Aschermittwoch 2015: Unser Kreuzweg heute

Aschermittwoch 2015:

Passion 2015: Unser Kreuzweg heute

1. Einzug: in Stille (Pfarrer trägt Asche beim Einzug mit und stellt diese vorne in der Mitte des Altares hin.)

2. Liturgische Eröffnung
Beginnen wollen wir diese Fastenzeit mit dem Aschenkreuz, mit dem Zeichen, dass jedeR von uns bereit ist, sich neu auf Gott hin auszurichten, dass wir uns bemühen werden, Jesu Handeln zu unserem Handeln werden zu lassen. Daher steht auch heuer wieder das Bezeichnen mit dem Aschenkreuz im Mittelpunkt unseres Gottesdienstes.

3. Einführung

Mit dem heutigen Tag beginnt die Fastenzeit. Wie in den vergangen Jahren wollen wir die Gottesdienste der kommenden fünf Fastensonntage unter ein gemeinsames Motto stellen. Für heuer hat sich der Liturgieausschuss das Thema „Passion 2015 – unser Kreuzweg heute“ gewählt.

Der Kreuzweg als Symbol für die heutigen Leiden, als Symbol für die heutigen Belastungen. In den kommenden fünf Fastensonntagen wollen wir jeweils ein Thema behandeln, das uns für die heutige Zeit bedeutsam erscheint.

  1. Fastensonntag: Armut und Gerechtigkeit – materielle Defizite
  2. Fastensonntag: Krankheit – physische Defizite
  3. Fastensonntag: Angst – psychische Defizite
  4. Fastensonntag: Beziehungen – soziale Defizite
  5. Fastensonntag: Sinnsuche – Orientierungsdefizite

Wir wollen diese Defizite aufzeigen – benennen – und gleichzeitig Impulse bieten, wie jeder für sich mit diesen Defiziten umgehen könnte. Wie jeder für sich seine Fastenzeit gestalten könnte.

Sie sind daher recht herzlich einladen, mit uns im Rahmen der Sonntagsliturgie diesen Kreuzweg mitzufeiern.

4. Als Kyrie: GL 437/1 – 4

5. Tagesgebet:
Ich möchte regelmäßig Zeit finden für dich, guter Gott! Ich möchte mir die Zeit nehmen für dein Wort, um dich besser kennen zu lernen. Ich möchte deine Nähe spüren und deine Stille in deinem Angesicht aushalten, bis ich in meinem Herzen höre, was du mir sagen willst. Ich bin sicher, dass deine Nähe mich verändert und frei macht für das wirkliche Leben. Gott, du bist das Leben, lass es mich in deiner Nähe einatmen. Ich möchte regelmäßig Zeit finden für dich, damit ich das wahre Glück in meinem Leben finde, du unser Gott in Zeit und Ewigkeit.

6. Lesung aus dem Buch der Psalmen (Ps 13)

Wie lange noch, Jahwe,
vergisst du mich ganz?
Wie lange noch
verbirgst du dein Gesicht vor mir?
Wie lange noch muss ich
Schmerzen ertragen in meinem Innersten,
in meinem Herzen Kummer Tag für Tag?
Wie lange noch darf mein Feind
über mich triumphieren?

Blick doch her, erhöre mich,
Jahwe, mein Gott,
erleuchte meine Augen,
damit ich nicht entschlafe und sterbe,
damit mein Feind nicht sagen kann:
„Ich hab ihn überwältigt“,
damit meine Gegner nicht jubeln,
weil ich ihnen erlegen bin.

Ich aber vertraue auf deine Gnade,
mein Herz soll über deine Hilfe frohlocken. Singen will ich Jahwe,
denn er handelt an mir.

7. Lied: GL 266/1-3.

8. Fastenzeit 2015 konkret (Predigt von Pfarrer Dietmar D. Stipsits):

Liebe ChristInnen!

Defizite begleiten uns ständig, ja, ein Leben lang. Egal wo wir sind oder hinschauen, überall entdecken wir Defizite, erleben wir Mangelerscheinungen bei uns selber und bei den anderen, in der Politik wie in der Wirtschaft, in unserer Kirche wie auch in der Schöpfung.

In der heurigen Fastenzeit hat der Arbeitskreis Liturgie unserer Pfarre die Idee erarbeitet, Sonntag für Sonntag verschiedene Defizite in unserem alltäglichen Leben unter dem Motto „Passion 2015 – Unser Kreuzweg heute“ näher anzuschauen.
Ich erlebe es oft in Gesprächen, wie wir es eben in der Lesung aus dem Buch der Psalmen anfangs gehört haben, nämlich dass viele Menschen bei ihren eigenen Defiziten oder jenen der Mitmenschen steckenbleiben. In der Lesung war es das Defizit der Gott-Ferne, dass also dem Beter im Psalm 13 Gott abhanden gekommen ist, der Beter Gott nicht mehr spüren kann in seinem Leben.

Am Ende des Psalms entdecke ich, dass es immer einen Weg gibt, ein Problem zu lösen, Defizite zu beseitigen oder zumindest zu verändern. In diesem Fall ist es sogar ein anderer, der handelt. Gott selber, so erfährt es der Beter, ist es, der handelt, damit das Defizit der Gott-Ferne ein Ende findet, der Beter sich wieder in der Nähe Gottes weiß.

