Marienandacht „Rosenkranz“

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Kreuzzeichen

 

Einleitung

Eine Religionslehrerin, die regelmäßig mit ihren Schülerinnen und Schülern Fantasiereisen im Unterricht macht, bei denen sie sich mit ihnen zu ruhiger Musik und Impulsen auf Reisen begibt, hat auch das Rosenkranzgebet einmal mit einer solchen Fantasiereise verglichen (vgl. Link, S. 2). Denn die wiederholten Gebete des Rosenkranzes betrachtet sie als beruhigende Musik. Dieser „Musik“ kann es gelingen, uns von den Beschäftigungen und Sorgen des Alltags wegzuholen. So bieten sie Raum dazu, biblische Szenen und Szenen aus Mariens Leben zu betrachten – je nachdem, welche Geheimnisse gerade gebetet werden. Auch wenn ich den Vergleich mit einer Fantasiereise im Gesamten nicht so passend finde, so denke ich, nimmt er dennoch einen Kerngedanken des Rosenkranzes auf: Uns von den Dingen des Alltags wegzuholen, um uns auf das Wesentliche fokussieren zu lassen, um Gott durch Maria näherzukommen. In diesem Sinne soll am Beginn dieser Marienandacht die Einladung stehen, wegzukommen von all dem, was uns heute vielleicht aufgerieben hat. Die Gebete und Texte möchten uns mitnehmen zu entdecken, was uns Gott heute sagen möchte.

 

Lied

„Rosenkranzkönigin“ (GL 946,1-3)

 

Gebet

Liebender Gott, trotz der langen Zeit des Wartens sind die beiden alten Menschen Simeon und Hanna offen und aufmerksam geblieben, um deinen Sohn zu erkennen. Geduldig haben sie gewartet. Schließlich erfüllte sich ihre Sehnsucht und sie erkannten in dem kleinen Baby, das von seinen Eltern in den Tempel gebracht worden war, ihren Retter. Schenke auch uns Offenheit und Geduld für die Begegnungen, die du uns tagtäglich mit dir schenkst.

 

Bibelstelle

Der Evangelist Lukas berichtet uns davon, wie Maria und Josef ihren Sohn nach Jerusalem in den Tempel brachten, um ihn den Vorschriften und Gebräuchen entsprechend Gott darzustellen. Dort hatten sie besondere Begegnungen, wie wir in der folgenden Bibelstelle hören werden (Lk 2,22-40):

Als sich für sie die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden. Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit und Gottes Gnade ruhte auf ihm.

 

Impuls

Papst Franziskus hat einmal bei einem Angelusgebet Folgendes gesagt: „Ich möchte euch zu einer Medizin raten. Manch einer mag denken: »Ist der Papst jetzt Apotheker?« Es handelt sich um eine besondere Medizin, […] eine Medizin aus 59 Kügelchen, die eine Arznei für das Herz sind. […] Nehmt sie! […] Vergesst nicht, diese Medizin zu nehmen, denn sie tut gut, ja? Sie tut dem Herzen, der Seele und dem ganzen Leben gut!“ (Papst Franziskus, Angelus am 17. November 2013) Das war im Jahr 2013. Ich denke, damals hat es begonnen, dass plötzlich der Rosenkranz in arzneimittelähnlichen Verpackungen angeboten wurde, um ihn „attraktiver“ zu machen und Menschen den Zugang dazu zu erleichtern. Dennoch scheint mir, dass das Rosenkranzgebet immer mehr in den Hintergrund tritt. Und das, obwohl es tatsächlich eine Medizin sein kann, die gut tut. Eine Medizin, die, wenn man den richtigen Rhythmus für sich findet, helfen kann, mit Maria Gott näher zu kommen. Eine Medizin, die vielleicht auch Simeon und Hanna in den vielen Jahren des Wartens auf den Erlöser zu sich genommen hätten, hätten sie diese gekannt. Auf jeden Fall eine Medizin, die uns hilft, wie Simeon und Hanna zu werden: Offen für Gottes Heilshandeln, aufmerksam auf all sein Wirken und erwartungsvoll für die Wunder, die Er zu vollbringen vermag.

