Aschermittwoch 2022: „Musik öffnet mir den Himmel“

Pfarrer trägt Asche beim Einzug mit und stellt diese vorne in der Mitte des Altares hin.

Liturgische Eröffnung und Einführung

Der Arbeitskreis Liturgie hat auch für die heurige Fastenzeit ein Thema gefunden, das uns Fastensonntag für Fastensonntag hin zum Osterfest begleiten wird. In der Vorbereitung habe ich nämlich gemeint, dass es mir vorkommt, dass unsere Gottesdienste oft viel zu wortlastig sind. Neben dem gesprochenen Wort, neben der Sprache gibt es ja auch noch andere Wege, um Gott näher zu kommen, z. B. ist die Musik für mich ein Weg, um Gott zu finden.

Deshalb werden wir heuer in der Fastenzeit als Predigt jeweils ein Lieblingsmusikstück von jemandem hören; weil wir glauben, dass Musik eine wunderbare Möglichkeit ist, vielleicht sogar eine bessere als Wörter oder Sprache, um Gott zu begegnen und ihn zu spüren.

Den heutigen Aschermittwochs-Gottesdienst habe ich daher unter das Motto gestellt: „Musik öffnet mir den Himmel“. Und zur Predigt hab ich ein Musikstück mitgebracht, dass womöglich auch Ihnen dabei helfen kann, Gott zu spüren.

Kyrielitanei: GL 162

Tagesgebet:

Gott, du Schöpfer des Lebens, vierzig Tage sind uns geschenkt. Vierzig Tage, um unsere Prioritäten im Leben zu bedenken. Die Asche ist Zeichen für das, was vergänglich ist. Gott, lass uns in diesen vierzig Tagen darauf achten, was wirklich wichtig ist in unserem Leben. Lass uns deine Nähe spüren, dich finden in allem, was du uns schenkst. Denn du, Gott, bist überall zugegen, wo Gutes geschieht und einem der Himmel geöffnet wird, gestern, heute und bis in Ewigkeit.

Lesung: Joel 2,12-18

12 Auch jetzt noch – Spruch des HERRN: / Kehrt um zu mir von ganzem Herzen / mit Fasten, Weinen und Klagen!
13 Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, / und kehrt um zum HERRN, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, / langmütig und reich an Huld / und es reut ihn das Unheil.
14 Wer weiß, vielleicht kehrt er um und es reut ihn / und er lässt Segen zurück, sodass ihr Speise- und Trankopfer darbringen könnt / für den HERRN, euren Gott.
15 Auf dem Zion stoßt in das Horn, / ordnet ein heiliges Fasten an, / ruft einen Gottesdienst aus!
16 Versammelt das Volk, / heiligt die Gemeinde! Versammelt die Alten, / holt die Kinder zusammen, auch die Säuglinge! Der Bräutigam verlasse seine Kammer / und die Braut ihr Gemach.
17 Zwischen Vorhalle und Altar / sollen die Priester klagen, / die Diener des HERRN sollen sprechen: Hab Mitleid, HERR, mit deinem Volk / und überlass dein Erbe nicht der Schande, / damit die Völker nicht über uns spotten! Warum soll man bei den Völkern sagen: / Wo ist denn ihr Gott?
18 Da erwachte im HERRN die Leidenschaft für sein Land / und er hatte Erbarmen mit seinem Volk.

Lied: Psalm 51 aus K2

Evangelium: Lk 12,22-32

22 Und er sagte zu seinen Jüngern: Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt!
23 Denn das Leben ist mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung.
24 Seht auf die Raben: Sie säen nicht und ernten nicht, sie haben keine Vorratskammer und keine Scheune; und Gott ernährt sie. Wie viel mehr seid ihr wert als die Vögel!
25 Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Spanne verlängern?
26 Wenn ihr nicht einmal etwas so Geringes könnt, warum macht ihr euch dann Sorgen um das Übrige?
27 Seht euch die Lilien an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.
28 Wenn aber Gott schon das Gras so kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
29 Und darum auch ihr: Sucht nicht, was ihr essen und was ihr trinken sollt, und ängstigt euch nicht!
30 Denn nach all dem streben die Heiden in der Welt. Euer Vater weiß, dass ihr das braucht.
31 Vielmehr sucht sein Reich; dann wird euch das andere dazugegeben.
32 Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.

