2. Fastensonntag – Vesper in Abu Gosh

Auferstehungskirche von Abu Gosch – Wikimedia Commons

Impuls von Mag. Johanna Polster-Csecsinovits
„Musik öffnet mir den Himmel“ ist das Motto des heutigen Gottesdienstes. Daher möchte ich – bevor ich Ihnen eines meiner Lieblingsmusikstücke vorspiele, meinen persönlichen Bezug zu diesem Musikstück erzählen.

Nach Beendigung meines Studiums in Wien in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bekamen mein Mann und ich ein Arbeitsangebot im Österreichischen Hospiz in Jerusalem. Wie es so oft in kirchlichen Einrichtungen ist, hatten wir nicht jeden Sonntag Dienst. An diesen Sonntagsabenden fuhren wir von der geschäftigen Jerusalemer Altstadt zur Vesper nach Abu Gosh.

Abu Gosh ist ein arabisches Dorf, bekannt für seine traditionell guten Beziehungen zu den jüdischen Nachbargemeinden, 10 km westlich von Jerusalem gelegen. ie Kreuzfahrer definierten es als den biblischen Ort „Emmaus“ und erbauten hier die heute noch bestehende Auferstehungskirche. An diesem friedlichen Ort befinden sich ein Männer- und Frauenkloster der Kongregation Monte Oliveto Maggiore (Benediktiner), die sich 3 mal täglich zum Gebet in der Auferstehungskirche versammeln.

Der Gesang der französischen Nonnen und Mönche beim Einzug in die romanische Auferstehungskirche versetzte mich immer wieder in eine Zustand der Ruhe und Geborgenheit. Der meditative Gesang in dieser romanische Kirche mit ihren wunderschönen Fresken und einmaligen Akustik erfüllte den Kirchenraum, in diesen Momenten schien die Welt stehen zu bleiben. Eine Aura, in der Himmel und Erde sich berührten.

Das heutige Evangelium von der Verklärung des Herrn mag bei den 3 Jüngern ähnliche Erfahrungen hervorgerufen haben. Jesus nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich auf den Berg Tabor. Dort geschah das Wunderbare und Unfassbare: Jesus besprach sich mit Mose und Elija, und er wurde vor den Augen der drei Apostel verherrlicht, also verwandelt oder verklärt. Für einige Stunden schien es, als ob der Himmel hier auf Erden eingekehrt sei.

Ich möchte Sie einladen:
Blicken Sie auf ihren eigenen Lebensweg: Auch hier gibt es verschiedene Etappen, freudvolle Augenblicke und Ereignisse mit schwierigen Etappen, die mitunter mühselig und leidbeladen sein können.
Dann aber mag es auch vorkommen, dass sie im Gebet/Gesang die besondere Nähe Gottes erfahren und gleichsam Taborstunden erleben dürfen, also Zeiten, wo uns Gott das Größere zeigt, für das er uns berufen hat: den Abglanz der Herrlichkeit des Himmels.

 

      Musikbeispiel >>

 

Jes, 66,10.12-14 – Übersetzung des Liedes aus dem Französischen

Freut euch mit Jerusalem! / Jubelt in der Stadt, alle, die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit ihr, / alle, die ihr über sie traurig wart.

Denn so spricht der Herr: / Seht her: Wie einen Strom / leite ich den Frieden zu ihr und den Reichtum der Völker / wie einen rauschenden Bach. Ihre Kinder wird man auf den Armen tragen / und auf den Knien schaukeln.

Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, / so tröste ich euch; / in Jerusalem findet ihr Trost.

Wenn ihr das seht, wird euer Herz sich freuen / und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras. So offenbart sich die Hand des Herrn an seinen Knechten, / aber seine Feinde wird er bedrohen.

 

Fürbitten
Erfüllt von Jesu Verklärung sagte Petrus: „Es ist gut, dass wir hier sind“. Er wollte da bleiben, wo es schön war. Doch niemand kann sich, solange er lebt, wegträumen aus der Not des Lebens, die uns in unserer Welt, nah oder fern, umgibt. Darum beten wir:

– Für Frauen und Männer, die die Frohe Botschaft in unseren Tagen in Wort und Tat bezeugen, und die angesichts einer glaubenslos scheinenden Welt oft gegen Enttäuschung zu kämpfen haben.

– Für jene, die in Politik, Wirtschaft und Kirche Macht haben; bewahre sie vor reinem irdischen Profitdenken.

– Für jene, die hineinverwoben sind in Abhängigkeiten, die es ihnen schwer machen, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen.

– Für die Menschen, die infolge von Krieg und Pandemie kein Licht mehr sehen für ihre Zukunft, weil ihre Lebenspläne und Hoffnungen zerbrochen sind.

– Für alle, die den Tod eines lieben Menschen beklagen; für jene, die weltweit am Coronavirus und an dessen Folgen verstorben sind;

Gott, aus den Höhen und Tiefen dieser Welt richten wir den Blick auf dich. Auf dich hoffen wir jetzt, alle Tage unseres Lebens und in Ewigkeit. Amen.

 

Meditation

BLICKWECHSEL
Solange die Welt
noch mit den Augen
einer Mutter
und eines Kindes
angeschaut wird

Hat das Leben
eine Chance
und der Friede
eine Antwort

Wilhelm Bruners, Am Rande des Tages, Tyrolia 2020