2. Fastensonntag: „Dein Wille geschehe“

2. Fastensonntag 2013
Thema: „Dein Wille geschehe“

vaterunser-4

1. Einleitung:

Für die heurige Fastenzeit hat der Liturgiekreis unserer Pfarre das „Vater Unser“ als Leitfaden gewählt. Weil es uns so vertraut ist, sprechen wir es manchmal vielleicht  zu gedankenlos. Daher wollen wir an jedem Fastensonntag eine Zeile, eine Bitte herausnehmen und diese für unser Leben wieder neu entdecken und erschließen.

Heute laden wir ein, über die 3. Bitte des Vater unser „Dein Wille geschehe!“  nachzudenken. Als gläubiger Mensch stoße ich unumgänglich in meinem Tun oder im Gebet irgendwann auf die Frage, was ist der Wille Gottes? Was hat Gott mit mir vor? Wie kann ich Gottes Willen erfüllen ohne dabei auf meine Freiheit zu verzichten? Gleichzeitig stellt sich dann die Frage: Wie kann ich Gottes Willen erkennen? Darüber nachzudenken, dazu lädt uns die Fastenzeit ein, unser Leben danach neu ausrichten, dazu haben wir eine geraume Zeit von 40 Tagen. So wollen wir heute „fasten“ im Sinne einer Aufforderung, die 3. Bitte des Vater unsers  zu meditieren. D.h. wir müssen Jesus Christus näher kennen lernen, um so den Willen Gottes aufzuspüren und können schließlich darüber nachdenken, wie wir ihn erfüllen können.

Bei der Vorbereitung im Liturgiekreis haben wir folgende Punkte hervorgehoben:

1. Fasten kann mir helfen den Willen Gottes zu erkennen! (vgl. Einleitung)

2. Was ist der Wille Gottes? Schickt Gott auch das Unheil?

3. Wie kann ich den Willen Gottes  erfüllen?

Diesen drei Fragen wollen wir in der Eucharistiefeier heute nachgehen und vielleicht einige Antworten finden, die dann in dieser 3. Bitte münden: „ …dein Wille geschehe!“

2. Lesung: Lesung aus dem 1. Brief an Timotheus (1 Tim 2,3-6):

Das ist recht und gefällt Gott, unserem Retter;
er will, dass alle Menschen gerettet werden
und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.
Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen:
der Mensch Christus Jesus,
der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle,
ein Zeugnis zur vorherbestimmten Zeit.

Wort der Hl. Schrift.

3. Evangelium: Lk 18,18-22.29-30

Einer von den führenden Männern fragte Jesus:
Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?
Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut?
Niemand ist gut außer Gott, dem Einen.
Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen;
ehre deinen Vater und deine Mutter!
Er erwiderte: Alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.
Als Jesus das hörte, sagte er: Eines fehlt dir noch:
Verkauf alles, was du hast, verteil das Geld an die Armen
und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben;
dann komm und folge mir nach!
Amen, ich sage euch:
Jeder, der um des Reiches Gottes willen Haus oder Frau,
Brüder, Eltern oder Kinder verlassen hat,
wird dafür schon in dieser Zeit das Vielfache erhalten
und in der kommenden Welt das ewige Leben.

4. Predigt:

Liebe ChristInnen!

Was ist der Wille Gottes? Und schickt Gott auch das Unheil? Fest steht, dass die Bibel sehr wohl deutlich macht, dass es beim Eingehen auf den Willen Gottes nicht darum gehen kann, sich wie ein Sklave zu fügen. Denn nicht alles auf der Welt kann Gottes Wille sein, wie z. B. Unheil, Katastrophen, Krankheiten, Schicksalsschläge etc. Die heutige Lesung hebt klar hervor, was Gott gefällt und recht ist: „Er will, dass alle Menschen gerettet werden…“ (1 Tim 2,4).

Gott gefällt nicht das Leid und Unheil der Welt. Es ist vielmehr Teil des Lebens und unserer Welt. Es ist wohl auch Teil und Konsequenz unserer Freiheit. Doch gerade die Tatsache, dass Jesus selbst grausamst gelitten hat, kann uns Gewissheit geben, dass wir in unserem Leiden nicht allein sind, sondern Gott mit uns dieses durchsteht, mit uns hindurchgeht bis zur Erlösung. Denn – und davon bin ich felsenfest überzeugt – Gott ist ein liebender, ein heilender, ein rettender und ein versöhnender Gott.

Der Wille Gottes meint somit eine Grundhaltung Gottes, um die Jesus im „Vater unser“ bittet: Möge sich der menschenfreundliche Wille Gottes nicht nur im Himmel, sondern auch auf Erden durchsetzen.

Und wie kann ich den Willen Gottes (mitunter sogar mitten im Leid) erfüllen? Jesus antwortet auf die Frage, wie man das ewige Leben gewinnen kann, mit den Worten: „Komm und folge mir nach“. (Lk 18,22) Gott will mich als ganzer Mensch, er will mich retten und mir dann im Sterben ewiges Leben schenken.

Damit sich der Wille Gottes aber durchsetzt, dazu nimmt Gott mich in die Verantwortung, er braucht meine Entscheidung, meine Zustimmung, mein Mit-Gehen. Wenn ich darum bete, dass Gottes Wille geschehe, dann öffne ich meine Pläne und Wünsche, meine Begabungen und meine Schwächen für Gott. Er braucht mich zur Entwicklung und Vollendung seiner Schöpfung. Erst dann kann sich das Reich Gottes entwickeln, in der Nachfolge.

Der Himmel ist da, wo Gottes Wille geschieht. Wo wir Gottes Willen tun, da berühren sich Himmel und Erde. Oder da entfaltet sich der Himmel auf Erden. Und dabei ist uns eine Gewissheit immer schon geschenkt: Im Erfüllen seines Willens – in Freud und Leid – sind wir nie allein, sondern Jesus ist uns vorausgegangen und ist stets mitten unter uns.

So betrachtet kann die Vater-unser-Bitte „Dein Wille geschehe!“ auch mit jenen Worten des amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr (+ 1971) konkretisiert werden: „Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,  den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,  und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ – heute und jeden Tag aufs Neue bis in Ewigkeit.

5. Meditation:

Der Himmel auf Erden…

Gott, ich ahne ein bisschen vom Himmel
wo Versöhnung geschieht
wo Trost und Güte wohnen
wo es keine Tränen mehr gibt
wo alles Hoffen am Ziel ist
wo gequälte Herzen friedlich ruhn
wo der Starke dem Schwachen aufhilft
wo der Reiche dem Armen gibt
wo alle Menschen sind –
ein bisschen wie du!

Lieber Gott, lass mich anfangen! –
Hier und jetzt will ich
an diesem Himmel bauen.
Vollende du ihn am Ende der Zeit.
Der Himmel auf Erden ist überall,
wo Menschen von Liebe zu Gott,
zu ihren Mitmenschen
und zu sich selbst erfüllt sind.

Hildegard von Bingen.