weltgebetswoche für die einheit der Christen

gedanken von Papst Benedikt XVI. anlässlich der „weltgebetswoche für die einheit der Christen“ zum thema ökumene.

 

und hier meine predigt beim (alljährlichen) ökumenischen Gottesdienst in der evang. kirche Oberschützen:

Liebe ChristInnen!

„Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten“ (Apg 2,42) lautet das Motto der heurigen Weltgebetswoche für die Einheit der Christen. Mit „Sie“ ist die erste Gemeinde der ChristInnen in Jerusalem gemeint, die vom Apostel Jakobus geleitet wurde. Jerusalem steht also heuer im Mittelpunkt unseres Gottesdienstes.

In der Apostelgeschichte wird uns die Gemeinde in Jerusalem als Modell für die christliche Einheit vor Augen gestellt, die wir heute suchen. Dabei wird deutlich, dass dieses Modell der Einheit nichts mit Gleichförmigkeit zu tun hat. Von Anfang an war die Einheit von sehr großer Vielfalt geprägt, die Auseinandersetzungen nicht scheute.

Erhalten geblieben ist heute die Vielfalt in Jerusalem, auch wenn die ursprüngliche Einheit von Gläubigen verloren ging aus unterschiedlichsten Gründen. Diese Vielfalt wird für mich gut erfahrbar in der Gründung des Jersusalem-Inter-Church-Centres im Jahr 2006, dem 13 Kirchen angehören (verschiedene orthodoxe Kirchen, die röm.-kath., evang.-lutherische und anglikanische Kirche).

Diese Kirchen waren es auch, die am 29. Sep. 2006 eine Erklärung veröffentlichten bzgl. des Status von Jerusalem, in der sie festhielten: „Nach Gottes eigenem Plan haben zwei Völker und drei Religionen in dieser Stadt zusammengelebt. Unsere Vision ist es, dass sie damit fortfahren sollten, in Harmonie, Respekt und gegenseitiger Akzeptanz und Zusammenarbeit zu leben.“

Was einte die von Anfang an vielfältige Gemeinde in Jerusalem? Die Apg antwortet auf diese Frage mit: das Festhalten an der Lehre der Apostel. Das Verbindende, das Einende war also das Evangelium, Gottes froh-machende Botschaft, das Bekennen von Leben, Lehre, Dienst, Tod und Auferstehung Jesu. Das Wort Gottes führte und führt zusammen.

Und dieses Evangelium ruft heute der Stadt Jerusalem und auch uns ChristInnen auf dem Weg zur Einheit der verschiedenen Kirchen vor allem das Wort „Versöhnung“ zu. Dazu möchte uns der heutige ökumenische Gottesdienst einladen: Wir sind zum Dienst der Versöhnung berufen. Wir beten für die Einheit der ChristInnen, damit die Kirche Zeichen und Werkzeug für die Heilung der politischen und strukturellen Trennungen und Ungerechtigkeiten sein kann in Jerusalem und in ganz Israel und Palästina.

Wir beten für ein gerechtes und friedliches Zusammenleben von Juden, Christen und Muslimen. Wir beten für ein wachsendes Verständnis zwischen allen Menschen, unabhängig davon, ob sie einer Religionsgemeinschaft angehören oder nicht. Und auch und vor allem in unserem persönlichen und familiären Umfeld muss dieser Ruf nach Versöhnung genauso eine Antwort finden.

Ich möchte Bischof Michael Bünker abschließend zu Wort kommen lassen, der m. E. gut aufzeigt, wie Versöhnung in der Ökumene praktiziert werden kann. Er hält in seinem Referat „Verschiedenheit zwischen Verurteilung und Versöhnung“ bei der ökumenischen Akademie im Mai 2008 in Salzburg fest:

„Die ökumenische Bewegung ist eine Lernbewegung im Umgang mit Unterschieden. Ein Weiterkommen auf dem Weg der Ökumene setzt eine positive Bewertung der bleibenden Differenzen zwischen den Kirchen voraus. Sobald diese bleibenden Differenzen ihre kirchentrennende Wirkung verloren haben, ist Kirchengemeinschaft zwischen den Kirchen möglich. Sie besteht in Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft, in der gegenseitigen Anerkennung der Ämter und in gemeinsamem Zeugnis und Dienst. Dieses Ökumenemodell ist dynamisch, es ist auf Weiterentwicklung und ständige Vertiefung angewiesen. Das ist die mit Leben erfüllte Einheit in versöhnter Verschiedenheit.“ – für heute und für alle Ewigkeit.