Aschermittwoch 2020: „Jesus bleibet meine Freude“

Aschermittwoch 2020
„Jesus bleibet meine Freude“

„Heilandsgesicht“ von Alexej von Jawlensky, 1922

Jesus bleibet meine Freude,
Meines Herzens Trost und Saft,
Jesus wehret allem Leide,
Er ist meines Lebens Kraft,
Meiner Augen Lust und Sonne,
Meiner Seele Schatz und Wonne;
Darum lass ich Jesum nicht
Aus dem Herzen und Gesicht.

  1. Einzug: Einspielen von Joh. Seb. Bach „Jesus bleibet meine Freude“
    (Choral aus BWV 147; Ton Koopman)
    Youtube >>

Pfarrer trägt Asche beim Einzug mit und stellt diese vorne in der Mitte des Altares hin.

  1. Liturgische Eröffnung
  2. Einführung

Fastenzeit als Vorbereitung auf die Kartage und Ostern. Jesus geht dem Leiden und selbst den Tod nicht aus dem Weg. So solidarisch ist er mit uns Menschen, mit mir. Welche Bedeutung hat der Gekreuzigte für mich und für mein Leben? Bleibe ich am Karfreitag stehen? Ist da für mich und für meinen Glauben das Ende? Oder trage ich in mir die Hoffnung, dass Gottes Liebe mich selbst durch den Tod hindurchträgt zum Leben in seiner ewigen Geborgenheit? Diese Fragen wollen uns durch die heurige Fastenzeit tragen und begleiten.

  1. Kyrie:
  2. Tagesgebet:

Liebender Gott, sei du uns bei all unseren Schritten nahe. Vergib uns, wenn es uns am Vertrauen fehlt, dass du alles zum Guten führst. Lass uns mit Rückschlägen, Leid und Schmerzen zurechtkommen. Erkennen lass uns das Gute im Leben, und das Alltägliche bewältigen. So bleibt Jesus unsere/meine Freude, so ist Jesus auch meines Lebens Kraft in Zeit und Ewigkeit.

  1. Lesung: Psalm 142,1-7a (Elberfelder Bibel)

Lesung aus dem Buch der Psalmen.
Mit meiner Stimme schreie ich um Hilfe zu dem Herrn,
mit meiner Stimme flehe ich zu dem Herrn.
Ich schütte mein Anliegen vor ihm aus, meine Not erzähle ich vor ihm.
Als mein Geist in mir ermattete, da kanntest du meinen Pfad.
Auf dem Weg, den ich wandle, haben sie mir heimlich eine Schlinge gelegt.

Schau zur Rechten, und sieh:
Ich habe ja niemand, der etwas von mir wissen will;
verloren gegangen ist mir jede Zuflucht, niemand fragt nach meiner Seele.
Zu dir habe ich um Hilfe geschrien, Herr!

Ich habe gesagt:
Du bist meine Zuflucht, mein Teil im Land der Lebendigen.
Horche auf mein Schreien, denn ich bin sehr schwach.
Die Gerechten werden mich umringen, wenn du mir wohlgetan hast.

Wort der Hl. Schrift.

  1. Lied: GL 437 Meine engen Grenzen
  2. Evangelium: Joh 3,15-17

Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat,
so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt,
in ihm ewiges Leben hat.
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht,
sondern ewiges Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

  1. Predigt (Pfarrer Dietmar Stipsits):

Liebe ChristInnen!
„Jesus bleibet meine Freude“? Wir beginnen doch heute mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit. Weshalb dieses Motto von unserem Arbeitskreis Liturgie für unseren heurigen Fastenzeit-Weg? Passt denn dieser Choral von Johann Sebastian Bach wirklich dafür? – Ich finde, er passt perfekt. Mit den fünf Fastensonntagen bereiten wir uns vor auf die Kar- und Ostertage. Wir fragen uns heuer im Besonderen, was dieses Kreuz, was diese Leidensgeschichte von Jesus überhaupt mit mir und mit meinem Leben zu tun hat? Und dieses Kreuz besteht aus zwei Ballken. Für mich die Botschaft, dass Leiden und Hoffen zusammengehören, dass Glaube zur Liebe führt, dass mein Leben hier und jetzt ein Ziel hat, dass mein Leben ewig sein wird in Gott.

