5. Fastensonntag 2020: Ewigkeit

Fastenzeit 2020
„Jesus bleibet meine Freude“

Joh. Seb. Bach: Choral aus BWV 147; Ton Koopman:
„Jesus bleibet meine Freude“
auf Youtube anhören >>

Jesus bleibet meine Freude,
Meines Herzens Trost und Saft,
Jesus wehret allem Leide,
Er ist meines Lebens Kraft,
Meiner Augen Lust und Sonne,
Meiner Seele Schatz und Wonne;
Darum lass ich Jesum nicht
Aus dem Herzen und Gesicht.

 


Bild: Alexej von Jawlensky, Heilandsgesicht 1922, Öl über Bleistift auf festem Papier.

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Thema des 5. Fastensonntags: EWIGKEIT

 

Kreuzzeichen

Einleitung (Mag. Peter Hanel)
Noch selten zuvor haben so viele Menschen sosehr auf die Zeit „danach“ hingehofft, auf die Zeit, wo diese Krise vorbei sein wird und das Leben wieder voll aufgenommen werden kann. Wer glimpflich davonkommt, kann sich glücklich schätzen, sogar die Vorzüge dieser Entschleunigung genießen, aber was ist mit den vielen, die es erwischt hat, die erkrankt sind, die leiden, die umgekommen sind, die ihre Liebsten verloren haben, die bis zum Umfallen dagegen kämpfen – an allen Fronten? Was ist mit denen, die keine Arbeit mehr haben, deren Unternehmen den Bach hinuntergeht, deren Existenz bedroht ist …?

Der Fastenweg 2020 unserer Pfarre zeigt uns Schritte durch diese Krise hindurch:

Die bisherigen Fastensonntage:

  1. Leid erkennen, annehmen, wenn nicht anders möglich, aushalten mit Jesus am Kreuz.
  2. Hoffnung ist der Motor für die Bereitschaft zu kämpfen und nicht aufzugeben.
  3. Glaube gibt uns Halt, heißt zu vertrauen auf jemanden, der größer ist als ich selbst.
  4. Liebe ist das Band, das uns zusammenhalten lässt, das zur Solidarität führt.
  5. Und heute der 5. Schritt: Ewigkeit

Ewigkeit eröffnet eine neue Dimension, selbst über den Tod hinaus. Alles kann gut werden. Mut und Vertrauen auf die Auferstehung lassen uns die Welt mit anderen Augen sehen. „Jesus bleibet meine Freude, meiner Augen Lust und Sonne“.

„Ich glaube, dass ganz am Ende, wenn die Zeit dafür gekommen ist, unser Leben hineinmündet in das Licht Gottes, das alles Dunkle überstrahlt“, bekennt Klaus Roos in seinem Credo.

Was das für unser Leben jetzt – gerade in dieser Krise – bedeuten kann, versuchen die Texte des heutigen Gottesdienstes zu zeigen.

Wir bitten Gott ganz dringend um sein Erbarmen:

 

Kyrie (Mag. Peter Hanel)
Im Augenblick stoßen wir fast überall an unsere Grenzen: Herr, erbarme dich
Vielen Situationen stehen wir hilflos gegenüber: Christus, erbarme dich
Wir suchen nach Wegen zu einem gesünderen Leben: Herr, erbarme dich 

 

Tagesgebet
Lasst uns beten:
Gott allen Lebens, wir kommen zu dir. Manchmal ist unser Leben nicht mehr als ein Atemzug, wie eine Blume, die aufgeblüht ist, die jedoch knickte und starb, als der Sturm sie packte. Gefährdet sind wir, momentan mehr denn je. Gefährdet sind wir auch, wenn du nicht bei uns bist, wenn du uns nicht beschützt. Wir vertrauen darauf, dass du für uns sorgst, dass wir in deinen Händen gut aufgehoben und geborgen sind und dass du – wenn es an der Zeit ist – unser Leben zur Vollendung führen wirst durch Christus, unsern Herrn.

 

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom  (Röm 8,8-11)
Schwestern und Brüder!
Wer aber vom Fleisch bestimmt ist,
kann Gott nicht gefallen.
Ihr aber seid nicht vom Fleisch,
sondern vom Geist bestimmt,
da ja der Geist Gottes in euch wohnt.
Wer aber den Geist Christi nicht hat,
der gehört nicht zu ihm.
Wenn aber Christus in euch ist,
dann ist zwar der Leib tot aufgrund der Sünde,
der Geist aber ist Leben aufgrund der Gerechtigkeit.
Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt,
der Jesus von den Toten auferweckt hat,
dann wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat,
auch eure sterblichen Leiber lebendig machen,
durch seinen Geist, der in euch wohnt.

