Aschermittwoch 2019: Ich nehme dieses Leben an, so wie es ist

Aschermittwoch 2019
Ich nehme dieses Leben an, so wie es ist
(Mein „ja“ zu meinem Lebensweg)

  1. Einzug: in Stille (Pfarrer trägt Asche beim Einzug mit und stellt diese vorne in der Mitte des Altares hin.)
  2. Liturgische Eröffnung
  3. Einführung
  1. Kyrie: GL 163,4
  1. Tagesgebet:

Nicht mehr länger
hinter meinen Entfalungsmöglichkeiten bleiben
in meiner Sehnsucht
meine Lebensaufgabe entdecken

Nicht mehr länger
allein unterwegs sein
Verbündete suchen
die miteinander ergründen
wofür es sich lohnt zu leben

Nicht mehr länger
Resignation nähren
sondern Hoffnungslieder anstimmen
die von der Globalisierung
der Mitmenschlickeit erzählen

Nicht mehr länger
mich lähmen lassen
von der Ohnmacht
miteinander unsere Sehnsucht entfalten

hier und jetzt – und bis in Ewigkeit. 

(Pierre Stutz, Der Stimme des Herzens folgen. Jahreslesebuch, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2005, 112.)

 

  1. Lesung: 2 Sam 22,1.22-33

David sang dem Herrn an dem Tag,
als ihn der Herr aus der Gewalt all seiner Feinde
und aus der Gewalt Sauls errettet hatte, folgendes Lied:
Denn ich hielt mich an die Wege des Herrn
und fiel nicht ruchlos ab von meinem Gott.
Ja, ich habe alle seine Gebote vor Augen,
weiche von seinen Gesetzen niemals ab.
Ich war vor ihm ohne Makel,
ich nahm mich in Acht vor der Sünde.
Darum hat der Herr mir vergolten,
weil ich gerecht bin
und weil ich rein bin vor seinen Augen.
Gegen den Treuen zeigst du dich treu,
an dem Aufrichtigen handelst du recht.
Gegen den Reinen zeigst du dich rein,
doch falsch gegen den Falschen.
Dem bedrückten Volk bringst du Heil,
doch die Blicke der Stolzen zwingst du nieder.
Ja, du bist meine Leuchte, Herr.
Der Herr macht meine Finsternis hell.
Mit dir erstürme ich Wälle,
mit meinem Gott überspringe ich Mauern.
Vollkommen ist Gottes Weg,
das Wort des Herrn ist im Feuer geläutert.
Ein Schild ist er für alle,
die sich bei ihm bergen.
Denn wer ist Gott als allein der Herr,
wer ist ein Fels, wenn nicht unser Gott?
Gott ist meine starke Burg,
er gab mir meinen Weg ohne Hindernis frei.
Wort der Hl. Schrift.

  1. Lied:
  1. Evangelium: Lk 3,2-6

Da erging in der Wüste das Wort Gottes
an Johannes, den Sohn des Zacharias.
Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündigte dort überall
die Taufe des Umdenkens zur Vergebung der Sünden.
(So erfüllte sich,) was im Buch der Reden des Propheten Jesaja steht:
Eine Stimme ruft in der Wüste:
Bereitet dem Herrn den Weg!
Ebnet ihm die Straßen!
Jede Schlucht soll aufgefüllt werden,
jeder Berg und Hügel sich senken.
Was krumm ist, soll gerade werden,
was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden.
Und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt.

 

  1. Predigt von Pfarrer Dietmar Stipsits:

Liebe ChristInnen!

„Ich nehme dieses Leben an, so wie es ist“, lautet das Thema der heurigen Fastenzeit, vorbereitet wieder von unserem Arbeitskreis „Liturgie“. Ich könnte es pointiert auch formulieren mit „Mein ‚Ja‘ zu meinem Lebensweg“. An den fünf Fastensonntagen werden die Mitglieder des Arbeitskreises „Liturgie“ diesen Weg beschreiten mit fünf Wegmarkierungen: 1. Sich mit seiner Lebensgeschichte versöhnen. 2. Augenblick – im Jetzt das Leben erkennen. 3. Meinen Lebensweg bewusst gehen und positiven Werten Raum geben. 4. Das wertorientierte Gespräch und 5. Ich richte mich auf.

