Der „Fremde“ – eine Gefahr? (anlässlich des Friedensgebetes beim Kriegerdenkmal am 01. Nov.)

Ist der „andere“ tatsächlich eine Gefahr? Der andere, der anders lebt, die anders aussieht, der aus einem anderen Land kommt, aus einer anderen Kultur, die eine andere Religion lebt – schlicht und einfach „anders“ ist. Ich vermute, dass es von der Beantwortung dieser Frage abhängt, ob Konflikte zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen oder friedlich im dialogischen Miteinander gelöst werden – damals wie heute.

Das Thema „Integration“ scheint mir in unserer Zeit ein ganz wesentliches zu sein. Die Katholische Aktion Österreichs hat vor kurzem im Zusammenhang mit der Abschiebung von Kindern in einem Brief an alle Nationalratsabgeordnete zur Problematik „Integration“ wichtige Maßnahmen gefordert: Integration sei keine Angelegenheit von Polizei und Verwaltungsbehörden. „Es ist eine Frage, die alle Menschen, die in Österreich leben, betrifft. Es geht um die Grundlagen unseres Zusammenlebens. Daher ist sie eine eminent politische Frage, die nach politischer Diskussion und der Übernahme von politischer Verantwortung verlangt“, so die Katholische Aktion. Das Problem werde nicht gelöst indem man in Wahlkämpfen Ängste schürt, nach Ordnung oder nach Anpassung an ‚unsere Gewohnheiten‘ ruft. Anpassung ist ein einseitiger Prozess. Anpassung ist nicht Integration sondern Assimilation. Das muss klar gesagt werden“, hält die KAÖ fest.

In diesen Diskussionen sei daher „zuerst Nüchternheit und Sachlichkeit gefragt“. Probleme müssten beim Namen genannt und gezielt diskutiert werden, „allgemeine Verweise auf Kultur, Religion oder Abstammung reichen nicht aus“. Zugleich könne die Integrationsdebatte „nicht ohne Emotionen“ geführt werden: „Damit meinen wir aber nicht Aufregung, Ängste und Bedrohungsgefühle. Es braucht vielmehr persönliche Begegnung, Kennenlernen, Gespräch und gemeinsames Engagement. Es geht nicht darum, über andere zu reden, sondern einander zu begegnen und miteinander zu reden. Das kennen wir aus den vielen Formen der Begegnung und des gemeinsamen Tuns in Gemeinden und Pfarren, in den Gliederungen der Katholischen Aktion.“

Die Abgeordneten könnten einen wesentlichen Beitrag leisten, indem sie einen parlamentarischen Prozess zu den Fragen der Integration starten und unterstützen. „Warum gibt es noch keine Parlamentarische Enquete-Kommission zu diesen Fragen?“, fragt die KAÖ. Eine solche Enquete könnte viele mit einbeziehen und wichtige Entscheidungen vorbereiten. Sie könnte auch deutlich machen, „wie wir alle gefordert sind, über uns, und die Grundlagen unseres Zusammenlebens in Österreich, die Rechte, die einer jeden und einem jeden unabhängig von Herkunft, Aussehen, Religion oder politischen Einstellungen zukommen, und die Werte, die uns gemeinsam wichtig sind, nachzudenken.“ –

Unser alljährliches Friedensgebet ist Einladung zu einem solchen Handeln auch in meinem Lebensbereich, dann werde auch ich „den anderen“ nicht als Gefahr, sondern als Bereicherung sehen.

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