Weitere Stellungnahmen zur Auflösung des Christophorushauses

Über die Art und Weise der Auflösung des Christophorushauses, wobei die vertraglich vereinbarte diözesane Mitverantwortung am Haus einfach ausgeklammert und alles auf die Pfarre abgewälzt wurde, ist bereits in den letzten Pfarrblättern berichtet worden. Per Bischöflichem Dekret vom 29. Juli 2012 wurde das Pastoral- und Bildungszentrum St. Christophorus-Haus mit Rechtswirksamkeit vom 31. August aufgelöst.

Darin heißt es, die Diözese besitze mit den beiden übrigen Bildungshäusern und Räumlichkeiten in den Pfarren der Region ausreichend Raumangebot für Bildungsveranstaltungen, sodass sich das Haus als Bildungszentrum erübrigt. Weiters hätten sich die Erwartungen, die in ein seelsorgliches Zentrum an diesen Schulort gesetzt wurden, niemals auch nur annähernd erfüllt. Und schließlich sei eine Aufrechterhaltung des Hauses durch die Diözese aus wirtschaftlichen Gründen nicht vertretbar.

Als ich das Dekret gelesen hatte, war ich über die Einschätzung der seelsorglichen Tätigkeiten schockiert. Was sollte mit „niemals auch nur annähernd erreicht“ zum Ausdruck gebracht werden? Was hatten ich und meine Vorgänger auf dem seelsorglichen Gebiet angestellt oder vermittelt, das so nichtig gewesen wäre!?

Sehr erbaulich waren für mich die vielen Anrufe, die ich erhielt und wo sich Menschen an gelungene Veranstaltungen und spirituelle Impulse dankbar erinnerten. Einer der ersten war Pfarrer Julius Dirnbeck, geistlicher Assistent der Anfangsjahre. Durch die breite Anteilnahme konnte ich Solidarität und ein gemeinsames Unterwegssein von Kirche als Volk Gottes erfahren. Ganz herzlichen Dank!

Gustav Krammer, Leiter des St. Chistophorus-Hauses

 

Schriftliche Stellungnahmen und Leserbriefe von Pfarrangehörigen und Freunden des Hauses

Filialgemeinde und kfb-Frauenrunde von Oberschützen

Sehr geehrter Herr Diözesanbischof Dr. Ägidius Zsifkovics!

Filialgemeinde und kfb-Frauenrunde von Oberschützen sind sehr betroffen über die Auflösung des St. Christophorus-Hauses mit 31. August 2012. Dass „die seelsorglichen Erwartungen niemals auch nur annähernd erreicht wurden“, wie im Dekret steht, empfinden wir verletzend, da wir uns sehr mit dem Haus verbunden fühlen.

Uns wird nun etwas genommen, an dessen Entstehung wir tatkräftig mitgewirkt haben. Durch das Haus hat sich unsere Filialgemeinde und unsere Gemeinschaft erst richtig gebildet und entwickelt. Ohne diese Räumlichkeiten wären die Zusammenkünfte und die Freundschaften während der letzten drei Jahrzehnte nicht möglich gewesen.

Die kfb-Besinnungstage im Advent und zu Ostern fanden hier für das gesamte Dekanat statt und waren immer ein besonderes Erlebnis. Das reiche Bildungsangebot des Hauses, spirituelle und kulturelle Veranstaltungen oder Theateraufführungen der örtlichen Theatergruppe führten zu interkonfessionellen Kontakten und Begegnungen der beiden Kirchen. Durch das Haus war Ökumene in Oberschützen auf Augenhöhe möglich, die diversen ökumenischen Gebetstage haben abwechselnd stattgefunden. Seit 15 Jahren gibt es 14-tägig das ökumenische Abendgebet.

Wie wird es ohne das Haus weitergehen? Es ist zu befürchten, dass die „katholische Präsenz“ vor Ort verschwinden und unsere Filialgemeinde zu einer Randerscheinung wird.

Zugleich teilen wir mit, dass der Anbetungstag am 31. Oktober in der Friedhofskirche nicht wahrgenommen werden kann, da es für die älteren Gottesdienstbesucher in dieser Jahreszeit dort zu beschwerlich ist.

Gerade im Jubiläumsjahr der Konzilseröffnung wird uns bewusster denn je: Kirche ist unterwegs als pilgerndes Volk Gottes. Zum Glauben gehört das Aggiornamento: ein neuer Wind und ein neuer Aufbruch. Gott sei uns dabei gnädig!