 

Rosenkranz

Wenn wir nun ein Gesätzchen mit dem vierten Geheimnis des freudenreichen Rosenkranzes – „den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast“ – beten, dürfen wir uns von diesem Gebet mitnehmen lassen, Gott näherzukommen und bei ihm Ruhe zu finden.

 

Grüssauer Marienrufe (GL 568)

Indem wir nun die Grüssauer Marienrufe beten, möchten wir Maria besonders um ihre Fürsprache für all unsere Anliegen bitten, die wir in den darauffolgenden Fürbitten vor Gott bringen werden.

 

Fürbitten

Guter Gott, auf die Fürsprache Mariens hin bitten wir dich:

-Schenke all jenen Menschen, denen es momentan nicht gut geht – sei es, weil sie in Armut leben, weil sie krank sind, weil sie Krieg erleben oder in einer anderen Krise gefangen sind – schenke all ihnen Begegnungen, die sie wieder aufrichten und nach vorne blicken lassen.
-Mache uns alle geduldig in unserem Umgang miteinander und mit uns selbst. Hilf uns, auch auf den Wüstenwegen unseres Lebens durchzuhalten.
-Bewahre uns ein offenes Herz, das stets mit deinem wundervollen Eingreifen in unser Leben rechnet.
-Sei besonders allen älteren Menschen nahe, die beginnen, am Leben zu zweifeln, und lass sie nicht vergessen, wie wertvoll ihr Leben ist.
-Bestärke uns alle in der Erwartung deines Reiches und hilf uns so, eine blühende Gemeinschaft deiner Kirche zu sein, die deine frohe Botschaft verkündet.
-Sei besonders allen älteren Menschen nahe, die beginnen, am Leben zu zweifeln, und lass sie nicht vergessen, wie wertvoll ihr Leben ist.
-Schenke all unseren Verstorbenen die Freude deiner Gegenwart wie sie Simeon und Hanna erfahren durften.

Darum bitten wir dich voller Vertrauen auf die Fürsprache Mariens hin durch Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen

 

Vater Unser

All unsere Bitten und unseren Dank, alles, was uns bewegt, können wir mit hinein nehmen in das Gebet, das Jesus uns geschenkt hat:

 

Lied

„Wunderschön prächtige“ (GL 948)

 

Meditationstext

Rosenkranz

Gebete,
Bilder, Betrachtungen,
meditativ aneinander gereiht,
einem Kranz von Blüten gleich.
Für die einen:
langweilig, eintönig.
Für die anderen:
Quelle der Kraft.
Für uns alle:
Gebets- und Glaubensschule,
Hilfe und Heilmittel
für Kirche und Welt.
Man „lernt“ ihn nur,
indem man ihn betet,
indem man mit ihm
den Weg geht zu den
Geheimnissen unseres Glaubens.
In der Gleichförmigkeit des Gebets,
in steter Wiederholung,
dem Einatmen und Ausatmen gleich,
finden wir an der Hand Marias
zu innerer Ruhe,
zu uns selbst,
zu Gott.

© Gisela Baltes (www.impulstexte.de)

 

Segensgebet

Der Segen des Gottes, der als kleines Baby uns Menschen nahegekommen ist,
der Segen des Gottes, der als Heranwachsender auf die Treue seiner Mutter vertrauen konnte,
der Segen des Gottes, der den Menschen die frohe Botschaft seiner Liebe nähergebracht hat,
der Segen des Gottes, der Kranke geheilt, Trauernde getröstet und Arme wieder „reich“ gemacht hat,
der Segen des Gottes, auf dessen Wegbegleitung wir immer zählen dürfen
der Segen des Gottes für den wir das Wertvollste sind,
dieser Segen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes möge uns alle begleiten. Amen

 

Lied

„Segne du, Maria“ (GL 535)

Maria mit dem Kinde lieb uns allen deinen Segen gib