4. Fastensonntag: Selig, die ein reines Herz haben

Fastenzeit 2014
5 Zusprüche in der Fastenzeit

4. Fastensonntag: „Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen!“

Einleitung

Selig4_BarmherzigIn der Fastenzeit geht es um etwas Inneres und um etwas Äußeres. Damit sich nach außen hin etwas verändern kann, braucht es die Umwandlung des Herzens.

Der Liturgiekreis möchte uns für die Fastenzeit in diesem Jahr Impulse zu einer inneren und äußeren Umwandlung aus den Seligpreisungen geben, damit wir von der Osterfreude so richtig erfüllt werden  können.

Heute, am 4. Fastensonntag, wird uns zugerufen:
„Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen!“

Damit wir es ja nicht vergessen, betonen wir Sonntag für Sonntag die Notwendigkeit der Umwandlung unseres Herzens. Das menschliche Herz sieht oft wie ein Restmülleimer aus, mit allem Möglichen drin. Manchmal schlummern die bösen Gedanken bloß vor sich hin, aber wenn wir nicht aufpassen, können unsere Leidenschaften, unser Zorn, unsere Ängste und Vorurteile leicht aufgeweckt werden und sie nehmen sogar überhand. Wir vergessen, dass eigentlich Christus in unserem Herzen wohnt.

Im “Kleinen Prinzen” verrät der Fuchs das Geheimnis: “Man sieht nur mit dem Herzen gut.” – Aber nur mit einem reinen Herzen sehen wir die Unschuld und die Güte des anderen Menschen oder geben ihm eine weitere Chance. Nur mit einem reinen Herzen schauen wir auch Gott. Diese Eucharistiefeier soll uns dazu wieder einen Schritt näher bringen.

Lesung aus den Sprüchen (4, 20-23)

Mein Sohn, achte auf meine Worte, / neige dein Ohr meiner Rede zu!
Lass sie nicht aus den Augen, / bewahre sie tief im Herzen!
Denn Leben bringen sie dem, der sie findet, / und Gesundheit seinem ganzen Leib.
Mehr als alles hüte dein Herz; / denn von ihm geht das Leben aus.

Evangelium: Joh 14,1-7

Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?

Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr.

Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.

Predigt von Pfarrer Dietmar Stipsits

Liebe ChristInnen!

„Selig/Glücklich, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen.“ (Mt 5,8) Ich weiß nicht, wie es Ihnen dabei geht, aber ich denke im ersten Moment sofort an: „Jesus möchte, dass ich perfekt bin!“ Und das Wort Reinheit beginnt in mir zu arbeiten und zu bohren. Nein, rein – in diesem Sinne – fühl ich mich ganz und gar nicht, nicht nur weil beim Wort Reinheit sehr schnell auch der ganze Themenkreis Sexualität stark mitschwingt, sondern ebenso meine Selbstzweifel, meine Unzulänglichkeiten, meine ganzen Schuldgefühle, meine Fehlerhaftigkeit. Meint Jesus derartiges, wenn er vom reinen Herzen spricht?

Schau ich auf das Leben Jesu, entdecke ich einen ganz anderen Jesus, einen Jesus, der nicht unberührbar ist, „rein“, sozusagen unter dem Schutz einer Glasglocke. Nein, Jesus lässt sich ganz bewusst und ausdrücklich von Unreinen berühren, wodurch er nach der damaligen Tradition selber unrein wurde. Dieser Jesus lässt sich berühren von Aussatz und Blutfluss, bricht immer wieder das Sabbatgebot, erkennt die Not von Zöllner, Ausgeschlossenen und Sündern. Dieser Jesus handelt immer wieder barmherzig.

Ich bin überzeugt, genau darum geht es Jesus, wenn er uns einladet, ein reines Herz zu haben. Er möchte, dass wir Menschen sind, die barmherzig handeln, sich selbst und anderen gegenüber. Bischof Kamphaus, der frühere Bischof von Limburg, erläutert sehr gut, was auch ich unter „Barmherzigkeit“ verstehe, wenn er sagt: „Deshalb hat Kirche dort, wo Menschen in Not sind, zunächst nichts anderes zu tun, als ihnen in dieser Not beizustehen. Das Vorbild Jesu verbietet uns, mit den Notleidenden zunächst über Volkszugehörigkeit und Kirchenmitgliedschaft, über Weltanschauung und Wertvorstellungen im Sexualverhalten zu diskutieren und unsere Hilfe an das Ergebnis solcher Gespräche zu knüpfen.“

Genau das bedeutet für mich, „ein reines Herz zu haben“. Wo ich mich bemühe, zum Werkzeug von Gottes Barmherzigkeit zu werden, wo ich mich von Gottes Herzschlag berühren lasse, und seinen Herzschlag mit meinem verbinde, da geschieht das Wichtigste und Eigentliche. Ja, nur jene Menschen werden tatsächlich Gott schauen, die bereit sind, gelebte Barmherzigkeit alltäglich zu verwirklichen.

Oder nochmals anders formuliert mit den Worten Ghandi’s: „In den Zeiten, die kommen werden, werden die Menschen uns nicht einschätzen nach dem Glauben, zu dem wir uns bekennen, oder nach der Bezeichnung, die wir tragen, oder nach den Losungen, die wir schreien, sondern nach unserer Arbeit, unserem Fleiß, unserer Opferbereitschaft, unserer Aufrichtigkeit und der Reinheit unseres Charakters. Sie werden wissen wollen, was wir tatsächlich für sie getan haben.“ Ja, glücklich, die ein solches reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen – heute und jeden Tag aufs Neue, bis in Ewigkeit.

Meditation (oder Schlussgedanken)

Gott, schaffe mich neu: Gib mir ein Herz, das dir völlig gehört, und einen Geist, der beständig zu dir hält. Und so kann ich vielleicht die Worte des Schriftstellers Fred Wander in die Tat umsetzen:

„Wenn Du einem Menschen begegnest,
soll er mit einem Lächeln weitergehen,
und sein Puls soll um drei Grade stärker schlagen,
weil Du ihm eine Ahnung von seinen verborgenen Kräften
und den in ihm schlummernden Ideen verschafft hast.“
(Fred Wander)