Genau dazu möchte uns alle der Arbeitskreis Liturgie unserer Pfarrgemeinde in der heurigen Fastenzeit motivieren, Defizite beim Namen zu nennen, wie der Psalmist, sie näher zu beleuchten, um zu sehen, was bewirken sie. So kann ich schließlich Wege finden, Defizite zu bearbeiten, sie zu verändern, und womöglich sogar ganz zu beseitigen.

Defizite begleiten uns ständig, ja. Als Christ vertraue ich jedoch darauf, dass ich damit nicht allein gelassen werde, sondern dass es einen gibt, der bis zum Letzten an meiner Seite ist, meinen Kreuzweg mit mir geht. Dass einer so um mich besorgt ist, dass er alles für mich gibt, sogar sein eigenes Leben, damit ich an Defiziten nicht verzweifle, sondern spüre – wie in Psalm 13 -, dass Gott auch an mir handelt und mich aufrichten möchte – jeden Tag aufs Neue bis in Ewigkeit.

9. Überleitung zum Aschenkreuz:
Leben spendender Gott, die letzten grünen Zweige, mit denen wir Jesus am vergangenen Palmsonntag verehrt haben, sind verglüht und zu Asche geworden. Holzasche, Reste des Feuers, fruchtbarer Abfall, aus dem neues Leben entstehen kann, diese Asche bringen wir hierher. Wir wollen uns damit bezeichnen als Ausdruck des Umdenkens, der Umkehr und als Zeichen auf der Suche nach dir, dem Gott unseres Lebens.

Leben-spendender Gott: Gib deinen Segen uns, damit wir auf deinen Wegen gehen, die uns führen zu mehr Achtsamkeit, zu einem Leben in Freiheit und Fülle, Gott, Vater, Sohn und Hl. Geist.

10. Austeilen des Aschenkreuzes – Spruchvorschläge:

Kehr um und glaub an die Frohe Botschaft!
Kehr um zu Gott, er befreit dich zum Leben!
Kehr um, Gott macht dich frei!
Ändere dich, Gott gibt dir Kraft dazu!
Verzweifle nicht, Gott gibt dir Kraft!
Kehr um, Gott kommt dir entgegen!
Kehr um zu Gott, und sei achtsam!
Sei nicht beliebig,
sondern gestalte dein Leben mit Gott!

11. Während der Austeilung des Aschenkreuzes: instrumental und am Ende der Austeilung: Lied: GL 266/4 – 7.

12. Meditation – Der Kreuzweg Jesu

Weil ER sich vor uns bückt,
können wir einander
groß sein lassen.

Weil ER sich schenkt,
können wir das Rechnen
vergessen.

Weil ER teilt,
können wir die leeren Hände
der Schwestern und Brüder füllen.
Weil ER Herrschaft nicht ausspielt,
können wir einander begegnen –
ohne Angst.

Weil ER stirbt,
können wir leben
mit dem Tod.

Weil sein Blut den Bund besiegelt,
können wir sicher sein,
dass kein Mensch verloren geht.

aus: E. Beck, Gemeindebibel. Die Lesungen und Evangelien der Messfeier an Sonn- und Feiertagen, Verlag Kath. Bibelwerk, Stuttgart 2004, 322.

13. Fürbitten
Gott, der Kreuzweg Jesu lässt uns auch auf unsere eigenen Kreuzwege blicken, die wir mit deiner Kraft bestehen. Wir rufen zu dir:

• Für alle, die in unseren Wirtschaftsmärkten, Unternehmen und in der Arbeitswelt keinen Platz finden: Lass sie den passenden Platz finden.
• Für alle, die in welcher Weise auch immer krank sind und leiden: Lass sie gesund werden und schenke ihnen Menschen, die ihnen dabei helfen.
• Für alle, die allein und auf sich gestellt sind, für alle, die Angst haben vor dem Leben: Lass sie deine Güte spüren.
• Für alle, die sich nicht an Regeln des gemeinschaftlichen Lebens halten: Schenk ihnen den Geist der Gemeinschaft und der Nächstenliebe.
• Für alle, die den Glauben an dich, Gott, als den Sinn des Lebens verloren haben: Unterbrich ihre Gottverlassenheit durch deine Zuneigung und lass sie so Sinn in ihrem Leben entdecken.

Gott, in den Kreuzwegen unseres Alltages glauben wir, oft verzweifeln zu müssen. Du lässt uns auch im Leiden nicht alleine, weil du uns zu einem Leben führen möchtest, dass Sinn schenkt und Freude und Geborgenheit. Lass uns daran glauben durch Christus, unsern Herrn.

14. Vater unser

15. Segen:
Du Gott des Aufbruchs segne mich,
wenn ich dein Rufen vernehme,
wenn deine Stimme lockt,
wenn dein Geist mich bewegt
zu Aufbruch und Neubeginn.

Begleite und behüte mich,
wenn ich aus Abhängigkeiten entfliehe,
wenn ich mich von Gewohnheiten verabschiede,
wenn ich festgetretene Wege verlasse,
wenn ich dankbar zurückschaue
und doch neue Wege gehe.

Wende mir dein Angesicht zu,
wenn ich Irrwege nicht erkenne,
wenn Angst mich befällt,
wenn Umwege mich ermüden,
wenn ich Orientierung suche
in den Stürmen der Unsicherheit.
Sei mit mir unterwegs zu mir selbst,
zu den Menschen, zu dir,
Gott Vater, Sohn und Hl. Geist.

nach: Müller P., Texte zur Bibel.

16. Auszug: in Stille.