1. Fastensonntag: Selig, die Frieden stiften

Fastenzeit 2014
5 Zusprüche in der Fastenzeit

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1. Fastensonntag: Selig, die Frieden stiften

Einleitung

In der Fastenzeit geht es um etwas Inneres und um etwas Äußeres. Damit sich nach außen hin etwas verändern kann, braucht es die Umwandlung des Herzens.
Der Liturgiekreis möchte uns für die Fastenzeit in diesem Jahr Impulse zu einer inneren und äußeren Umwandlung aus den Seligpreisungen geben, damit wir von der Osterfreude so richtig erfüllt werden können.

Heute, am 1. Fastensonntag, wird uns zugerufen:
„Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder genannt werden!“

Wenn es keinen Frieden gibt, was ist dann alles andere noch wert?
Der Friede ist ein zerbrechliches Gut. Wir hören ständig von Konflikten, Anschlägen und Kriegen. Das Leid tragen meist Unschuldige. Aber auch im Kleinen kennen wir Unfrieden, Streit und Auseinandersetzungen. Ein schöner Schritt in die Fastenzeit wäre doch, ein Zeichen des Friedens zu setzen und sich mit jemandem zu versöhnen, mit dem wir im Streit sind, mit dem wir uns nicht gut vertragen oder den wir nicht leiden können. Schleppen wir doch den Groll, der uns nur verbittert, nicht mit uns herum. Befreien wir uns davon, eröffnen wir den Frieden im Kleinen, in unserer Partnerschaft und Familie, an unserem Arbeitsplatz, in unserer Nachbarschaft. Denn wie Karl Jaspers sagt: „Der Weltfriede beginnt im eigenen Haus!“
Für das Frieden Stiften in der Fastenzeit soll uns die Eucharistiefeier jetzt ermuntern und Kraft geben.

Lesung aus dem Brief des Jakobus (Jak 3,13-14; 16-18)
Wer von euch ist weise und verständig? Er soll in weiser Bescheidenheit die Taten eines rechtschaffenen Lebens vorweisen.
Wenn aber euer Herz voll ist von bitterer Eifersucht und von Ehrgeiz, dann prahlt nicht und verfälscht nicht die Wahrheit!
Wo nämlich Eifersucht und Ehrgeiz herrschen, da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art.
Doch die Weisheit von oben ist erstens heilig, sodann friedlich, freundlich, gehorsam, voll Erbarmen und reich an guten Früchten, sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht.
Wo Frieden herrscht, wird (von Gott) für die Menschen, die Frieden stiften, die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut.

Evangelium (Joh 18,1- 4; 19-21)
In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte?
Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte
und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.
Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.
Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal?
Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.

Predigt von Pfarrer Dietmar Stipsits:
Liebe ChristInnen!

„Selig, die Frieden stiften, denn Sie werden Töchter und Söhne Gottes genannt werden“, lautet der erste Zuspruch unseres heurigen Fastenweges. Frieden zu stiften ist in meinen Augen dann möglich, wenn ich bereit zur Versöhnung bin. Ich kann mich mit meinen Mitmenschen nur dann versöhnen, wenn ich bereit bin, ihnen zu vergeben; zu vergeben, was sie mir angetan haben.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit Vergebung geht, aber ich sehe es oft bei mir, dass ich zwar vergeben möchte, mir aber wirkliche Vergebung nicht gelingt. Ich strenge mich also mit meinem Willen intensiv an zu vergeben, spüre aber in mir, dass die Verletzung weiter in mir bohrt. Und wenn ich dann der-/demjenigen im Alltag begegne, der/die mich so verletzt hat, dann fühle ich mich meist wie gelähmt, mein Atem stockt, meine Stimme fängt zu zittern an, mein Herz schlägt schneller.

P. Anselm Grün OSB, Benediktinerpater in der deutschen Abtei Münsterschwarzach, meint, dass vier Schritte notwendig sind, um Frieden zu stiften, um Versöhnung zu ermöglichen (vgl. Anselm Grün, Vergib dir selbst, Vier-Türme-Verlag Münsterschwarzach, 1999, 42 – 46). Und er mahnt dabei, keine der vier Schritte zu überspringen. Er ist davon überzeugt, nur der kann wirklich von Herzen zum Friedensstifter werden, der diese vier Schritte der Versöhnung der Reihe nach setzt.
Der erste Schritt zur Versöhnung besteht darin, dass ich mir nochmals den Schmerz bewusst mache, den der andere uns zugefügt hat. Oft ist es ja so, dass ich die Verletzung gar nicht wirklich wahrgenommen, sondern verdrängt habe. Irgendwie hat mich jemand verletzt. Aber kurz darauf war ich schon wieder mit anderen Dingen beschäftigt und verdränge damit die Situation, die mich verletzt hat. Mir ganz klar und deutlich erneut bewusst zu machen, wie gemein und unfair ich behandelt wurde, ist der erste Schritt hin zum Frieden.

Der zweite Schritt: Wut und Ärger und Zorn zulassen! Mein Zorn und meine Wut können mir dabei helfen, die Verletzung, die mir der andere angetan hat, wieder aus meinem Herzen hinauszuwerfen. Ich brauche eine gesunde Distanz zu dem, der mich verletzt hat, damit ich ihm wieder in die Augen schauen können. Zeit ist also notwendig, um meinen Zorn Raum zu geben.

Wenn ich meine Wut zugelassen habe, wird es mir besser gelingen, objektiv die Verletzung anzuschauen (dritter Schritt) und zu klären, ob mich der andere bewusst verletzen wollte oder ob er womöglich eine alte Wunde in mir neu aufbrechen hat lassen.

Dann erst kann ich den letzten, vierten Schritt setzen, nämlich mich von der Macht des anderen zu befreien. Solange ich jener Person, die mich verletzt hat, nicht vergebe, gebe ich ihm Macht über mich, bin ich innerlich immer noch an ihn gebunden. Sobald ich an ihn denke, kommen immer und immer wieder Gefühle des Hasses und der Verzweiflung in mir hoch. Wenn ich an meinem Hass festhalte, wird mich mein Hass auf Dauer zerfressen. So kann ich keinesfalls Frieden stiften, weder mit mir selbst noch mit dem, der mich verletzt hat.

Nein, ich muss zuletzt bereit sein, zu vergeben. Und dadurch befreie ich mich von der Macht des anderen und von seinem mich vergiftenden Einfluss. Da ist dann Vergebung auch keine Überforderung, sondern ich spüre in meinem Innersten, dass das Vergeben können mir selber gut tut, mich befreit, mich heil macht.

Vier Schritte, um Frieden zu stiften, heute und jeden Tag aufs Neue und bis in Ewigkeit.

Meditation

Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst.
Marie von Ebner Eschenbach

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.
Mahatma Gandhi

Der Friede ist das Meisterstück der Vernunft.
Immanuel Kant

Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt, wird die Welt Frieden finden.
Jimi Hendrix

Oder:

Wenn Licht in der Seele ist,
ist Schönheit im Menschen.
Wenn Schönheit im Menschen ist,
ist Harmonie im Haus.
Wenn Harmonie im Haus ist,
ist Ordnung in der Nation.
Wenn Ordnung in der Nation ist,
ist Frieden in der Welt.

Aus China