4. Fastensonntag: „Gott vergibt“

4. Fastensonntag 2021
„Mit biblischer Freude Ostern entgegen“

Liturgische Eröffnung und Einführung:
Mit biblischer Freude wollen wir Ostern entgegengehen in der heurigen Fastenzeit. Wir sind schon fast am Ende dieses Fastenweges und feiern heute den 4. Fastensonntag. Am Beispiel des Psalmes 103 möchte ich eine vierte biblische Freude aufzeigen, die für mich wie ein Eckpfeiler ist in meinem christlichen Glauben. Und dieser Eckpfeiler lautet: Gott vergibt.


Der Gott der Bibel stellt sich für mich stets dar als einer, der den Menschen vergibt und ihnen treu bleibt. Auch wenn das Volk Israel anderen Göttern folgt, auch wenn es genau das Gegenteil von dem tut, was Gott den Israeliten geboten hat, er, Gott, bleibt ihnen treu und vergibt ihnen, ist nicht nachtragend, sondern möchte sie wieder auf guten Wegen führen.
Gott vergibt mir unaufhörlich, damit ich meinen Lebensweg finde und ihn gehen kann.

Kyrie:
Gott, du liebst uns trotz unserer Schuld.
Gott, du schenkst uns Vergebung.
Gott, du bist es, der uns rettet.

Tagesgebet:
Du Gott der Vergebung, du hast uns geschaffen – doch wir kennen dich kaum. Du liebst uns – und doch sündigen wir immer wieder. Offenbare dich deiner Gemeinde. Zeig uns dein Gesicht. Sag uns, wer du bist und wie grenzenlos deine Güte und Vergebung ist. Gib uns das Gespür, dich zu erkennen, dich zu lieben, deiner Vergebung zu vertrauen in Zeit und Ewigkeit.

Lesung aus dem Buch der PsalmenPs 103,8-14 (Luther 2017)
Barmherzig und gnädig ist der HERR,
geduldig und von großer Güte.
Er wird nicht für immer hadern
noch ewig zornig bleiben.
Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden
und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist,
lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
So fern der Morgen ist vom Abend,
lässt er unsre Übertretungen von uns sein. 

Wort der Hl. Schrift.

 

Evangelium nach Johannes: Joh 3,14-17
Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

 

Predigt von Pfarrer Dietmar Stipsits:

Liebe Christ*innen!

Dieser Psalm 103, auch einer meiner Lieblingstexte in der Hl. Schrift, der mir stets in Erinnerung ruft, wie Gott mit uns Menschen umgeht. Dieser Psalm 103, ein Text, der mir aufzeigt, dass Gott immer wieder vergibt: „Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden“ (Ps 103,10). Die vierte biblische Freude, um Ostern entgegenzugehen, lautet für mich: Gott vergibt.

Diese frohe Botschaft lese ich nicht nur im Psalm 103, sondern finde sie quer durch die ganze Bibel. Immer und immer wieder ist Gott für sein Volk Israel da. Immer und immer wieder sündigt jedoch das Volk, wendet sich von Gott ab, tut nicht das, was recht ist in Gottes Augen. Und trotzdem wird Gott nie müde. Nie lässt Gott die Israeliten fallen, nie sagt er zu seinem Volk: „Mir reicht es jetzt. Ich will mit euch nichts mehr zu tun haben“, nie kann die Sünde des Volkes so groß sein, dass er, Gott, es nicht wieder neu versucht mit ihm, seinem auserwählten Volk treu bleibt, trotz aller Treulosigkeit der Menschen.

Ja, Gott geht es in der Hl. Schrift nie darum, die Sünden seines Volkes peinlichst genau zu notieren, sondern darum, ihnen wieder und wieder zu vergeben, wenn es falsche Wege eingeschlagen hat und sie zurückzuführen auf seine Wege. Wie ein roter Faden zieht sich diese biblische Freude durch die gesamt Hl. Schrift: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte… Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden“ (Ps 103,8.10).

Kein Wunder, wenn das Johannesevangelium gleich zu Beginn der Geschichte Jesu genau diese Botschaft festhält und auf Jesus bezieht: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird“ (Joh 3,17). Schaut man auf diesen Jesus, zeigt sich für mich augenscheinlich, wie er diese biblische Freude in seinem und durch sein Leben erfahrbar gemacht hat: Gott vergibt.

Ich frag mich so oft nach vielen Seelsorgegesprächen, warum so viele Menschen – auch heute noch – glauben, Gott sei einer, der vor allem bestraft, der es uns heimzahlt, der ein Rächer, Richter und ein strafender Gott ist? Ich frag mich immer öfter, warum Christ*innen nicht endlich auf die Botschaft der Bibel hören: Gott ist einer, der vergibt. Gott ist einer, der barmherzig ist und gnädig, geduldig und von großer Güte. Gott ist einer, der nicht mit uns handelt nach unsern Sünden. Gott ist einer, der nicht richtet, sondern rettet. Vierte biblische Freude: Gott vergibt – gestern, heute und bis in Ewigkeit.

Gabengebet:
Du Gott der Vergebung, an diesem Tisch versammelt, erinnern wir uns an deinen Sohn Jesus. Nimm diese Gaben von Brot und Wein an. Sie schenken uns deine bedingungslose Liebe, die Jesus uns gebracht hat. In diesen Gaben willst du uns nahe sein und Vergebung schenken heute und bis in Ewigkeit.

Schlussgebet:
Du Gott der Vergebung, wir haben dein Wort gehört, deine Nähe gespürt, von dir Versöhnung erfahren. Begleite uns kraftvoll auf unseren Wegen und lass uns darauf vertrauen, dass du uns rettest durch Christus, unsern Herrn.