Fronleichnam 2017: Gott mit allen Sinnen erleben

Einleitung:
„Du Ewiger, du hast dich mir gezeigt.“
Dieses Zitat aus dem „Stundenbuch“ von Rainer Maria Rilke wollen wir der heutigen Prozession voranstellen: 

Gott mit allen Sinnen erleben

Mit offenen Sinnen durch die Welt und das Leben zu gehen und dadurch Gott nahe zu kommen; ihn in mir/in uns zu spüren. Gott ist Leben, wir leben in Gott. In all dem, was um uns herum ist und was in uns ist, können wir Gott wahrnehmen – mit allen Sinnen.

  1. Altar

Sehen zu können erschließt uns die Welt.

Kind 1: Bunte Farben, Blumen und Tiere sind schön…

Kind 2: Es ist auch schön, mit Freunden in der Natur spielen zu können und am Abend Sterne zu sehen.

G: Sehen, ja sehen zu lernen, unseren Blick auch Kleinem, vielleicht Unscheinbarem zuzuwenden lässt uns Gottes Schöpfung erleben – die Harmonie der Farben und Formen in der Natur wie auch – kreativ gestaltet – in der Kunst.
Wie heißt es schon bei Antoine de Saint-Exupéry im“ Kleinen Prinz“:
„Man sieht nur mit dem Herzen gut; das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Sehen zu lernen heißt unseren Blick nach innen zu richten und auch bereit zu sein, sich anderen zuzuwenden…

Lesung: Markus 10, 46-48. 51-52

Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazareth war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!

Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.

Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wiedersehen können.

Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wiedersehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.

Gedanken:
Glaube als Hilfe, um sehen zu lernen und so auf seinem Lebensweg geführt zu werden:
Wieder sehen zu können, anderen Aufmerksamkeit zu schenken führt uns auf unserem Lebensweg in Gottes Nähe.

Fürbitten:

Gottes Schöpfung macht uns Mut zum Leben, bringt Farbe in manch tristes Alltagsgrau.

  • Gütiger Gott, lass uns auch Freude an kleinen Dingen entdecken und Gottes Schöpfung darin erleben.

Herr, unser Gott,…

  • Gütiger Gott, lass uns auch die Bedürfnisse unserer Mitmenschen sehen und erkennen.

Herr, unser Gott,…

Gottes Schöpfung möge uns allen Quelle für Zuversicht in unserem Leben sein.

Lied – Segen – Lied

 

  1. Altar

das Hören, wahrnehmen/Ohren

 

Das Vorwort-Lied des Johannes-Evangeliums, der Prolog, sagt:

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“

Ja, Gott spricht zu mir – ich spreche zu ihm – er hört mich – höre ich ihn? Und wenn ich ihn höre…?

Unsere Erstkommunionskinder sprechen zu ihm – in Form eines Briefes … den jetzt ihre Religionslehrerin vorlesen wird:

Lieber Gott!
Ich habe dich sehr lieb. Ich danke dir, dass du mir Essen gibst,
dass du mir ein Haus geschenkt hast und auf mich aufpasst,
dass du mir immer hilfst und mich beschützt.
Ich bin froh, dass es dich gibt. Ich danke dir.
Deine Amelie

Zum Glauben gehört ganz wesentlich das Hören – Hören auf Gottes Wort, auf das, was Gott von mir will.
Oder vielleicht richtiger: auf das was Gott für mich will.

In unserer sehr lauten und umtriebigen Welt tun wir uns heute mit dem Hören eher schwer. Wir sind eher damit beschäftigt, das zu sagen, was uns gerade beschäftigt und daher nicht mehr in der Lage, auf das zu hören, was dem anderen gerade wichtig ist.

Wenn ich anderes und Neues erfahren will, dann muss ich ins Hören kommen.

In der folgenden Lesung aus dem 1. Buch Samuel hören wir, dass der junge Samuel, der beim Priester Eli am Heiligtum von Schilo aufwächst, von Gott gerufen/ berufen wird

Lesung:   1 Sam 3, 4-9

Da rief der Herr den Samuel, und Samuel antwortete: Hier bin ich. Dann lief er zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen:

Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen. Geh wieder schlafen.

Da ging er und legte sich wieder schlafen: Der Herr aber rief noch einmal: Samuel!

Samuel stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen.

Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn. Geh wieder schlafen.

Samuel kannte den Herrn noch nicht, und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden.

Da rief der Herr den Samuel wieder, zum Drittenmal. Er stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen.

Da merkte Eli, dass der Herr den Knaben gerufen hat.