Unterschriften von Mitgliedern der kfb-Frauenrunde und der Filialgemeinde Oberschützen

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Msgr. Emmerich Zechmeister

Ein Blick zurück…

Bereits 1956 wurde von der Pfarre Bad Tatzmannsdorf in Oberschützen ein Grundstück für den Bau einer Studentenkirche und einer Wohnung für den Religionsprofessor angekauft. Die Filialkirche zum Hl. Bartholomäus – außerhalb des Ortes auf einem Hügel gelegen – war zu klein und auch schwer zu erreichen.
Durch den häufigen Wechsel der Religionsprofessoren vor Ort und den vordringlichen Erfordernissen der Pfarre (Kirchenneubau, Pfarrhof und Pfarrzentrum, Renovierung der Filialkirche Jormannsdorf und deren Erwerb von Graf Dr. Batthyany wurde das Projekt Oberschützen immer wieder zurückgestellt.
Nach schwierigen Verhandlungen entschied 1979 die Diözese, dass die Pfarre das Grundstück verkaufen und dafür das „Bode Haus“ erwerben muss.
Mit Unterstützung der Diözese und unter großem Einsatz und finanziellen Opfern der Filialgemeinde wurde das Haus adaptiert und als Christophorushaus am 14. Juni 1981 von Bischof DDr. Stefan Laszlo eingeweiht.
Sehr schnell wurde das Haus der Mittelpunkt einer lebendigen Gemeinde mit vielen Aktivitäten.
Wer damit vertraut ist, was in den Jahrzehnten des Bestehens an Leben im Hause geschehen ist, weiß, dass die Erwartungen bei weitem übertroffen wurden. Eine lebendige Gemeinde hat im Haus Heimat gefunden, nicht nur zu den Gottesdiensten. Gebetsrunden, Frauenrunden, ökumenische Treffen – um nur einiges zu erwähnen.
Von unschätzbarer Wichtigkeit war das Haus für den Schulstandort Oberschützen (Pflichtschulen, 2 Gymnasien, Universität für Musik und Darstellende Kunst, Internat) in den vielfältigen Bereichen der Schulseelsorge: Schulgottesdienste, Einkehrtage, Vorträge und vieles andere mehr.
Trotz großer Bemühungen und Anstrengungen war es auf Grund der äußerst beschränkten finanziellen Möglichkeiten nur teilweise möglich, das große Potential des Christophorushauses auch für überpfarrliche Bildungsarbeit optimal zu nutzen.
Mit der Entscheidung des Diözesanbischofs vom 29. Juni 2012 wurde all dem ein jähes Ende gesetzt.

Zechmeister Emmerich, Pfarrer i. P.

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OstR. Gerhard Nußbaumer

Sehr geehrter Herr Diözesanbischof!

Als langjähriger Organist in Oberschützen und Bad Tatzmannsdorf möchte ich mein tiefes Bedauern über die Schließung des St. Christophorus-Hauses ausdrücken. Ich habe aus nächster Nähe die mühevolle Entwicklung vom sogenannten Bodehaus zum Bildungshaus miterlebt. Ich war an vielen Ereignissen geistlicher und kultureller Natur unmittelbar beteiligt, die das Haus zum Zentrum des religiösen Lebens der kleinen katholischen Gemeinde, des Dekanates, ja der Diözese machten. Unter den LeiterInnen Ludwig Leitner, Maria Ulrich-Neubauer und Gustav Krammer gab es Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen (leider weniger durch den Priestermangel), Gebetsrunden, Diskussionen, Filmvorführungen, Vorträge und zahlreiche Veranstaltungen mit Texten (Josef Dirnbeck) und Musik (von mir gestaltet) zur Advent- und Passionszeit.
Ferner war das Haus Heimat der kath. Frauenrunde, des Familienkaffees und der rel. Betreuung der kath. Schüler beider Gymnasien. Seit Beginn der Dakanatschorsingtage bis 2011 habe ich diese im St. Christophorushaus abgehalten.
Das Haus, mitten im Zentrum des evangelischen Ortes gelegen, wurde auch für die ökumenischen Veranstaltungen wie Weltgebetstag der Frauen von allen Christen gern genutzt.
Wir verstehen ihre Begründung für die Schließung unseres geistigen Zentrums nicht. Es kann doch in Zeiten wie diesen nicht nur um den schnöden Mammon gehen.
In ehrlicher Sorge um unsere Diasporagemeinde,

OStR. Gerhard Nußbaumer

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Mag. Heinz G. Hafner

Eure Exzellenz, sehr geehrter Herr Diözesanbischof,
lieber Bruder in Christus!

