Bischofsnachfolge als Kurswechsel: Mons. Gonzalo Lopez fastet für Versöhnung

Mons. Gonzalo Lopez
Mons. Gonzalo López

Seit 24. Mai fastet und betet Bischof Gonzalo Lópes Marañón OCD in Quito für Frieden und Versöhnung in seiner ehemaligen Diözese San Miguel von Sucumbíos im Nordosten Ecuadors, weil „die unzähligen Brüche und Spaltungen sowohl innerhalb der christlichen Gemeinschaft als auch der Zivilgesellschaft in Sucumbíos täglich größer werden“, wie er in seinem Brief zum Fasten schreibt.

Nach Annahme seines altersbedingten Rücktritts im Oktober vorigen Jahres wurde er vom Kardinalpräfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Kardinal Ivan Dias, wegen seiner „nicht immer mit den pastoralen Forderungen der Kirche übereinstimmenden pastoralen Vision“ unverzüglich aus seiner ehemaligen Diözese verbannt, um die notwendigen pastoralen Änderungen durch seinen Nachfolger nicht zu behindern. Mons. Gonzalo López hält sich seither nach eigenen Worten „im Exil“ in Quito auf.

Beispielhafte Arbeit über Jahrzehnte

Vikariat Sucumbíos-Ecuador
Vikariat Sucumbíos-Ecuador

Bischof Gonzalo López Marañon (77) stand mehr als vierzig Jahre lang der Kirche in Sucumbíos im Nordosten Ecuadors vor und setzte sich unermüdlich an der Seite der armen und indigenen Bevölkerung für bessere Lebensbedingungen ein. Er arbeitete Hand in Hand mit den Menschen vor Ort, die aktiv in den Gemeinden mitarbeiten, wie auch für den Karmeliter-Orden, der seit 80 Jahren  in der Region tätig ist. Für sein pastorales Wirken ist er bisher nur gelobt und nie beanstandet worden, auch nicht bei der päpstlichen Visitation 2009, von der er aber keinen Bericht erhalten hat.

Die Arbeit von Bischof Gonzalo López war geprägt von der „Option für die Armen“. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren sich einig: Seelsorgerliches und soziales Engagement bildeten eine Einheit. Unter Bischof Gonzalo López und seinem Team entstanden Schulen, Gesundheits- und Mütterzentren. Flüchtlinge aus Kolumbien fanden hier eine Heimat. Durch ökologische Landwirtschaft und Kooperativen wurden alternative Einkommensmöglichkeiten in einer der ärmsten Regionen des Landes geschaffen. Das Vikariat setzte sich zudem mit den Gemeinden vor Ort entschieden gegen durch Erdölunternehmen verursachte Umweltzerstörungen ein.

Berufung der „Herolde des Evangeliums“

Mons. Gozalo Lopez bei der Übergabe an P. Raphael Ibarguren
Mons. Gozalo Lopez bei der Übergabe an P. Raphael Ibarguren

Im Oktober 2010 berief der Vatikan den argentinischen Priester Rafael Ibarguren Schindler zum neuen Administrator des Vikariates Sucumbíos. Ibarguren gehört einer Gruppierung namens Herolde des Evangeliums und ist Gründer der „Caballeros de la Virgen“ (Ritter der Jungfrau) an. Es ist eine Vereinigung päpstlichen Rechts, die erst 2001 anerkannt wurde, mit den Schwerpunkten auf „Eucharistie, Maria und Papst“.

Ibarguren Schindler kam am 30. Oktober 2010 nach Lago Agrio, begleitet von mehreren Priestern und einem knappen Dutzend Ordensbrüder und Laien, alle den „Herolden des Evangeliums“ zugehörig. Es gab keine öffentliche Einführung der Männer, die in strenger Ordenstracht auftreten: auf dem Habit der Herolde prangen große Kreuze in Schwertform, als Gurt dient eine Metallkette und die Füße stecken in hohen Lederstiefeln. Doch war es nicht das Aussehen, was die Menschen vor Ort am schockierte. Es waren ihr Verhalten und ihre Aktionen, mit der sie Strukturen und Bräuche umzukrempeln versuchten: ihre mangelnde Dialogbereitschaft, die Missachtung kirchlicher Gruppen, frauenfeindliches Verhalten sowie Diskriminierung der Indigenen und Afroamerikaner.

Konflikte waren vorprogrammiert

Der radikale Kurswechsel wurde von der Kirche Sucumbíos‘ und den Karmeliten nicht einfach hingenommen und man erwartete turbulente Zeiten. Bereits in der Erklärung vom 29.10.2010 brachte die Vollversammlung des Volkes Gottes ihre Befürchtungen über den zukünftigen pastoralen Weg und dessen Diskontinuität mit der bisherigen Option für die Armen zum Ausdruck und forderte die Abberufung des Administrators und der Herolde.

Am 7. Jänner 2011 entschied sich die Kirche von Sucumbíos bei einer Vollversammlung mit großer Mehrheit für Mahnwachen vor der Kathedrale in Nueva Loja, die bis zum Abzug der Herolde des Evangeliums  andauern sollten. Nach 139 Tagen durchgehender Mahnwachen gelang ein „Erfolg mit Schmerzen“: sowohl die Karmeliten als auch die Herolde wurden von der ecudorianischen Bischofskonferenz am 25. Mai aus dem Vikariat abgezogen. Bis Ende Juni bekam der Diözesanpriester Edgar Pinos die Leitung übertragen, dann soll neu entschieden werden.

Quellen: Blickpunkt-LateinamerikaPublik ForumWir sind KirchePax Christi

Homepage der Kirche San Miguel von Sucumbíos ISAMIS

Fotos vom Fasten des Mons. Gonzalo López