Fronleichnam 2012: „Wenn Christus verloren ginge (geht)…“

Fronleichnam 2012: „Wenn Christus verloren ginge (geht)…“

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Einleitung:

Herr Pfarrer Zechmeister erzählte bei der Vorbereitung auf das Fronleichnamsfest im Liturgiekreis eine Geschichte, die er gehört hat:

Einem Pfarrer ist einmal Folgendes passiert: er hatte das Fronleichnamsfest gut vorbereitet, alles lief wie geplant, die Prozession setzte sich in Bewegung. Doch unterwegs entdeckte er plötzlich, dass er wohl die Monstranz, nicht aber die große Hostie darin mitgenommen hatte. Alles war perfekt organisiert, es fehlte nichts – außer dem Wesentlichen, der Hostie, dem Leib des Herrn.

Erschrocken ließ er die Prozession anhalten, um die Hostie aus dem Tabernakel der Kirche zu holen. Erst nachdem er sie in die Monstranz eingesetzt hatte, gab er das Zeichen zum Weitergehen. –

Ein kleines Missgeschick, kann man sagen. So etwas sollte zwar nicht passieren, kann  aber schon einmal vorkommen.

 

1. Altar: “Entdecken”, dass Christus fehlt! “Stehenbleiben” und “Christus hereinholen”

– Haben Sie bemerkt, dass auch bei uns heute die Hostie in der Monstranz fehlt? – Vielleicht ist diese Geschichte mehr als nur eine kleine Episode, weil sie offen ist für eine symbolische Deutung:
“Die Prozession ohne Hostie “ – könnte das nicht ein Bild sein für:

“Wenn Christus verloren ginge (geht) …”
… in meinem Leben, in unserer Gemeinde, in unserer Kirche …

Aus dieser Geschichte kam die Idee für die vier Altäre unserer heutigen Fronleichnamsprozession.

So wollen wir nun den Leib des Herrn wieder in die Monstranz hereinholen und bewusst mit Christus unseren Weg gehen.

Lied  und Segen

2. Altar: „Wenn Christus verloren ginge (geht)…“ in meinem Leben – in unseren Familien

a) Einleitende Worte:

„Wenn Christus verloren ginge (geht) …“ in meinem Leben, in unseren Familien.

Es ist ein stilles, schleichendes Verlieren der Religion, des Heiligen, des christlichen Glaubens, dessen Mitte Christus selber ist, was sich heute unter uns ausbreitet. Es fehlt oft die innere, persönliche Beziehung zu diesem Jesus v. Nazareth, der uns als Freund durch unser Leben begleiten möchte. Er kommt in vielen Familien im Alltag einfach nicht mehr vor, er wird nicht mehr angesprochen und es wird auch nicht über ihn gesprochen. Er geht uns verloren. Dabei merken wir nicht, dass wir ihn heute so nötig hätten wie einen Bissen Brot.

b) Schriftstelle: Im Johannesevangelium lesen wir   dazu (Joh 6, 48 ff)

Ich bin das Brot des Lebens. … Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.

c) Meditation: Was verliere ich, wenn Christus verloren geht in meinem Leben? – oder besser:

Was gewinne ich mit Christus in meinem Leben?
Mit Christus gewinne ich jemanden,
der immer an meiner Seite ist,
an den ich mich halten kann,
mit dem ich Freude und Leid teilen kann,
dem ich alles anvertrauen kann,
den ich um Verzeihung bitten kann,
der Vergebung schenkt,
der mir ein Wegweiser und Ratgeber ist,
der mir Mut macht, nicht aufzugeben,
der mir Kraft gibt für meinen Alltag,
der mir innere Ruhe verschaffen kann,
der ein Fundament für mein ganzes Leben ist,
der mir Hoffnung gibt, wenn es schwierig wird,
der mir Werte gibt, die er selbst vorlebt
wie Gerechtigkeit und Barmherzigkeit,
und mir hilft, auf Gewalt zu verzichten,
der meinen Egoismus immer wieder aufbricht
und mich lehrt, alles Leben zu achten,
und meine Mitmenschen zu lieben
und mich motiviert,
mich für eine bessere Welt einzusetzen.

Ich gewinne jemanden,
der meine Verwundungen kennt,
der heilende Wirkung auf mich hat,
der mit mir durch die dunkelste Stunde geht,
selbst durch den Tod hindurch ,
der mir Angst nimmt und Geborgenheit gibt,
der mich bedingungslos liebt,
und mir das Gefühl gibt,
einmalig und wertvoll zu sein
und der mir das Leben in Fülle schenken will,
Ich gewinne den, der mir
in der Gestalt des Brotes zur Nahrung wird. http://farm8.staticflickr.com/7079/7351996032_2432bbd669_z.jpg

Lied und Segen

3. Altar:  „Wenn Christus verloren ginge (geht)…“ in unserer Gemeinde – für unser Gemeindeleben

a) Einleitende Worte:

So, wie die große Hostie, wie Jesus in der Monstranz vergessen wurde, so kann es auch uns als Gemeinde passieren, dass uns Jesus als  Mittelpunkt verloren geht, dass wir zwar alles mögliche organisieren und geschäftig sind, das Wesentliche dabei aber manchmal aus den Augen verlieren.

b) Schriftstelle: Im Lukasevangelium lesen wir dazu (Lk 11,42)

Doch weh euch Pharisäern! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Gewürzkraut und allem Gemüse, die Gerechtigkeit aber und die Liebe zu Gott vergesst ihr. Man muss das eine tun, ohne das andere zu unterlassen.

c) Meditation: Wie kann eine Gemeinde aussehen, deren Mitte Jesus ist? Folgende Zeilen können uns dabei eine Richtung aufzeigen:

Glücklich die Gemeinde
(Transformation zu Psalm 1)

Glücklich die Gemeinde,
die Jesus in den Mittelpunkt stellt
und die unterwegs bleibt durch diese Zeit.
Die nicht auf einem
„Das war schon immer so“ beharrt,
aber sich auch nicht jedem Zeitgeist anschließt.

Glücklich die Gemeinde,
die eine Ahnung hat vom Reich Gottes
und die heute damit beginnt,
dieses Reich Wirklichkeit werden zu lassen,
die in dem Vertrauen lebt und arbeitet,
dass das möglich ist,
auch wenn Rückschritte und Misserfolge
den Mut nehmen.

Glücklich die Gemeinde,
in der Friede wohnt und Gerechtigkeit,
die gastfreundlich ist und sich nicht verschließt, in der Freunde und Fremde willkommen sind
und sich versammeln um den Tisch des Herrn.

Glücklich die Gemeinde,
die Raum zur Entfaltung gibt,
die Neues wagt und lebendig ist,
die die Talente nutzt, die in ihr sind,
und die Schätze hebt, die sie besitzt.

Glücklich die Gemeinde,
die Geborgenheit findet und Vertrauen
im Hören des Wortes Gottes
und im Brechen des Brotes,
die ihre Mitte gefunden hat,
die ihr Orientierung gibt und Halt,
die Brot sein kann für andere
und die Liebe Gottes erfahrbar macht.

Klauke Ursula u. a., Angedacht. Materialien für Gruppenarbeit und Gottesdienst.
Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1997, 65.

Lied und Segen

4. Altar: „Wenn Christus verloren ginge (geht) …“  in unserer Kirche als ganze

a) Einleitende Worte:

Die Leere Monstranz – ein Bild für unsere Kirche?
Kirche existiert nicht für sich selbst, deshalb muss sie lernen zuzuhören,
bevor sie spricht, – wie Jesus auf dem Weg nach Emmaus.

Er, der Auferstandene, begleitet seine Jünger, die ihn nicht erkannten.
Er stellt ihnen Fragen und hört sich ihre Probleme an.
Was uns die Leute zu sagen haben, ist entscheidend.
Diesbezüglich hat uns das 2. Vatikanische Konzil den Weg gewiesen:
„Die Freuden und Hoffnungen, die Trauer und Angst der Menschen dieser Zeit sind auch die Freuden und Hoffnungen, die Trauer und die Angst der Söhne und Töchter der Kirche.“

b) Schriftstelle: Im Epheserbrief (Eph 4, 7.11-16) lesen wir dazu:

Jeder von uns empfing die Gnade in dem Maß, wie Christus sie ihm geschenkt hat.
Den einen gab er das Apostelamt, andere setzte er als Propheten ein, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer,
um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi.
So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.
Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen, dem Betrug der Menschen ausgeliefert, der Verschlagenheit, die in die Irre führt.
Wir wollen uns, von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten und in allem wachsen, bis wir ihn erreicht haben. Er, Christus, ist das Haupt.
Durch ihn wird der ganze Leib zusammengefügt und gefestigt in jedem einzelnen Gelenk. Jedes trägt mit der Kraft, die ihm zugemessen ist.
So wächst der Leib und wird in Liebe aufgebaut.

c) Meditation:

Ich träume von einer Kirche

Gott, ich träume von einer Kirche,
die immer neue Wege zu den Menschen sucht
und erprobt mit schöpferischer Phantasie,
die die Frohe Botschaft frisch und lebendig hält.

Ich träume von einer Kirche,
die offen ist für die Anliegen Christi
und sich deshalb einsetzt
für das Leben der Menschen
und für die Erneuerung der Welt im Geist Jesu.

Ich träume von einer Kirche,
die prophetisch ist
und die ganze Wahrheit sagt,
die Mut hat, unbequem zu sein
und die unerschrocken
das Glück der Menschen sucht.

Ich träume von einer Kirche,
die Hoffnung hat – und gibt,
die an das Gute im Menschen glaubt,
und die gerade in einer Welt

voll Furcht und Verzweiflung
voll Vertrauen auf Gottes Führung baut.

Lied und Segen

Dankesworte an alle, die mitgeholfen haben.