Ich empfinde es als schönste, aber zugleich auch schwierigste Aufgabe, die ich als Mensch zu lernen und zu meistern habe, ein Mensch zu sein und immer aufs Neue zu werden, der lebendig ist. Was ist der Sinn meines Daseins? Das hat doch keinen anderen Grund, als dass ich ein Mensch werde, der das Leben in sich spürt, und der es Schritt für Schritt lernt, dieses Leben in aller Buntheit und Vielfalt zum Blühen zu bringen.

Ich nehme dieses Leben an, so wie es ist, das bedeutet für mich ein dankbarer Mensch zu sein, dankbar, dass ich da bin und sein darf. Ich nehme dieses Leben an, so wie es ist, das bedeutet für mich den Reichtum und die Vielfältigkeit des Lebens zu bewundern und daraus zu schöpfen. Ich nehme dieses Leben an, so wie es ist, das bedeutet für mich, mich mit Leid, Krankheit, Schicksalsschlägen nicht einfach apathisch abzufinden. Ja, manche Krisenzeiten werde ich einfach nur durchleiden können, andere werden mich dazu führen, gestärkt und selbstbewusster und mit neuem Mut, als neuer Mensch aus der Krise herauszugehen. Ich nehme dieses Leben an, so wie es ist, das bedeutet für mich, meine Lust am Leben zu spüren, Zeit zu haben für Schönes, für Musik oder Tanzen, für Malen oder Sport, für Genießen oder Wandern, für Natur und Blumen…

Ich habe viele Menschen kennengelernt, die mir überaus gut vorgelebt haben, wie das „geht“, das Leben einfach anzunehmen, wie es ist. Spannend dabei war für mich die Erfahrung, dass diese Menschen oft nichts mit Kirche zu tun hatten, sich nicht engagierten in ihren jeweiligen Pfarrgemeinden. – Mir selber jedoch gelang und gelingt es mein Leben anzunehmen, wie es ist, weil ich mein Lebensfundament auf Gott gesetzt habe.

Für mich trifft zu, was wir vorhin in der Lesung aus dem 2. Buch Samuel gehört haben: Ja, du bist meine Leuchte, Herr. Der Herr macht meine Finsternis hell. Mit dir erstürme ich Wälle, mit meinem Gott überspringe ich Mauern. Ein Schild ist er für alle, die sich bei ihm bergen. Gott ist meine starke Burg, er gab mir meinen Weg ohne Hindernis frei.“ Das ist mein Lebensfundament, das ist mein Grund, weshalb ich mein Leben annehmen kann, wie es ist, weil Gott an meiner Seite ist, weil Gott mit mir ist.

Ich denke mir, die Fastenzeit ist eine gute Zeit, dass ich mir wieder mehr und deutlicher bewusst werde, mein Leben anzunehmen, zu meinem Leben „Ja“ zu sagen, so wie es war und ist. Die kommenden fünf Fastensonntagen werden mich und uns dabei behilflich sein, wie ich mein Leben positiv und mit viel Hoffnung und Zuversicht annehmen kann. Ich will das ganz konkret tun in der Verbundenheit mit Gott: „Mit dir erstürme ich Wälle, mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ (2 Sam 22,30) – gestern und heute und bis in Ewigkeit.

 

  1. Überleitung zum Aschenkreuz

Lebenspendender Gott, die letzten grünen Zweige, mit denen wir Jesus am vergangenen Palmsonntag verehrt haben, sind verglüht und zu Asche geworden. Holzasche, Reste des Feuers, fruchtbarer Abfall, Dünger, aus dem neues Leben entstehen kann, diese Asche bringen wir hierher. Wir wollen uns damit bezeichnen als Ausdruck des Umdenkens, der Umkehr und als Zeichen auf der Suche nach dir, dem Gott unseres Lebens.
Lebenspendender Gott: Gib deinen Segen uns, damit wir auf deinen Wegen gehen, die uns führen zu mehr Leben, Achtsamkeit und Versöhnung, Gott, Vater, Sohn und Hl. Geist.

 

  1. Austeilen des Aschenkreuzes – Spruchvorschläge:

Kehr um zu Gott, er schenkt dir Leben!
Kehr um und glaub an die Frohe Botschaft!
Kehr um zu Gott, er befreit dich zum Leben!
Kehr um, Gott macht dich frei!
Ändere dich, Gott gibt dir Kraft dazu!
Kehr um, Gott ist barmherzig!
Kehr um zu Gott, und sei achtsam!
Kehr um zu Gott und gestalte dein Leben!

