3. FS: Was/Wer stärkt mich in der Krise?

3. Fastensonntag

Lesungen vom Tag

Predigt von Pfarrer Dietmar D. Stipsits:

Liebe ChristInnen!

Frondienst mussten sie leisten in Ägypten, die Israeliten, empörendes Leid erfuhren sie und nicht enden wollende Not tagtäglich. Das Volk schrie zu Gott, und Gott hörte das Schreien seines Volkes, führte es heraus aus Ägypten und versprach eine neue Heimat, ein Land, in dem Milch und Honig fließt. Doch auf dem Weg zu diesem verheißenen Land, zu dieser Freiheit werden die Israeliten müde, geraten in Krisen, sehnen sich zurück nach Ägypten, wo sie zumindest etwas zu essen und zu trinken hatten. Versorgt waren sie wenigstens – damals in Ägypten.

Das 17. Kapitel des Buches Exodus erzählt uns, dass auch in diesen kritischen Zeiten der Wüstenwanderung Gott sein Volk Israel nicht allein lässt, dass Gott es ist, der den Menschen in Krisen beisteht und hilft, um zur Freiheit zu gelangen.

Was stärkt mich in der Krise?, ist die 3. Frage auf unserem heurigen Weg hin zu Ostern. Krisen sind wohl auch für uns Menschen heute nichts Unbekanntes. Existenzielle (Lebens-)Krisen sind Teil unseres Lebens, behaupte ich, Zeiten, in denen wir jeden Lebenswillen, jeden Mut und jede Hoffnung verloren haben. Kein Antrieb beflügelt uns zu Aktivitäten, es scheint so, als ob eine zentnerschwere Last auf uns läge; das Leben scheint nur noch dunkel zu sein.

Was kann uns in Krisenzeiten helfen, um Licht am Ende des Tunnels zu erblicken, was stärkt mich in der Krise? Als Seelsorger erfahre ich folgende Fragen als hilfreich: Was und wer ist im Augenblick für mich wichtig? Was und wer hat „Gewicht“, was und wer ist bedeutsam für mich – hier und jetzt? Was und wer lässt mich frei atmen und damit wirklich leben?

Eine Krise muss überhaupt kein Unglück sein. Für viele Menschen – und das erlebe ich als Seelsorger immer wieder – wurde eine Krise oft Beginn einer fruchtbaren Neuorientierung. Dabei wird häufig der Wert der Stille, der Meditation, des Gebets als hilfreich empfunden und vor allem das gute, bereichernde Gespräch mit einem Menschen, bei dem ich mich verstanden fühle.

Das Volk Israel hat immer wieder in Krisenzeiten Gott als nahen, als für sein Volk sorgenden Gott erfahren. Die heutige Geschichte aus dem Buch Exodus möchte uns sagen: Unser Gott ist ein Gott des Lebens. Umbrüche und Erschütterungen gehören zu unserem Leben. Dabei dürfen wir aber nie vergessen, dass Gott für die Entfaltung ist und nicht für Stillstand und Blockierung, dass Gott für den Frieden in mir ist und nicht für den Unfrieden, dass Gott mich – wie die Israeliten – zur Freiheit und damit zur Lust am Leben führen möchte – jeden Tag aufs Neue und in Ewigkeit.

Meditation

Schreien …

In der Wüste meines Lebens, Herr,
dürste ich nach Wasser.
In den Krisen dieser Zeit
sehnen wir uns nach Hilfe.
Doch wir ertränken unsere Ohnmacht
nur zu oft mit Vordergründigem –
anstatt aufzuschreien
wie Mose geschrien hat,
nicht leise, nicht zögerlich und verlegen,
sondern aus Leibeskräften und aus voller Kehle.

Wer schreit heute noch zu Dir, Gott – ?!
Schreien kann befreiend sein,
wenn es aus dem tiefsten Herzen kommt.
Warum schreien wir nicht,
wo Du doch unser Schreien hörst,
wo Du doch vor uns stehst,
an dem Felsen
und auf uns wartest
und Wasser hervorquellen lässt,
wo wir es nie vermutet hätten?

p.h.

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