Wort Jesu hat Papst Franziskus das Heilige Jahr der Barmherzigkeit gestellt. Zu Gott, der barmherzig und gütig ist, lasst uns rufen:

Für alle, die den Menschen durch Wort und Tat Türen für die Frohe Botschaft von Gottes Barmherzigkeit öffnen; für alle, die in der Seelsorge Menschen in ihren Nöten und Hoffnungen beistehen und begleiten.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.

Für jene, die von der Kirche enttäuscht sind,
weil ihnen durch Ablehnung und Ausgrenzung Türen zugeschlagen wurden; für alle, die in unserer Gesellschaft an den Rand gedrängt und aus dem Blick geraten sind.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.

Für die vielen Menschen auf der Flucht,
die an unsere Türen klopfen, um Aufnahme zu finden; für jene, die weiter in den Kriegsgebieten ausharren in der Hoffnung auf Frieden und Sicherheit.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.

Für die Verantwortlichen der Staaten in ihrem Ringen um Frieden und soziale Gerechtigkeit; für alle, die Türen zum Dialog zwischen Völkern, Kulturen und Religionen zu öffnen versuchen.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.

Für alle, die ihre Türen öffnen und miteinander teilen; für alle, die sich zu Hause oder in Einrichtungen um die Betreuung von Kindern und Familien, von kranken, pflegebedürftigen und alten Menschen kümmern.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.

Für die Menschen, die sich verloren fühlen in ihren Sorgen, in Traurigkeit, Einsamkeit und Schuld, und die keine Auswege aus ihrer Situation finden; für jene, die nicht verzeihen können, und für jene, denen nicht verziehen wird.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.

Barmherziger und gütiger Gott, dein Sohn Jesus hat uns vorgelebt, was es heißt, Barmherzigkeit zu leben. Gib uns ein barmherziges Herz und die Kraft, seinem Beispiel zu folgen. So bitten wir durch ihn, Christus, unsern Herrn.

15. Vater unser

16. Segen:
Gott möge uns umgeben mit seinem Glanz
und uns erleuchten mit lichten Gedanken.
Er möge uns stützen und leiten,
wo unsere Schritte
weder Weg noch Ziel wissen.
Er möge uns schützen
und bewahren vor allen Gefahren,
die in dieser Welt auf uns lauern.
Er möge uns unsere Last tragen helfen
und unsere Wunden heilen lassen.
Er möge uns unsere Schuld vergeben,
damit alles in uns wieder heil wird und gut.
Das schenke uns Gott, der Barmherzige,
der Vater und der Sohn und der Hl. Geist.

17. Auszug: in Stille.