3. Fastensonntag: „Selig sind, die Verfolgung leiden“

Impuls von Werner Kaitan
Musik öffnet mir den Himmel – das Thema der heurigen Fastenzeit.

Mein Bezug zur Musik ist der eines Konsumenten. Musik – vor allem die klassische Musik – hat für mich persönlich eine große Bedeutung. Sie ist manchmal der Schlüssel für Erlebnisse auf einer anderen Ebene. Es gibt Musikstücke, die berühren mich – ja, ich gebe es zu, sie rühren mich auch manchmal zu Tränen.

      Musikbeispiel >>

Als ich mich auf diesen Gottesdienst vorbereitete, kamen mir einige meiner musikalischen Favoriten in den Sinn. Hängen geblieben bin ich dann bei dem soeben gehörten Lied aus der heute kaum mehr gespielten Oper „Der Evangelimann“ von Wilhelm Kienzl.

„Selig sind, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich.“

Wenn wir im heutigen Evangelium von Katastrophen hören, an denen auch Unschuldige zu Schaden kamen, so erinnert mich das sehr stark an die täglichen Katastrophenmeldungen aus der Ukraine.

Selig sind, die Verfolgung leiden? Jeder Christ kennt diese Stelle aus der Bergpredigt. Auch ich habe sie oft gehört, gelesen, im Gottesdienst aufgenommen. Und doch hat diese Vertonung des Textes eine besondere Wirkung auf mich. Ich lasse die Musik auf mich wirken, denke an meinen zweimaligen Aufenthalt in Israel -an den Ort der Bergpredigt – und frage mich:

„Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen.“ Will Jesus, dass wir leiden – auch psychisch, mitunter „nur“ durch Worte bewirkt – leiden als Voraussetzung dafür, dass wir in den Himmel kommen?   Nein, ich denke, dass wir auch unter schwierigen Lebensumständen Erfüllung finden können, in der Überzeugung, etwas Sinnvolles zu tun.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man öfters nicht nur schief angeschaut wird, sondern auch für blöd gehalten wird, wenn man sich für Gerechtigkeit einsetzt. „ Was, für den setzt du dich ein, der ist doch nur zu faul zu arbeiten.“ Wer sich für andere – zum Beispiel in ehrenamtlichem Engagement, bei Caritas oder ähnlichen Organisationen – einsetzt, ist sehr oft auch Anfeindungen ausgesetzt. Oder denken wir an die Anfeindungen, ja sogar Angriffe, die diejenigen erfahren, die in der Coronakrise nur ihrer selbstverständlichen Arbeit nachgehen.

Doch alle, die sich für etwas Gutes einsetzen, werden in ihrem Tun etwas Schönes, Erfüllendes, Glücklichmachendes erleben.

Und ist man, wenn man zufrieden ist, sich glücklich schätzend ist, nicht dem Himmel nahe?

In diesem Sinne lassen Sie diese Musik nun nochmals auf sich wirken, und vielleicht finden auch Sie ein Musikstück, das Sie dem Himmel näher bringt.

 

Fürbitten:

Gott hat sich im brennenden Dornbusch dem Mose als der „Ich-bin-da-für- euch“ vorgestellt. Wir wenden uns mit unseren Sorgen und Ängsten an den „Gott-mit-uns“ und bitten:

  • Für die Menschen in der Ukraine, die seit mehr als drei Wochen unter einem erbarmungslosen Krieg zu leiden haben – unter Tod – Zerstörung – Angst.
    Herr, unser Gott: Wir bitten, dich erhöre uns!
  • Wir beten für ALLE, die dem Krieg entfliehen und in anderen Ländern Zuflucht und Sicherheit finden konnten – auch hier bei uns – und für die vielen, die sie hier willkommen heißen und für sie sorgen.
    Herr, unser Gott: Wir bitten, dich erhöre uns!
  • Wir beten für die Menschen, die mutig und entschlossen gegen den Krieg protestieren, besonders in Russland, wie auch für die Journalisten und alle, die die Wahrheit verbreiten.
    Herr, unser Gott: Wir bitten, dich erhöre uns!
  • Wir beten für die Menschen, die an Corona erkrankt sind, besonders für die, die mit den Langzeitfolgen fertig werden müssen, sowie für die Ärzte und die in der Pflege tätigen Personen, die immer wieder Anfeindungen ausgesetzt sind.
    Herr, unser Gott: Wir bitten, dich erhöre uns!

Barmherziger Gott, du sorgst für uns wie eine liebende Mutter, wie ein guter Vater. Du hast immer wieder Geduld mit uns und eröffnest uns immer wieder neue Möglichkeiten. In deinem Sohn Jesus Christus hast du unwiderruflich „ja“ zu uns gesagt. Dafür danken wir dir und preisen dich – heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.

 

Meditation

Es liegt an uns

Herr, du gabst jedem von uns ein Herz.
Aber das Ausmaß unserer Liebe müssen wir selbst bestimmen.

Du gabst uns Gefühle. Doch wir selbst müssen entscheiden,
wie gütig, barmherzig, freundlich oder wohlwollend wir sind.

Du gabst uns Mitmenschen zur Seite,
Und wir müssen uns festlegen, wie wir ihnen begegnen wollen.

Du gabst uns deine Weisungen.
Es liegt an uns, ob und wie sehr wir auf dich hören.

Clemens Nodewald in : Sei nicht tot bevor du stirbst, Bibelmeditationen