Und damit hab ich schon die Themen für die fünf Fastensonntage angesprochen: Leid, Hoffnung, Glaube, Liebe und Leben in Ewigkeit. Mit diesen fünf Schritten wollen wir uns der Karwoche nähern, um dann Ostern zu feiern. Der rote Faden, der uns dabei begleiten wird ist der Bach-Choral „Jesus bleibet meine Freude, meines Herzens Trost und Saft, Jesus wehret allem Leide, er ist meines Lebens Kraft, meiner Augen Lust und Sonne, meiner Seele Schatz und Wonne; darum lass ich Jesum nicht aus dem Herzen und Gesicht“. Und „Gesicht“ meint, ich lasse Jesus nicht aus dem Blick; ich schau ihn immer an.

Das Bild von Alexej von Jawlensky heißt „Heilandsgesicht“, gemalen im Jahr 1922. Es möchte mir helfen, Jesus in der heurigen Fastenzeit nicht aus dem Blick zu verlieren; mich zu fragen, welches Bild habe ich von Jesus? Wer ist er für mich? Was bedeutet sein Leiden am Kreuz und sein Sterben für mich?

Die Fastenzeit ladet mich ein, mich intensiver mit diesem Jesus auseinanderzusetzen, und mich mit Bach zu fragen, bleibt Jesus wirklich im konkreten Leben meine Freude? Hilft Jesus mir dabei, mein eigenes Leid annehmen zu können und durchzutragen? Ist Jesus für mich persönlich meines Lebens Kraft im Alltag?

Die Lesung aus dem Psalm 142 motiviert mich, zu Gott um Hilfe zu schreien, meine Anliegen vor ihm auszuschütten, ihm von meinen Nöten zu erzählen, vertrauend, dass Gott auf mein Schreien hört, dass Gott mir Zuflucht sein möchte, selbst dann, wenn mich alle verlassen – wie Jesus am Kreuz. Der heurige Fastenweg möchte mir dabei helfen, dass Jesus meine Freude ist und bleibt, heute und bis in Ewigkeit.

  1. Choral „Jesus bleibet meine Freude“ nochmals einspielen.
  1. Überleitung zum Aschenkreuz:

Lebenspendender Gott, die letzten grünen Zweige, mit denen wir Jesus am vergangenen Palmsonntag verehrt haben, sind verglüht und zu Asche geworden. Holzasche, Reste des Feuers, fruchtbarer Abfall, Dünger, aus dem neues Leben entstehen kann, diese Asche bringen wir hierher. Wir wollen uns damit bezeichnen als Ausdruck des Umdenkens, der Umkehr und als Zeichen auf der Suche nach dir, dem Gott unseres Lebens.

Lebenspendender Gott: Gib deinen Segen uns, damit wir auf deinen Wegen gehen, die uns führen zu mehr Leben, Achtsamkeit und Versöhnung, Gott, Vater, Sohn und Hl. Geist.

  1. Austeilen des Aschenkreuzes – Spruchvorschläge:

Kehr um zu Gott, er schenkt dir Leben!
Kehr um und glaub an die Frohe Botschaft!
Kehr um zu Gott, er befreit dich zum Leben!
Kehr um, Gott macht dich frei!
Ändere dich, Gott gibt dir Kraft dazu!
Kehr um, Gott ist barmherzig!
Kehr um zu Gott, und sei achtsam!
Kehr um zu Gott und gestalte dein Leben!