Als evangelischer Christ greife ich immer wieder gerne zur Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt, um über den konfessionellen Zaun zu blicken, aber auch um mich von den oft recht gehaltvollen Beiträgen inspirieren zu lassen.

Mit Betroffenheit, ja großem Befremden habe ich allerdings – erst in der Vorwoche – in der Ausgabe vom 29. Juli gelesen, dass die Schließung des Christopohorushauses damit begründet wird, dass sich die darin gesetzten Erwartungen „niemals auch nur annähernd“ erfüllt hätten.

Ich bin diesem Haus und seinen Leitern seit vielen Jahren verbunden und erinnere mich dankbar an die Begegnungen mit beeindruckenden Persönlichkeiten, die Lesungen bekannter Autoren, an anregende Diskussionen, tiefgehende Gespräche und im Besonderen auch an die ökumenische Gastfreundschaft, die ich dort erleben durfte. Vor allem wurden nicht wenige Menschen in unserer Region durch viele Veranstaltungen dazu angehalten, über den Tellerrand der eigenen Gemeinden und der Ortskirche hinauszublicken und sich auf die Nöte und Herausforderungen der Glaubensgeschwister vor allem in Südamerika einzulassen.

Dass wir dort Einkehrtage, schulische Fortbildungen, Gottesdienste etc. durchführen und z.B. als örtliche Theatergruppe auch diese Räumlichkeiten nutzen konnten, trug zudem mit dazu bei, dass mir dieses Haus wirklich ein Stück Heimat wurde.

Ich weiß nicht, welche Erwartungen mit der Gründung dieses Hauses genau verbunden waren. Es mag vielleicht sein, dass ein erhoffter geistlicher Aufbruch nicht in großem Maße erfolgt ist. Die Probleme unserer Kirchen (Sit venia verbo!) mögen in manchem verschieden sein, aber leiden wir nicht alle unter einem derzeit allgemein recht niedrigen „geistlichen Grundwasserspiegel“, für dessen Hebung nicht einzelne Personen bzw. Institutionen allein verantwortlich sind? Und quantifizierende Beurteilungen, das Schielen auf die möglichst große Zahl, sollte im kirchlichen Raum wohl nicht Vorrang haben. Wenn man daran denkt, dass von den zehn Geheilten nur einer Jesus gedankt hat (Lukas 17,17), so kann man – vordergründig betrachtet – bei unserem Herrn wohl auch nicht von einer beeindruckenden „Erfolgsquote“ sprechen. Jedes Säen ist wohl zugleich ein Säen unter Dornen und ein Säen „auf Hoffnung“ (1. Kor. 9,10).

Zu den schönsten und tiefsten Erfahrungen gehört für mich in diesem Zusammenhang auch das „Ökumenische Abendgebet“, das abwechselnd im Christophorushaus und in einem Raum der evang. Pfarrgemeinde stattfindet. Wir bringen dort in ökumenischer Verbundenheit die Nöte einzelner Menschen, aber auch die Anliegen unserer Gemeinden vor Gott, bitten um ein neues Erblühen des Glaubens und werden dies auch weiter tun.

Es mag sein, dass man sich aus wirtschaftlichen Erwägungen zu diesem höchst bedauerlichen Schritt entschlossen hat oder meinte, sich dazu entschließen zu müssen. Ihn mit diesem harten Urteil zu begründen, finde ich aber all denen gegenüber, die sich vor Ort wirklich redlich und mit vollem Einsatz ihrer Kräfte bemüht haben, äußerst unfair und unangemessen. Und ich frage mich, welchen Informationen bzw. Informanten Sie, verehrter Herr Bischof, in diesem Falle erlegen sind.

Ich jedenfalls habe das Haus, das mir sehr lieb geworden ist, als einen Ort katholischer Weite im besten Sinne des Wortes und geistlicher Tiefe erlebt und möchte es lieber mit der paulinischen Paränese halten: Prüft aber alles und das Gute behaltet (1 Thess 5,21).

In der Hoffnung, dass Sie ein offenes Wort schätzen, und mit den besten Segenswünschen für Ihren verantwortungsvollen Dienst grüßt Sie herzlich

Heinz G. Hafner

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Bereits auf der Pfarrhomepage veröffentlicht:

Mag. Ludwig Leitner, ehemaliger Leiter des Christophorushauses
„Niemals auch nur annähernd“ hätten sich die Erwartungen an das Christophorus-Haus erfüllt! 

Ursula Siegmund, Franziskusgemeinschaft Pinkafeld
Das Christophorus-Haus war im wahrsten Sinn des Wortes ein „Haus der Begegnung“ …