Predigt von Pfarrer Dietmar Stipsits:

Liebe Christ*innen!

„Musik öffnet mir den Himmel“, ist das Motto des heutigen Gottesdienstes. Daher möchte ich Ihnen – bevor ich Ihnen eines meiner Lieblingsmusikstücke vorspiele – etwas sehr, sehr Persönliches erzählen, über das ich bisher nur mit ganz wenigen Menschen gesprochen habe.

Es war in meiner Studienzeit in Wien in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Damals bin ich sehr gerne in die Oper gegangen, die nur wenige hundert Meter vom burgenländischen Priesterseminar, das in der Habsburgergasse war, entfernt liegt. Zu dieser Zeit gab es nämlich ganz günstige „Studentenkarten“ in der Staatsoper. Und die nutzte ich intensivst.

Ich erinnere mich heute leider nicht mehr daran, welche Oper es war, in dem ich ein besonderes Erlebnis hatte, aber ich vermute, dass es wohl eine italienische Oper war. Und da war eine wunderbare Arie, die gesungen wurde. Diese unbeschreiblich schöne Arie entzog mich plötzlich der Realität, muss ich gestehen. Plötzlich war es so, wie wenn sich Wolken öffnen würden und ein wunderbar schönes Licht zeigte sich in der Mitte. Und in diesem Moment spürte ich, dass alles gut ist, und dass es jemanden gibt, der mich kennt, der sich um mich sorgt, der mich nie fallen lässt, der immer an meiner Seite ist und mir hilft.

Diese Arie öffnete mir den Himmel, diese Musik ermöglichte mir eine Gottesbegegnung, wie ich sie z. B. in einem Gottesdienst nie jemals erlebt habe. Diese wunderbare, paradiesische Musik öffnete eine Tür in meinem Herzen, und ich spürte ganz fest: Alles ist gut! ER trägt mich und mein Leben.

Seit dieser Zeit ist für mich Musik ganz was Wichtiges in meinem Leben. Seit dieser Zeit weiß ich für mich: Musik öffnet mir den Himmel. Daher hab ich auch jetzt ein Lieblingsmusikstück mitgebracht, das wir gleich hören werden. Es ist eine Musik, wo ich mir denke, damit können Sie evt. auch etwas anfangen, da können vielleicht auch Sie spüren, dass Musik den Himmel öffnen kann. Es ist ein knapp dreiminütiges Stück von Felix Mendelssohn-Bartholdy aus seinem Oratiorium „Elias“ und zwar die Stelle
„Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,
dass sie dich auf den Händen tragen und du
deinen Fuß nicht an einem Stein stoßest.“ (Ps 91,11f.).

Hören wir nun diese wunderbare Musik. Und danach lassen wir sie noch ein Minütchen in Stille in uns weiterwirken.

Beim Gottesdienst hören Sie:
Karl Friedrich Beringer, Windsbacher Knabenchor, Deutsches Smyphonie Orchester Berlin. CD 1,9.

Zum online-Nachhören eine andere Version auf Youtube >>

Überleitung zum Aschenkreuz:

Lebenspendender Gott, die letzten grünen Zweige vom vergangenen Palmsonntag sind verglüht und zu Asche geworden. Holzasche, Reste des Feuers, fruchtbarer Abfall, Dünger, aus dem neues Leben entstehen kann, diese Asche haben wir hierhergebracht auf deinen Altar. Wir wollen uns damit bezeichnen als Ausdruck, dass du es „sehr gut“ mit uns meinst, dass du uns segnest, dass du uns trägst, dass du möchtest, dass wir dich spüren und erfahren in der Welt, in der Schöpfung, in unseren Mitmenschen, in deinem Wort, in der Musik, überall.

Lebenspendender Gott: Gib deinen Segen uns, damit wir auf deinen Wegen gehen, die uns führen zu mehr Leben, zur Achtsamkeit und zum Guten. Gib uns Mut, deine Frohe Botschaft zu leben, du unser Gott, Vater, Sohn und Hl. Geist.

Austeilung des Aschenkreuzes

Lied/Musikstück: GL 266

Kehr um zu Gott, er schenkt dir Leben!
Kehr um und glaub an die Frohe Botschaft!
Kehr um zu Gott, er befreit dich zum Leben!
Kehr um, Gott macht dich frei!
Ändere dich, Gott gibt dir Kraft dazu!
Kehr um, Gott ist barmherzig!
Kehr um zu Gott, und sei achtsam!
Kehr um zu Gott und gestalte dein Leben!

