5. Fastensonntag: „Vergib uns unsere Schuld“

5. Fastensonntag 2013
Thema: „und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“

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1. Einleitung:

Für die diesjährige  Fastenzeit hat der Liturgiekreis unserer Pfarre das „Vater unser“ als Leitfaden gewählt.  Zum heutigen 5 .Fastensonntag  stellen wir die Bitte  „Und vergib uns unseres Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“ in den Mittelpunkt und ich lade Sie ein, in der kommenden Woche, die letze Woche der Fastenzeit

Jesus hat die Schuld der Menschheit  auf sich genommen. Wenn auch wir Gott aus reinem Herzen um E n tschuldigung  bitten, wird uns vergeben werden.

Wir sind dankbar,  wenn unsere Schuld von anderen Mitmenschen  e n t schuldigt wird. Viel schwerer fällt es uns aber, unsere Mitmenschen zu e n t schuldigen, deren Schuld zu vergeben. Und doch ist es ganz klar: Gott wird uns nicht vergeben,  wenn auch wir den an uns schuldig Gewordenen nicht verzeihen. (Mt 18, 23–35)

Die Suche nach dem Schuldigen ist heute modern geworden, vor allem um aus der Schuld oder dem Fehlverhalten eines Anderen – auch finanziellen – Nutzen ziehen zu können. Für unsere eigene Schuld gibt es ja die Ausreden. Da haben wir eine ganz andere Sicht. Die heutige Liturgie wollen wir mit dem aufrichtig gesprochenen Schuldbekenntnis beginnen:

Alle: Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, und allen Brüdern und Schwestern,
dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe: ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken: durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld. Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Engel und Heiligen und euch, Brüder und Schwestern,  für mich zu beten bei Gott, unserem Herrn.

 

2. Lesung: Lesung aus dem Buch Esra (Esra 9,5-8):

Zur Zeit des Abendopfers erhob ich mich aus meiner Bußübung, mit zerrissenem Gewand und Mantel. Dann warf ich mich auf die Knie, breitete die Hände aus und betete zum Herrn, meinem Gott: Mein Gott, ich schäme mich und wage nicht, die Augen zu dir, mein Gott, zu erheben. Denn unsere Vergehen sind uns über den Kopf gewachsen; unsere Schuld reicht bis zum Himmel. Seit den Tagen unserer Väter bis heute sind wir in großer Schuld. Wegen unserer Vergehen wurden wir, unsere Könige und Priester  den Königen der Länder ausgeliefert, dem Schwert, der Gefangenschaft, der Plünderung und der Schande, wie es noch heute der Fall ist.  Jetzt, für einen kurzen Augenblick, hat der Herr, unser Gott, uns Erbarmen gezeigt; er hat einen Rest gerettet und übrig gelassen und uns einen Ruheplatz an seinem heiligen Ort gewährt. So ließ unser Gott unsere Augen aufleuchten, er ließ uns ein wenig aufleben in unserer Knechtschaft.

Wort der Heiligen Schrift.

 

3. Evangelium: Mt 18,23-35

Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Sei großmütig mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen.

Der Herr erbarmte sich des Dieners, ließ ihn gehen und erließ ihm das Darlehen. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Sei großmütig mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er das Geschuldete zurückgezahlt hätte.

Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mich deiner erbarmte? Und zornig geworden, übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er das ganze Geschuldete zurückgezahlt hätte. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von Herzen vergibt.

4. Predigt:

Liebe ChristInnen!

Ich bin der Überzeugung, dass Vergebung eine Grundhaltung des Lebens sein muss. Wer keine Vergebung erfährt, und wer nicht bereit ist, Vergebung zu schenken, der wird sein Leben nicht als bereichernd, als geglückt, als lebenswert erfahren können, meine ich.