  1. Während der Austeilung des Aschenkreuzes: instrumental;
    am Ende der Austeilung: Lied GL 266

 

  1. Meditation

Lebenswert leben
Wir haben die Möglichkeit,
unser Leben
von drei verschiedenen Richtungen her
prägen zu lassen:

Schauen wir zurück,
sind unsere Gedanken und Gefühle
auf die Vergangenheit konzentriert.
Sind es bittere Gedanken?
Sind es versöhnte Gedanken?

Schauen wir nach vorne,
werden wir planen und sorgen.
Haben wir Angst?
Können wir vertrauen?
Wie sieht das Leben in der Gegenwart aus?
Zerreißen die Lasten aus der Vergangenheit und die Sorgen der Zukunft?

Bewusst in der Gegenwart zu leben,
sie dankbar zu genießen,
kann ich nur,
wenn ich Frieden
über meinem bisherigen Leben gefunden habe und meine Zukunftsfrage geklärt ist.

Es gibt eine Hand,
die heilt und versöhnt.
Es gibt diese Hand,
die uns in die Zukunft hineinführt
und ewiges Leben schenkt.
Gott wurde Mensch
und reicht uns in seinem Sohn Jesus
seine Hand.

Aus: Gerdi und Claus-Dieter Stoll, Dankbar leben, SCM-Verlag, Holzgerlingen 2010, 88.

 

  1. Fürbitten

Guter Gott, du lebst mit uns und deshalb dürfen wir dem Leben trauen. Wir kommen zu dir mit all unseren Anliegen und bitten dich:

    • Für alle Christinnen und Christen: um einen lebendigen Glauben, der froh macht, der uns auch in schwierigen Situationen Halt gibt und Richtung weist.
      Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.
    • Für alle, die unterwegs sind auf den Wegen unserer Welt: um Schutz im Auf und Ab des Lebens und um ein Stück Heimat und Geborgenheit.
      Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.
    • Für alle, die nach einer Trennung oder dem Verlust eines Menschen neu anfangen müssen: um die Kraft, neue Wege zu entdecken, und um Menschen, die sie dabei begleiten.
      Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.
    • Für alle, die ihre Zeit und Kraft für ihre Mitmenschen einsetzen: um Segen für ihre Bemühungen und genügend Durchhaltevermögen, wenn Erfolg und Dank ausbleiben.
      Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.
    • Für alle, deren Alltag voller Mühe ist: um Sternstunden, um aufbauende Erfahrungen, die ihnen Kraft und Freude schenken, den Alltag zu meistern.
      Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

Denn du, Gott, begleitest uns auf all unseren Wegen, du schenkst uns Kraft und Zuversicht im Leben heute und bis in Ewigkeit.

 

  1. Vater unser
  2. Schlussgebet:

Hingabe leben
weil ich weiß
dass ich angenommen bin
und liebenswert
auch in all meiner Zerbrochenheit

Ja sagen zu meiner Geschichte
ich habe keine andere
trotz allem konnte
unendlich viel Gutes wachsen
auch in allem Verletztsein

Nicht Vergangenem nachtrauern
und nicht von Zukunftssorgen
mich bestimmen lassen
sondern im Augenblick
Licht und Schatten annehmen

Aufatmen
weil ich mich lassen kann
DIR überlassen – in Zeit und Ewigkeit.

(Pierre Stutz, Der Stimme des Herzens folgen. Jahreslesebuch, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2005, 145.)

 

  1. Segen:

Göttliche Kraft stärke deinen Rücken,
so dass du aufrecht stehen kannst,
wo man dich beugen will.

Göttliche Zärtlichkeit bewahre deine Schulter,
so dass die Lasten, die du trägst, dich nicht niederdrücken.

Göttliche Weisheit bewege deinen Nacken,
so dass du deinen Kopf frei hebst
und ihn frei dorthin neigen kannst,
wo deine Zuneigung vonnöten ist.

Göttliche Zuversicht erfülle deine Stimme,
so dass du sie erheben kannst, laut und klar.

Göttliche Sorgfalt behüte deine Hände,
so dass du berühren kannst, sanft und bestimmt.

Göttliche Kraft stärke deine Füße,
so dass du auftreten kannst, fest und sicher.

Göttlicher Segen sei mit dir,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

  1. Auszug in Stille