V: Wort der Heiligen Schrift.
A: Dank sei Gott.

 

Antwortpsalm (Ps 130,1-8)

Kv: Beim Herrn ist die Huld,
bei ihm ist Erlösung in Fülle. – Kv

Aus den Tiefen rufe ich, HERR, zu dir: *
Mein Herr, höre doch meine Stimme!
Lass deine Ohren achten *
auf mein Flehen um Gnade.

Kv: Beim Herrn ist die Huld,
bei ihm ist Erlösung in Fülle. – Kv

Würdest du, HERR, die Sünden beachten, *
mein Herr, wer könnte bestehn?
Doch bei dir ist Vergebung, *
damit man in Ehrfurcht dir dient.

Kv: Beim Herrn ist die Huld,
bei ihm ist Erlösung in Fülle. – Kv

Ich hoffe auf den HERRN, es hofft meine Seele, *
ich warte auf sein Wort. *
Meine Seele wartet auf meinen Herrn /
mehr als Wächter auf den Morgen, *
ja, mehr als Wächter auf den Morgen.

Kv: Beim Herrn ist die Huld,
bei ihm ist Erlösung in Fülle. – Kv

Israel, warte auf den HERRN, /
denn beim HERRN ist die Huld, *
bei ihm ist Erlösung in Fülle.
Ja, er wird Israel erlösen *
aus all seinen Sünden.

Kv: Beim Herrn ist die Huld,
bei ihm ist Erlösung in Fülle. – Kv

 

Ruf vor dem Evangelium
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!
(So spricht der Herr:)
Ich bin die Auferstehung und das Leben. Jeder, der an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!

 

Evangelium Kurzfassung (Joh 11,3-7.17.20-27.33b-45):

V Der Herr sei mit euch
A Und mit deinem Geist
V Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes
A Ehre sei dir, o Herr

In jener Zeit
sandten die Schwestern des Lazarus Jesus die Nachricht:
Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank.
Als Jesus das hörte,
sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod,
sondern dient der Verherrlichung Gottes.
Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden.
Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus.
Als er hörte, dass Lazarus krank war,
blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt.
Danach sagte er zu den Jüngern:
Lasst uns wieder nach Judäa gehen.

Als Jesus ankam,
fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.

Als Marta hörte, dass Jesus komme,
ging sie ihm entgegen,
Maria aber blieb im Haus sitzen.
Marta sagte zu Jesus:
Herr, wärst du hier gewesen,
dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
Aber auch jetzt weiß ich:
Alles, worum du Gott bittest,
wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm:
Ich weiß, dass er auferstehen wird
bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.
Jesus sagte zu ihr:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt,
wird leben, auch wenn er stirbt,
und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird auf ewig nicht sterben.
Glaubst du das?
Marta sagte zu ihm:
Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist,
der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.

Jesus war im Innersten erregt und erschüttert.
Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet?
Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh!
Da weinte Jesus.
Die Juden sagten:
Seht, wie lieb er ihn hatte!
Einige aber sagten:
Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat,
hätte er dann nicht auch verhindern können,
dass dieser hier starb?
Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt
und er ging zum Grab.
Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.
Jesus sagte: Nehmt den Stein weg!
Marta, die Schwester des Verstorbenen,
sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon,
denn es ist bereits der vierte Tag.
Jesus sagte zu ihr:
Habe ich dir nicht gesagt:
Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
Da nahmen sie den Stein weg.
Jesus aber erhob seine Augen
und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.
Ich wusste, dass du mich immer erhörst;
aber wegen der Menge, die um mich herumsteht,
habe ich es gesagt,
damit sie glauben,
dass du mich gesandt hast.
Nachdem er dies gesagt hatte,
rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!
Da kam der Verstorbene heraus;
seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt
und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt.
Jesus sagte zu ihnen:
Löst ihm die Binden
und lasst ihn weggehen!
Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren
und gesehen hatten, was Jesus getan hatte,
kamen zum Glauben an ihn.

V Frohe Botschaft unseres Herrn Jesus Christus
A Lob sei dir, Christus

 

Predigtgedanken

Liebe ChristInnen!
„Glaubst du das?“ (Joh 11,26), fragt Jesus Marta. Und er stellt diese Frage auch mir. Glaubst du das? Diese Frage ist für mich der Angelpunkt des heutigen Evangeliums. Die Geschichte des Lazarus zeigt, dass die Antwort darauf – mein Ja oder mein Nein – darüber entscheidet, ob die harte Nuss des Todes, mit der ich ständig in meinem Leben konfrontiert werde, geknackt wird; in dieser außergewöhnlichen Situation der weltweiten Corona-Pandemie noch viel stärker als sonst im „normalen“ Alltag.

