5. Fastensonntag: „Gott erbarmt sich der Schwachen“

5. Fastensonntag 2021
„Mit biblischer Freude Ostern entgegen“

Liturgische Eröffnung und Einführung:
Mit biblischer Freude wollen wir Ostern entgegengehen in der heurigen Fastenzeit. Ein letztes Mal hab ich mich in der Bibel auf die Suche gemacht nach einer biblischen Freude und bin fündig geworden in dem Satz „Gott erbarmt sich der Schwachen“. Zwei Bibelstellen von vielen habe ich ausgesucht, die diese Eigenschaft Gottes näher beschreiben. Die Lesung aus dem Buch Ezechiel verwendet dafür das Bild des Hirten. Und im Evangelium fasst Jesus den Kern seiner Aufgabe in wenigen Worten zusammen. Beide Texte zeigen mir, dass unser Gott vor allem an der Seite der Armen, der Benachteiligten, der Ausgegrenzten, der Kranken, der Sünder, all der Menschen ist, die schwach sind und Hilfe brauchen. Gott erbarmt sich der Schwachen. Von diesem Zuspruch wollen wir uns nun im Gottesdienst stärken lassen.

Kyrie:
Jesus, du hast dich solidarisch gemacht mit den Armen und Schwachen.
Jesus, du hast die Kranken gesund gemacht.
Jesus, du kümmerst dich um die Müden und Erschöpften.

Tagesgebet:
Du Gott der Schwachen, wir sind auf dem Weg unseres Lebens. Wir setzen darauf, dass du uns begleitest, auch wenn wir da nicht immer sicher sind. Was nützt schon in der Not eine Hand, die wir nicht spüren, in der Not des Lebens ein Gott, dessen Nähe wir nicht greifen können? Öffne unsere Augen, dass wir deine Hilfe sehen. Schärfe unsere Sinne, wenn du auf überraschende und unerwartete Weise uns nahe bist, auch in unseren Schwächen. Das erbitten wir durch Christus, unsern Herrn.

Lesung aus dem Buch Ezechiel (Ez 34,1-4)
Das Wort des HERRN erging an mich:
Menschensohn, sprich als Prophet gegen die Hirten Israels,
sprich als Prophet und sag zu ihnen, den Hirten:

So spricht GOTT, der Herr:
Weh den Hirten Israels, die sich selbst geweidet haben!
Müssen die Hirten nicht die Schafe weiden?
Das Fett verzehrt ihr und mit der Wolle kleidet ihr euch.
Das Mastvieh schlachtet ihr, die Schafe aber weidet ihr nicht.
Die Schwachen habt ihr nicht gestärkt, das Kranke habt ihr nicht geheilt,
das Verletzte habt ihr nicht verbunden,
das Vertriebene habt ihr nicht zurückgeholt,
das Verlorene habt ihr nicht gesucht;
mit Härte habt ihr sie niedergetreten und mit Gewalt.

Wort der Hl. Schrift.

 

Evangelium: Lk 4,16-19
So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.

 

Predigt von Pfarrer Dietmar Stipsits:

Liebe Christ*innen!

Den Verantwortungsträgern des Volkes Israel wurde in der heutigen Lesung aus dem Buch Ezechiel vorgehalten, dass sie in ihrer politischen und religiösen Aufgabe dem Volk gegenüber völlig versagt haben. Wir haben nur den Beginn dieses Abschnittes eben gehört. Der Text umfasst im Kapitel 34 insgesamt 31 Verse. In diesen weiteren Versen wird dann erzählt, dass Gott selber für sein Volk als Hirte da sein möchte. Und der Text beschreibt, was alles Gott für sein Volk, für seine Herde tun wird.

Dieses 34. Kapitel des Buches Ezechiel zeigt mir eine Eigenschaft Gottes, die sich immer wieder in der Hl. Schrift findet. Der Gott der Bibel ist einer, der sich vor allem der Schwachen erbarmt und für sie da ist. Unter „Schwache“ verstehe ich Menschen, denen es an etwas mangelt. Schwache bezeichnet für mich also sowohl real unter Armut leidende Menschen, aber ebenso Kranke, Benachteiligte, Ausgegrenzte oder Menschen, denen Unrecht geschieht.

Die Bibel wird nicht müde zu erklären, dass Gott sich vor allem und zunächst um die kümmert, denen es nicht so gut geht. Er steht denen bei, deren Recht mit Füßen getreten wird. Er sucht die, die verloren gegangen sind. Er verbindet die, die sich verletzt haben. Er schenkt neue Kraft denen, die krank darnieder liegen: Gott erbarmt sich der Schwachen. Das ist eine fünfte biblische Freude, die ich entdeckt habe. Gott erbarmt sich der Schwachen: Das ist in meinen Augen eine ganz wichtige Eigenschaft Gottes, wie Gott also mit uns Menschen umgeht, wie Gott um uns/um mich besorgt ist.

Gerade dann, wenn es mir nicht gut geht, gerade dann, wenn ich verzweifelt bin oder krank, mir Unrecht getan wird oder ich mich verirrt habe, gerade dann, wenn eine Wunde in mir klafft, die nicht und nicht heilen möchte, gerade dann kann und soll ich darauf vertrauen, dass Gott mir ganz, ganz nahe ist, dass er mich heilen möchte, dass er mir all das schenken möchte, was ich für ein „heiles“ und „erfülltes“ Leben brauche. Gott erbarmt sich der Schwachen, Gott erbarmt sich auch meiner, heute und jeden Tag aufs Neue und in Ewigkeit.

Gabengebet:
Du Gott der Schwachen, du bist unsere Rettung, wenn wir nicht mehr mit uns und unserem Leben zurechtkommen. Wir haben Brot und Wein auf deinen Altar gestellt. Sei uns durch diese Gaben nahe und reich uns deine rettende Hand heute und an allen Tagen unseres Lebens bis in Ewigkeit.

Schlussgebet:
Du Gott der Schwachen, Jesus hat uns die frohmachende Botschaft gebracht. Er hat uns durch seine Taten und in seinen Worten erahnen lassen, wer du für uns bist. Du bist ein Gott der für die Schwachen und Bedrängten eintritt. Wir danken dir, für den Zuspruch aus deinem Wort und die Kraft aus der heiligen Eucharistie. Wir danken dir für Christus, unsern Herrn.