Eli sagte zu Samuel: geh, leg dich schlafen! Wenn er dich wieder ruft, dann antworte: Rede, Herr, denn dein Diener hört.

 

Meditation:
          Dich höre ich
im Gesang der Vögel
im Rauschen des Wassers

im Säuseln des Windes
im Klang der Glocken
im Lachen der Kinder

im Schweigen der Nacht
in der Stille der Einsamkeit
(im Hilfeschrei der Schwachen)
du rufst mich, lass mich nicht taub werden.

Lied – Segen – Lied

 

  1. Altar

Über Duft und Geschmack das große Werk Gottes erfahren!

Kinder-Antworten zum Thema „Riechen und Schmecken“:

Ich rieche gerne Blumen, frisch gebackene Kekse, Meerluft, Christbaum, Benzin…
Mir schmeckt am besten: Kuchen, Schnitzel, Honig, Pizza, Erdbeeren, Spaghetti, Saft, Thai-Curry…

„Geschmäcker sind verschieden“ heißt es immer wieder fast sprichwörtlich – und eben an diesem Reichtum, an dieser Vielfalt an Düften und Geschmäckern, ist die Absicht der Schöpfung erkennbar!

Erst im Sich-darauf-Einlassen, unbekannte Düfte und Geschmacksrichtungen zu erfahren, anzunehmen, erst in dieser Offenheit Neuem/Anderem gegenüber ist ein Sich-Weiterentwickeln möglich und das umfassende Geschenk Gottes in seinem ganzen Umfang erfahrbar!

Auch im Gottesdienst kann mit den uns geschenkten Sinnen der Duft und Geschmack von Brot und Wein wahrgenommen werden, wenn wir die Früchte unserer Arbeit und Gottes Gegenwart zugleich in der Tischgemeinschaft teilen und genießen dürfen….

Lesung nach Lukas:

Als die Stunde gekommen war, begab er sich mit den Aposteln zu Tisch. Und er sagte zu ihnen: Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen… Und er nahm den Kelch, sprach das Dankgebet und sagte: Nehmt den Wein und verteilt ihn untereinander!… Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.

An Gottes Gegenwärtigkeit immer wieder spürbar erinnert werden… und sich dessen bewusst sein, dass all das Gute und Wohltuende Gabe Gottes ist!

Fürbitten

Du uns so viel Gutes schenkender Gott:

  • Lass uns Menschen über unsere Sinne wieder bewusster werden, wie wertvoll Wasser und Nahrung für uns ist, damit wir wieder zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit der Schöpfung finden und nicht so verschwenderisch damit umgehen.
  • Freude an den Reichtümern von Geruch und Geschmack zu haben, ist ein großes Geschenk an uns. Lass uns dieses Geschenk teilen und weitergeben, indem wir immer wieder geschmackvoll mit unseren nächsten Mitmenschen umgehen.

Lied – Segen – Lied

 

  1. Altar

HAUT und SEELE – Fühlen und Spüren

Wir sind beim letzten Altar angekommen.

Wie geht es Ihnen bei der Prozession? Wie fühlen Sie sich gerade! Sind Sie schon müde? Spüren Sie die Hitze, den Durst? Fühlen Sie sich wohl in der Gemeinschaft?

Beim 4. Altar geht es um die Sensibilität für mein Fühlen und das der anderen, um das Berühren und Berührtwerden – innerlich und äußerlich. Wir brauchen wohltuende Berührungen – auf der Haut und in der Seele. Mitgefühl und Zuwendung ermöglichen neues Leben.

Lesung: Lk 15,20-24

Dann brach der verlorene Sohn auf und machte sich auf den Weg zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. – Er sagte: „Mein Sohn war tot und lebt wieder, er war verloren und ist wiedergefunden worden!“ Und sie begannen ein fröhliches Fest zu feiern.

Wir können die anderen und auch Gott mit unserem Spürsinn erleben. Wer betet, meditiert, staunen kann, sich lieben lässt und selber liebt, der spürt Gott in seinem Herzen, der wird von ihm berührt – das ist wie Balsam auf der Seele.

Meditation:

Aus dem Psalm 139:
Herr, du umschließt mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich. Wunderbar ist für mich dieses Wissen. Nehme ich die Flügel des Morgenrots und lasse mich nieder am äußersten Meer, auch dort wird deine Hand mich berühren und deine Rechte mich umschließen. Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast und mich leitest auf meinen Wegen.

Lied – Segen – Lied

Prozession geht zurück in die Kirche.