Meditation: „Gott – in mir“

Gott,
trage mich – wenn ich mich selber nicht tragen kann
halte mich – wenn ich anderen kein Halt bin
erkenne mich – wenn ich mich selbst nicht erkenne

Jesus,
führe mich – wenn ich den Weg nicht weiß
erspüre mich – wenn ich nicht weiß, wie es geht, Gutes zu tun
sprich mich an – wenn ich vergesse, von Gottes Botschaft zu erzählen

Heilige Geistkraft,
atme in mir – wenn mir selbst die Luft wegbleibt
öffne mich – wenn ich mich dir verschlossen habe
brenne in mir – dass ich Gutes tue und Gottes Liebe in die Welt trage.

Sarah Wunsch
in: Gottes Volk, Lesejahr C 3/2022, 39f. Verlag Katholisches Bibelwerk 2022
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Fürbitten

Gott, du Quelle des Lebens und unsere Kraft. Du ermutigst uns zum Leben. Wir bitten dich:

Für die Verantwortlichen aller Staaten unserer Erde, ganz besonders für jene in Russland und in der Ukraine: dass sie das Gespräch suchen und alles für Gerechtigkeit und Frieden tun, was in ihrer Möglichkeit steht. Gott, du Quelle des Lebens:

A: Wir bitten dich, erhöre uns.

Für alle Menschen, denen Kriege Wunden schlagen: dass sie menschliche Hilfe und Unterstützung finden. Gott, du Quelle des Lebens:

Für die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen in den Industriestaaten: dass sie umkehren und alles tun, um den Klimawandel auf unserer Erde zu mildern. Gott, du Quelle des Lebens:

Für alle, die in Lebenskrisen stecken: öffne ihnen neue Türen, um neue Wege zu entdecken und so eine neue, verlässliche Zukunft zu erfahren. Gott, du Quelle des Lebens:

Für uns selbst: schenke uns die Bereitschaft und den Mut, uns in den kommenden Tagen der Fastenzeit bewusst Zeit für uns selbst zu nehmen: für neue Schritte, die im Leben anstehen, für die Besinnung und das Gebet und für Musik, um dich auf neue Art zu entdecken. Gott, du Quelle des Lebens:

Gott, wir bitten dich: Lass uns in dieser Fastenzeit deine Nähe neu spüren in unserem Leben, durch dein Wort, in unserem Beten, durch die Vielfalt der Musik und in unseren Mitmenschen. Hilf uns dadurch zu einem bewusserten Leben zu kommen. Denn wer auf dich vertraut, der braucht sich nicht zu sorgen, weil du für uns sorgst – in Zeit und Ewigkeit.

Vater unser

Schlussgebet:

Du Gott aller Menschen, wir danken dir für deine Nähe, die du uns immer wieder erfahren lässt, für die Freude am Leben, für alle Herausforderung und Ermutigung. Wir danken dir auch, dass du uns bestärkst mit deinem Geist der Zuversicht. Um Vertrauen, um Lebensfreude und Mut zum Gestalten unserer Welt bitten wir dich durch Christus, unsern Herrn.

Segen:

Er, der Israel eingeladen hat,
das Land der Knechtschaft zu verlassen,
führe uns weg von den Fesseln des Konsums –
sie töten den Hunger nach Freiheit.

Er lasse uns unruhig werden in diesen 40 Tagen
und Ausschau halten nach einem Leben,
das unserem Herzen entspricht
und dem Suchen in unserem Innersten
mehr entgegenkommt.

Er führe uns weg
von oberflächlichen Verlockungen,
denen wir nachlaufen,
und locke uns in die Wüste der Stille.
Dort sind wir allein mit ihm,
der nichts anderes will,
als sich zu verlieben in uns.

Er lasse Hunger und Durst spüren in dieser Zeit,
damit wir spüren, was wir wirklich brauchen:
nicht nur Brot und Wasser,
sondern auch sein Wort, das nährt und heilt,
und seinen Atem, der leben lässt in Fülle.

Das schenke uns der Gott,
dessen Sohn durch die Wüste gegangen ist
und der dort in seinem Innersten Gott begegnet ist – er, der Barmherzige,
der Vater, der Sohn und der Hl. Geist.

Auszug: Orgel-Musikstück