1. Fastensonntag: „Und es war sehr gut“

1. Fastensonntag 2021
„Mit biblischer Freude Ostern entgegen“


Freude an der Schöpfung


Liturgische Eröffnung und Einführung:

„Mit biblischer Freude Ostern entgegen“ ist das Motto, das uns durch die heurige Fastenzeit führen wird. Heute am 1. Fastensonntag tun wir einen ersten Schritt auf diesem Weg. Das Buch Genesis ist das erste Buch in der Hl. Schrift, es erzählt u. a. darüber, wie unsere Welt geschaffen wurde und was dem Verfasser des Buches Genesis dabei wichtig war. Ob am Beginn der Schöpfungsgeschichte tatsächlich der Sündenfall steht, oder ob es nicht doch eine andere Frohbotschaft gibt, als die Welt erschaffen wurde, das bringt uns der Gottesdienst nun näher.

Kyrie:
Gott, du hast die ganze Welt erschaffen.
Gott, alles, was du geschaffen ist, ist gut.
Gott, du schenkst und Freude und Zuversicht.

Tagesgebet:
Gott, du willst das Beste für uns und „sehr gut“ hast du uns geschaffen. Wir bitten dich, lass dein Wort unsere Herzen treffen, damit wir deinen Willen erkennen. Lass uns deine Gegenwart unter uns spüren und steh uns bei mit deiner Kraft und Liebe. Das erbitten wir für heute und für alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit.

Lesung: Gen 1,1-2.26-28.31
Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.
Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! Sie sollen walten über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen.
Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.
Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!
Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag.

Evangelium: Joh 2,1-11
Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei.
Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.
Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!
Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungssitte der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter.
Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand.
Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist! Sie brachten es ihm.
Dieser kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt.
So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn.

Predigt von Pfarrer Dietmar Stipsits

Liebe Christ*innen!

Frag ich Leute, was ihnen spontan einfällt zur Schöpfungsgeschichte in der Bibel, antworten sehr viele mit: „Der Sündenfall.“ Viele erinnern sich an das, was sie von Kindesbeinen an in unserer Kirche erzählt bekommen haben, nämlich jene Geschichte, dass Eva sich nicht an das Gebot Gottes gehalten hat. Sie hat vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse im Garten Eden gegessen, und gab auch Adam davon. Letztlich wurden beide dann aus dem Paradies vertrieben. Diese Erzählung finden wir im 3. Kapitel des Buches Genesis.

Diese Sündenfall-Geschichte hat Augustinus im 4. Jahrhundert n. Chr. aufgegriffen und die Erbsündenlehre in unsere Kirche eingebracht. Augustinus lehrte: Der Mensch komme beladen mit der Erbsünde auf die Welt, weil der 1. Mensch, Adam gesündigt hat. Aufgrund dieser „Ursünde“ des Adam benötigt der Mensch zur Erlösung die Gnade Gottes. Dies wurde durch die Menschwerdung, Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi ermöglicht (vgl. Röm 5,12). Die Erlösung finde der Mensch durch das Sakrament der Taufe. Nebenbei: Damit zusammenhängend wurde im 4. Jahrhundert auch die bis dahin unbekannte Säuglingstaufe in unserer Kirche eingeführt.

Ist dieser Sündenfall des Adams tatsächlich die wichtigste Botschaft der Schöpfungserzählung im Buch Genesis? Geht es der Bibel wirklich vor allem um diese Ursünde des Adams? Schauen wir auf das 1. Kapitel im Genesis über die Erschaffung der Welt finden wir dort gebetsmühlenartig wiederholt die Feststellung: „Gott sah dass es gut war“ (Gen 1,4.10.12.18.21.25). Sechsmal finden wir diesen Satz. Am Ende der Schöpfungsgeschichte finden wir es dann noch ein siebentes Mal in Gen 1,31 mit einer abschließenden Steigerung sogar: „Und siehe, es war sehr gut.“

Die Schöpfungsgeschichte am Beginn der Bibel spricht also nicht in erster Linie vom Sündenfall. Der kommt erst im 3. Kapitel. Die Schöpfungsgeschichte am Beginn der Bibel spricht vielmehr davon, dass alles „gut“, ja sogar „sehr gut“ (Gen 1,31) war. — Eine erste biblische „Freude“, gleich zu Beginn der Hl. Schrift. Nicht die Sünde und die damit verbundene Erbsündenlehre steht an erster Stelle unseres Christseins, nicht der Satz „Der Mensch ist ein sündiges Wesen“, sondern vielmehr die positive biblische Sicht, dass alles von Gott „gut“ geschaffen wurde: „Und siehe, es war sehr gut“ – dieser Satz, er gilt auch mir, und dieser Satz, er schenkt mir persönlich tatsächlich immer wieder Freude – heute und bis in Ewigkeit.

 

Meditation:

Stärkung
Ich wünsche dir,
dass du dir deinen Lebensraum eroberst
in Gottes Schöpfung,
dass alles Lebendige,
dem du darin begegnest,
dich mit Freude erfüllt

und dass du an dem Platz
an dem du bist
verantwortlich umgehen kannst
mit den Menschen
die dir anvertraut sind
und mit der ganzen Schöpfung Gottes.

aus: Kath. Jugend Österreich (Hrsg.), Aussaat C, 45.

 

Schlussgebet:
Liebevoller Gott, in dieser Eucharistiefeier hast du uns Gemeinschaft mit dir geschenkt; dafür danken wir dir. Bleib auch weiterhin bei uns mit deinem JA, damit unser Leben gelingt. Das erbitten für heute und für alle Tage unsers Lebens und bis in Ewigkeit.