Die luxemburgische Kommission „Justitia et Pax“ hat zehn Thesen verfasst, wie Vergebung sehr konkret gelebt werden kann:

1. Vergebung kann ein langer Prozess sein.
Vergebung braucht also Zeit, funktioniert nicht von heute auf morgen.

2. Vergebung ist nicht von einem Geständnis abhängig.
Auch wenn die Schuldfrage nicht geklärt ist, kann Vergebung erfolgen.

3.  Vergebung erfordert keine übereinstimmende Auffassung von der Vergangenheit.
Mein Gegenüber kann die Vergangenheit ganz anders sehen, als ich sie sehe.

4.  Vergebung bedeutet, mein Recht auf Rache loszulassen.
Rache ermöglicht nie Vergebung.

5.  Vergebung bedeutet nicht vergessen.
Wenn ich bereit bin zu vergeben, bedeutet dies nicht, dass ich das, was geschehen ist, vergesse, aus meinem Gedächtnis streiche.

6. Vergebung bedeutet, das Unrecht nicht immer wieder zur Sprache zu bringen.
Vieles, was passiert ist, wird sich in meinem Gedächtnis einprägen, werde ich vielleicht sogar mein Leben lang nicht loslassen können. Es liegt jedoch an mir, nicht ständig darüber zu sprechen, um meine Wunde endlich verheilen zu lassen.

7. Vergebung bedeutet nicht, das Verhalten einer anderen Person zu entschuldigen.
Auch wenn keine Entschuldigung ausgesprochen wird, kann Vergebung geschehen.

8. Vergebung bedarf vorab einer Entscheidung.
Ich muss bereit sein, Vergebung zuzulassen.

 9. Vergebung bedeutet nicht unbedingt, erneut zu vertrauen.
Ein Ereignis kann für mich so verletzend gewesen sein, dass ich dieser Person nicht mehr vertrauen kann. Trotzdem kann sich Vergebung ereignen.

10. Vergebung ist Voraussetzung für Neuanfang.
Erst wenn ich Vergebung zulasse, bahne ich den Weg für ein neues Miteinander.

Nochmals die zehn Thesen wiederholen.

 

5. Fürbitten:

Sünde, Schuld und ihre Folgen bedrücken uns, und wir können uns nicht selbst befreien. So bitten wir Gott, unseren barmherzigen Vater:

– Für die Kirche, die ein Zufluchtsort ist für Menschen, die schuldig geworden sind: für die Prediger und die Beichtväter und für alle, die sich um das Heil ihrer Mitmenschen bemühen. – Gott, unser Vater.

A: Wir bitten dich, erhöre uns

– Für die Völker, die gegeneinander Krieg führen; für die Politiker und für alle, die auf die öffentliche Meinung Einfluss haben.

– Für die Menschen, die unter Schuld leiden und in Sucht oder Konsum flüchten.

– Für die Opfer von Gewalt und Unterdrückung und für alle, die meinen, erlittenes Unrecht nicht verzeihen zu können.

– Wir bitten für den neuen Papst Franziskus, dass der die Kirche als pilgerndes Volk Gottes führt in der Kraft des heiligen Geistes.

Gott, du barmherziger Vater, du erhörst alle, die sich in ihrer Not an dich wenden. Dich preisen wir jetzt und in Ewigkeit.

6. Meditation:

Ich verzeihe dir

Vater im Himmel, vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Schuld
Ich  habe keine Schuld.
Ich wasche meine Hände in Unschuld.

Schuldig – beschuldigen
Unschuldig  –  beschuldigen
Die anderen sind schuld.
Sie hätten es wissen müssen.
Sie hätten anders handeln können.
Sie hätten besser aufpassen müssen.

Schuldig  – unschuldig
Ich konnte ja nicht anders.
Ich hab es nicht gewusst.
Ich hab nicht anders re-agieren können.

Vergib mir meine Schuld!
Ich entschuldige mich  –  Ich verzeihe dir.

 

http://www.br.de/fernsehen/br-alpha/sendungen/vaterunser/vaterunser-und-vergib-uns100.html

 

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