Missbrauchsgutachten belasten die ehemaligen Kardinäle von Köln Höffner und Meisner

Ein Sondergutachten wirft den früheren Kölner Kardinälen Joseph Höffner und Joachim Meisner einen falschen Umgang mit einem Missbrauchsfall vor. Höffner habe Pfarrer A. trotz Verurteilung wegen „fortgesetzter Unzucht mit Kindern“ wieder in der Seelsorge eingesetzt, zitiert die „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“ (Donnerstag) aus einer unveröffentlichten Untersuchung der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW).

Als erster deutscher Bischof hat Franz-Josef Overbeck beim Umgang mit dem Thema Missbrauch von persönlicher Schuld gesprochen. Der Essener Oberhirte gab sein „Versagen“ im Fall eines Priesters zu, der viele Jahre in der Seelsorge seines Bistums wirkte.

Nach der Veröffentlichung des Aachener Missbrauchsgutachtens hat sich die Spitze der Diözese um Bischof Helmut Dieser nun ausführlich zu dem Bericht geäußert. Dabei erklärte der Aachener Oberhirte auch, dass er seinen Amtsvorgänger darum gebeten habe, nicht juristisch gegen die Studie vorzugehen.

Mit einer Reihe von Maßnahmen reagiert Bischof Dr. Helmut Dieser (Aachen) zusammen mit Generalvikar Dr. Andreas Frick und der Leiterin der Hauptabteilung Personal Margherita Onorato-Simonis auf das am 12. November 2020 in Aachen vorgestellte unabhängige Gutachten zum Umgang Verantwortlicher mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Kleriker des Bistums. Konkrete Maßnahmen werden eingeleitet, weitere Schritte geprüft. Hier das Video der Pressekonferenz vom 16. November 2020.

Kardinal Woelki wollte Großes: Eine Studie zu den Strukturen kirchlichen Missbrauchs. Vor der Brisanz schreckte er zurück. Das von Kardinal Woelki bei der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl beauftragte Gutachten wird nicht veröffentlicht, eine andere Kanzlei soll ein neues Gutachten erstellen. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) kritisiert Kardinal Rainer Maria Woelki für den Umgang mit der von ihm in Auftrag gegebenen Missbrauchsstudie und fordert seinen Rücktritt. Das bisher unveröffentlichte Missbrauchsgutachten im Erzbistum Köln schlägt weiter hohe Wellen: Jetzt fordert die Gesellschaft Katholischer Publizisten die Herausgabe. Geduld und Vertrauen seien aufgebraucht.

Täterschutz war wichtiger als Opferfürsorge – so lautet ein Ergebnis eines Gutachtens für das Bistum Aachen. Im Erzbistum Köln bleibt ein Gutachten derselben Kanzlei unter Verschluss. Betroffene fühlen sich wieder missbraucht – und Laienverbänden fällt es schwer, für die Opfer Partei zu ergreifen. Ein Artikel von Christiane Florin im Deutschlandfunk.