3. Fastensonntag: Gesund lebt, wer auf jede Art von Gewalt verzichtet

Fastenzeit 2017:
„Gesund lebt, wer Freude hat an der Weisung des Herrn.“
Mensch, wo bist du? Gott, wo bist du?

Jeden Sonntag hören wir eine Weisung, die uns gut tut, die uns gesund machen kann.

 

3. Fastensonntag:
Gesund lebt, wer auf jede Art von Gewalt verzichtet.

Einleitung

Im Psalm 1 hören wir:
Glücklich sind die Frau, der Mann, die nicht nach den Machenschaften der Mächtigen gehen, nicht auf dem Weg der Gottlosen stehen noch zwischen Gewissenlosen sitzen, sondern ihre Lust haben an der Weisung Gottes, diese Weisung murmeln Tag und Nacht. Wie Bäume werden sie sein – gepflanzt an Wasserläufen, die ihre Frucht bringen zu ihrer Zeit, und ihr Laub welkt nicht. Was immer sie anfangen, es führt zum Ziel. (Bibel in gerechter Sprache)

An den letzten Sonntagen haben wir vom „Klein sein dürfen und vom Loslassen gehört“ und diesem nachgespürt.

Diese erscheinen mir ebenso, wie die Botschaft von heute als eine Art Gegenmodell zu unserer heutigen Gesellschaft: Gewinn, Fehlerintoleranz und Besitz, Ellbogentechnik anwenden, um die eigenen Ziele zu erreichen, scheinen gängige Erfolgsmodelle zu sein.

Menschen, die hart gegenüber anderen sind, nur ihre Fehler sehen, um selber gut dazustehen, kennen wir alle. Das kennen wir auch von uns.

In der Nähe von Menschen, die mit Härte und Strenge gegen sich und Predigt von Pfarrer Dietmar D. Stipsits andere vorgehen, fühle ich mich aber nicht wohl.

Gewalt ist allgegenwärtig und nicht nur in Kriegssituationen am Fernsehbildschirm zu sehen. Gewalt begegnet uns in Worten, Bildern, sexistischen Witzen. Aber auch die Kirche ist nicht gewaltfrei, weil sie von Menschen „bewohnt“ ist.

Neid, Eifersucht, Hass und Gewalt können ein Herz, einen Menschen, ja sogar Beziehungen krank machen. Das Leben wird mit einem harten Herz nicht lebenswert.

Die Lesung aus dem Buch Exodus und Jesus selbst möchte uns ermutigen einen anderen, alternativen, christlichen Weg zu gehen. Einen Weg, der uns und unsere Gesellschaft gesund werden lässt!

Ja, auch in unserer Welt heute kannst du auf Gewalt verzichten. Dir ein weiches Herz bewahren, heißt nicht ein Weichei zu sein.

Ein weiches Herz bewahren heißt vielmehr: den Menschen, seine Absicht, seinen guten Willen, seinen Wert von Gott her zu sehen.

Auf alle Mittel und Methoden der Gewalt zu verzichten bewahrt ein weiches, ein sanftes Herz, das nicht unter der Härte zerspringt, sondern für die Schwachen schlägt.

Sein Herz frei zu halten von allem Schädlichen,  … nicht eifersüchtig oder neidisch zu sein, weder einer Feindschaft noch dem Hass noch der üblen Nachrede Raum bieten…

In der heutigen Eucharistiefeier möchten wir wieder der zentralen Frage nachgehen, wo wir selbst stehen und uns auf die Suche machen, wie wir auf jede Art von Gewalt verzichten können, um neu leben und neu lieben zu lernen.

 

Lesung vom Tag: Ex 17,3-7

Evangelium vom Tag: Joh 4, 5-42 (Jesus am Brunnen mit der samaritischen Frau)

Predigt von Pfarrer Dietmar D. Stipsits

Liebe ChristInnen!

„Gesund lebt, wer auf jede Art von Gewalt verzichtet.“ Der Bischof von Rom, Papst Franziskus hat zum Weltfriedenstag, also anlässlich des 01. Jänners 2017, in seiner Botschaft zu diesem Weltfriedenstag sehr treffend das Thema „Gewalt“ analysiert hat und meint, dass wir uns derzeit in einem „stückweisen Weltkrieg“ befinden. Er schreibt:

„Das vergangene Jahrhundert ist von zwei mörderischen Weltkriegen verwüstet worden und hat die Bedrohung eines Atomkriegs sowie eine große Anzahl weiterer Konflikte erlebt, während wir heute leider mit einem schrecklichen „stückweisen“ Weltkrieg zu tun haben.