  • a) Während der Austeilung des Aschenkreuzes: instrumental;
  • b) am Ende der Austeilung: Lied GL 435
  1. Meditation

Das Kreuz Jesu

Das Kreuz des Jesus Christus
durchkreuzt was ist
und macht alles neu

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen
Was keiner sagt, das sagt heraus
Was keiner denkt, das wagt zu denken
Was keiner anfängt, das führt aus

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr’s sagen
Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein
Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben
Wenn alle mittun, steht allein

Wo alle loben, habt Bedenken
Wo alle spotten, spottet nicht
Wo alle geizen, wagt zu schenken
Wo alles dunkel ist, macht Licht

Das Kreuz des Jesus Christus
durchkreuzt was ist
und macht alles neu

Lothar Zenetti, Auf Seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht, Matthias Grünewald Verlag, Mainz 2000, 125.

  1. Fürbitten

Guter Gott, du bist unsere Zuflucht. Du hörst uns, wenn wir zu dir beten. Mit all unseren Anliegen kommen wir zu dir:

  • Für alle Menschen, die im Dickicht ihrer Probleme, Sorgen und Not keinen Ausweg mehr sehen. Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.
  • Für alle Menschen, die die Dunkelheit von Krieg, Verfolgung und Flucht erleiden müssen. Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.
  • Für alle Jugendlichen, die sich im Dunkeln ihrer Selbstzweifel, Zukunftsängste und Perspektivenlosigkeit gefangen wissen. Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.
  • Für alle Menschen, die das Leben mutlos gemacht hat und die die Kraft zu glauben und dir zu vertrauen verloren haben. Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.
  • Für alle Verantwortlichen in unserer Kirche, die sich oft sehr schwer tun, neue Wege zu gehen. Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.
  • Für alle Menschen, die unser Gebet ganz dringend brauchen. Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

Gott, du weißt um die Finsternis in unserer Welt und kennst auch unser Leid. Hilf uns in dieser Fastenzeit, unseren Blick zu weiten. So wie du Jesus zum Leben auferweckt hast, so führe auch uns zum Leben in Zeit und für alle Ewigkeit. Amen.

  1. Vater unser
  2. Schlussgebet:

Lebendiger Gott, du begegnest uns, wo wir dich nicht erwarten. Du bist uns nahe, wo wir nur Leid und Klagen wahrnehmen. Öffne unsere Ohren, mach weit unsere Herzen, dass wir uns für das Leben und die Freude einsetzen. Denn du bist mit uns, auf der Seite der Menschen, du begleitest unsere Wege, du willst uns Kraft sein zum Leben – jetzt und bis in Ewigkeit.

  1. Segen:

Immer dann,
wenn die Liebe nicht ganz reicht,
sei gesegnet mit Großherzigkeit.
Immer dann, wenn du auf Rache sinnst,
sei gesegnet mit Mut zum Verzeihen.
Immer dann,
wenn sich bei dir das Misstrauen rührt,
sei gesegnet mit einem Vorschuss
an Vertrauen.
Immer dann,
wenn du nicht genug kriegst,
sei gesegnet mit der Sorglosigkeit
der Vögel des Himmels.
Immer dann,
wenn du dich über die Dummheit anderer ärgerst,
sei gesegnet mit einem herzhaften Lachen.
Immer dann,
wenn dir der Kragen zu platzen droht,
sei gesegnet mit einem tiefen Durchatmen.
Immer dann,
wenn du gerade aufgeben willst,
sei gesegnet mit Kraft zum nächsten Schritt.
Immer dann,
wenn du dich von Gott und der Welt
verlassen fühlst,
sei gesegnet
mit einer unverhofften Begegnung.
Immer dann, wenn Gott für dich
weit weg zu sein scheint,
sei gesegnet mit der Liebe eines Menschen,
die dir sagt: Er ist doch da!
Gott, der Vater und der Sohn und der Hl. Geist.(Roland Breitenbach)

  1. Auszug: in Stille.