Der Glaube an die Auferstehung und das Leben, wie er uns von Jesus angeboten wird, dieser Glaube ist und bleibt der Knackpunkt. Dieser Glaube protestiert gegen die Hoffnungslosigkeit, gegen den Tod, oder besser gesagt: Er protestiert für das Leben, er ist ein Zeugnis für Auferstehung und Leben. Jesus schreit: „Weg mit dem Stein! Weg mit den Leinentüchern! Lazarus, los, komm heraus aus deiner Totenhöhle! Geh fort von dem Ort, wo es nach Leichen stinkt!“ – So wird Gott verherrlicht (vgl. Joh 11,4).

Die Leute staunen, aber Jesus sagt: „Wer mit mir in diesem Glauben verbunden ist, der wird leben, selbst wenn er stirbt. Wer mit mir an die Auferstehung und das Leben glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.“ Jesus nimmt den Tod sehr ernst. Tod ist das absolute Ende. Tod bedeutet: ohne Zukunft, ohne Hoffnung, ohne Gott. Diesen Tod, diese Hoffnungslosigkeit, diese Zukunftslosigkeit, diese Gott-Losigkeit dürft ihr nie und nimmer akzeptieren. Protestiert für das Leben! Ihr habt dabei Gott stets an eurer Seite!

Gerade in der jetzigen Ausnahmesituation stärkt mich mein Vertrauen, dass Gott mich nicht alleine lässt und dass mein Leben ein Ziel hat. Und dieses Ziel heißt für mich: Nie endende Zärtlichkeit, Geborgenheit, Gemeinschaft in Gott mit all den Menschen, die mir im Leben wichtig waren, mit all den Dingen, Erfahrungen und Gefühlen, die mich und mein Leben bereichert haben, mit all dem, was ich geliebt habe.

Daran glaube ich. Und dieser Glaube hilft mir dabei, mein Leben hier und heute gelassener, erfüllter, bewusster, ja, auch glücklicher zu gestalten. „Ja, Jesus, ich glaube, dass du das Leben bist. Ich glaube an dich. Ich glaube, dass ich – zusammen mit dir – auf ewig nicht sterben werde (vgl. Joh 11,25f.).“ – Ich glaube daran: Jesus bleibet meine Freude – jeden Tag aufs Neue und in Ewigkeit.

 

Glaubensbekenntnis
Wir glauben an den Gott der Auferstehung und des Lebens, an Gott, der uns Leben in Ewigkeit verheißt. Darum sprechen wir gemeinsam: Ich glaube an Gott…

 

Fürbitten (Mag. Peter Hanel)
„Not lehrt beten“, ist eine alte Weisheit. Wir wenden uns in dieser Zeit vieler Nöte an Dich, Gott des Lebens:

  • Für alle, die zur Zeit erkrankt sind und sogar ums Überleben kämpfen müssen.
    A: Wir bitten dich erhöre uns!
  • Für alle, die gestorben sind oder ihre Liebsten verloren haben.
  • Für alle, die unermüdlich pflegen und helfen, wo es nötig ist.
  • Für alle, die Strategien entwickeln, forschen, organisieren und versorgen.
  • Für uns alle, dass wir diese Krise bald bewältigen können.

Gott unseres Lebens, höre und erhöre unsere Bitten durch Christus, unsern Herrn. Amen.

 

Vater unser
Weil Gott sich um uns sorgt, dürfen wir mit unserem ganzen Leben, mit unserem Hoffen und mit all usneren Sorgen zu ihm kommen und miteinander beten: Vater unser…

 

Meditation

GL 17,1

 

Schlussgebet
Lasst uns beten:
Gott allen Lebens, dir verdanken wir unser Dasein. Wenn wir mutlos werden und keine Zukunft sehen, bleibst du uns trotzdem nahe. Du bist es, der unserem Leben Sinn und Richtung gibt, auch wenn es manchmal recht stürmisch ist in unserem Leben. Du bist es, der uns Hoffnung zum Leben schenkt. Du bist es, der uns selbst im Tod nicht fallen lässt, sondern du fängst uns auf mit deinen Händen und schenkst uns ewige Geborgenheit in dir. Lass uns daran glauben, du unser Gott in Zeit und Ewigkeit. Amen.

 

Segensbitte

GL 13,5

V Bleibt in Gottes Frieden.
A Dank sei Gott, dem Herrn.

 

Schluss
„Jesus bleibet meine Freude“ auf Youtube anhören >>

Jesus bleibet meine Freude,
Meines Herzens Trost und Saft,
Jesus wehret allem Leide,
Er ist meines Lebens Kraft,
Meiner Augen Lust und Sonne,
Meiner Seele Schatz und Wonne;
Darum lass ich Jesum nicht
Aus dem Herzen und Gesicht.