In jedem Fall verursacht diese Gewalt, die „stückweise“ auf unterschiedliche Arten und verschiedenen Ebenen ausgeübt wird, unermessliche Leiden, um die wir sehr wohl wissen: Kriege in verschiedenen Ländern und Kontinenten; Terrorismus, Kriminalität und unvorhersehbare bewaffnete Übergriffe; Formen von Missbrauch, denen die Migranten und die Opfer des Menschenhandels ausgesetzt sind; Zerstörung der Umwelt. Und wozu das alles? Erlaubt die Gewalt, Ziele von dauerhaftem Wert zu erreichen? Löst nicht alles, was sie erlangt, letztlich nur Vergeltungsmaßnahmen und Spiralen tödlicher Konflikte aus, die allein für einige wenige „Herren des Krieges“ von Vorteil sind?“

Und Papst Franziskus meint dann: „Die Gewalt ist nicht die heilende Behandlung für unsere zerbröckelte Welt. Auf Gewalt mit Gewalt zu reagieren führt bestenfalls zu Zwangsmigrationen und ungeheuren Leiden, denn große Mengen an Ressourcen werden für militärische Zwecke bestimmt und den täglichen Bedürfnissen der Jugendlichen, der Familien in Not, der alten Menschen, der Kranken, der großen Mehrheit der Erdenbewohner entzogen.“

Was kann ich ganz konkret also tun, um diese Spirale der Gewalt zu beenden, die ich derzeit in unserer Welt, in unserem Europa, auch in unserem Österreich, ja selbst in unseren Pfarrgemeinden erleben und erleiden muss? Phil Bosmans, belgischer katholischer Ordensmann und Verfasser geistlicher Schriften, zeigt mir einen sehr guten Weg, wie ich auf jede Art von Gewalt verzichten kann. Er schreibt:

„Sei immer und überall ein Werkzeug des Friedens!
Bring Liebe, wo Hass ist; Freude, wo Kummer;
Hoffnung, wo Verzweiflung; Licht, wo Finsternis.
Was nützt alle Abrüstung, wenn wir uns nicht ändern,
wenn wir nicht in unserem Herzen Frieden machen
mit Gott und mit allen Mitmenschen.
Liebt einander: ehrlich und ohne Hintergedanken.
Das ist der einzige Weg zu wirklichem Frieden.
Es gibt keinen anderen.“

Phil Bosmans, Leben jeden Tag, Verlag Herder,
Freiburg im Breisgau 2008, Seite 141.

Gesund lebt, wer auf jede Art von Gewalt verzichtet – heute und morgen und bis in Ewigkeit.

 

Fürbitten:

Immer wieder sind wir vor Herausforderungen des Lebens gestellt, in denen wir, barmherziger Gott, deine Hilfe brauchen.

  1. Wenn wir emotional gefangen sind, schicke uns Menschen, die uns aus der Gewaltspirale unserer Gedanken herausführen.
    WIR BITTEN DICH…
  2. Wenn wir uns selber und unseren Mitmenschen gegenüber hart sind, schicke uns ein Wort, das uns berührt und „weich“ macht.
    WIR BITTEN DICH…
  3. Wenn in unserer Pfarrgemeinde harte Worte fallen, lass uns nicht hochmütig werden und schenke uns die Gnade der Versöhnung.
    WIR BITTEN DICH…
  4. Wenn wir neidisch und eifersüchtig sind, schenke uns die Einsicht, dass unser Leben ein Geschenk ist und ein erfülltes, gesundes Leben mit Neid und Eifersucht nicht vereinbar sind.
    WIR BITTEN DICH…
  5. Schenk uns den Willen, unsere Gesellschaft in Richtung Gewaltlosigkeit umzubauen und lass uns bei uns beginnen.
    WIR BITTEN DICH…

Denn du zeigst uns, wie unser Leben gelingen kann, durch Christus unseren Bruder. Amen.

 

Meditation:

Gewaltig Gott
War dein Auftritt
Mitunter
Nicht immer
leise und sanft
willst du zu mir
kommen
mich schütteln
aus der Bequemlichkeit
mich reißen
aus der Spirale
von Besserwissen und Neid
komm zu mir
leise und sanft
damit ich weich und Herz-ig
werde.

(Heike Bauer-Hoffmann)