5. Fastensonntag: Jesus wird in das Grab gelegt

Fastenzeit 2018
Leben – im Zeichen des Kreuzes auf unserem Weg

Leben in Ewigkeit, Auferstehung, Unsterblichkeit der Seele als Heilsbotschaft
am Ende des (Kreuz-) Weges im irdischen Dasein

Dieses Motto hat sich unser Liturgiekreis für die heurige Fastenzeit gewählt. Optisch werden wir begleitet von den Darstellungen der Kreuzwegstationen aus der Pfarrkirche im slowenischen Piran.

14. Station: Jesus wird in das Grab gelegt

Das Ende des Kreuzwegs: Der Tod Jesu – Jesus stirbt am Kreuz, sein Leichnam wird vom Kreuz genommen und anschließend bestattet.

Der Tod, das Ende des Lebens: – unausweichlich, unbarmherzig, kompromisslos, zerstörend, aussichtslos. – Aussichtslos?

Es wird wohl kaum einen Menschen geben, den dieses Thema nicht trifft, be-trifft. Irgendwann in unserem Leben müssen wir uns wohl dem Thema Tod stellen, sei es durch den Verlust eines geliebten, nahe stehenden Menschen, oder aber, man denkt über seine eigene Vergänglichkeit nach und hinterfragt den Sinn der eigenen Existenz….

Warum müssen wir sterben? Ist nach dem Tod alles vorbei? Wozu dann das Ganze? Angst, Zweifel und Ver-Zweiflung begleiten uns, wenn wir uns mit diesem dunklen Thema auseinandersetzen….

Und doch lässt uns, die wir an Gott glauben, der Tod die Möglichkeit zu hoffen. Er gibt uns die Hoffnung, nach dem Ende unseres irdischen Daseins ein Leben in Liebe, Frieden, ohne Druck und Gewalt bei Gott führen zu können, er gibt uns die Hoffnung, am Ende des langen Tunnels das Licht der Ewigkeit zu sehen und dorthin zu gelangen, wo uns die uneingeschränkte Liebe Gottes erwartet.

Im seinem 1. Brief an die Korinther setzt sich der Apostel Paulus, wie wir heute in der Lesung hören werden, mit diesem Thema auseinander. Er zeigt kein Verständnis dafür, gläubig zu sein und gleichzeitig an der Auferstehung, an einem Leben nach dem Tod zu zweifeln.

„Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod …… verschlungen ist der Tod vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“

Der verstorbene deutsche Kardinal Döpfner, der maßgeblich an der Entwicklung des 2. Vatikanischen Konzils beteiligt war, tätigte einen Ausspruch, der uns vielleicht auch eine Hilfestellung sein kann, wenn wir den Sinn des Todes hinterfragen. Er sagte:

„Erst, wenn wir uns dem Dunklen stellen, wird uns der Schritt ins Licht geschenkt.“

Und am Ende meiner einführenden Gedanken zu diesem Thema möchte ich unseren Papst Franziskus zitieren, der im Rahmen einer Frühmesse im Jahr 2013 von seiner ganz persönlichen Glaubensfindung in seiner frühen Kindheit erzählte, als er sagte:

„Ich erinnere mich…..als ich ein Kind war, nahm uns meine Großmutter am Karfreitag immer zur Lichterprozession mit, und am Ende der Prozession kam der liegende Christus und Großmutter ließ uns hinknien und sagte zu uns Kindern: ‘Schaut, er ist tot, aber morgen wird er auferstanden sein!‘ So hat der Glaube in uns Einzug gehalten: der Glaube an den toten und auferstandenen Christus.“

 

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Korinther:

Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und er ist begraben worden. Wenn aber verkündigt wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden, dann aber ist unsere Verkündigung leer und sinnlos.

Nun aber    i s t Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen. Da nämlich durch EINEN Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch EINEN Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.

Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod.

Nun könnte einer fragen: Wie werden die Toten auferweckt? Was für einen Leib werden sie haben? Was für eine törichte Frage! Auch das, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, hat noch nicht die Gestalt, die entstehen wird. Gott gibt ihm die Gestalt, die er vorgesehen hat, jedem Samen eine andere.

So ist es auch mit der Auferstehung der Toten. Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich. Was gesät wird, ist armselig, was auferweckt wird, herrlich. Was gesät wird, ist schwach, was auferweckt wird, ist stark. Gesät wird ein irdischer Leib, auferweckt ein überirdischer Leib. Wenn es einen irdischen Leib gibt, gibt es auch einen überirdischen. Der Erste Mensch stammt von der Erde und ist Erde; der zweite Mensch stammt vom Himmel.

Wenn sich aber dieses Vergängliche mit Unvergänglichkeit bekleidet und dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit, dann erfüllt sich das Wort der Schrift:

Verschlungen ist der Tod vom Sieg.
Tod, wo ist dein Sieg?/ Tod, wo ist dein Stachel?

 

Evangelium nach Johannes

Als Jesus ankam, sah er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen…..Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen. Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben….Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll….und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.

Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst, aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch umhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen!

 

Predigt von Pfarrer Dietmar D. Stipsits

Liebe ChristInnen!

Ich glaube daran, dass, wenn ich gestorben bin, Gott meine tiefste Sehnsucht erfüllen wird. Mit diesem einzigen Satz kann ich für mich gut zusammenfassen, wie ich mir „ewiges Leben“ oder „Himmel“ vorstelle: meine tiefste Sehnsucht wird erfüllt werden. Ein schönes Bild für mich, eines, das mir die Angst vor dem Sterben nimmt. Mein Tod wird von mir verlangen, dass ich mich ganz in Gottes Hände fallenlasse. Und dieses mich Fallenlassen braucht mir keine Angst zu machen, sondern bedeutet, dass da einer auf mich wartet, der mich voll Liebe und mit überaus wohlwollendem Blick in seine Arme nehmen möchte.

Paulus verwendet dafür das Bild der „Verwandlung“ des Samenkorns. So wie der Same ins Erdreich gesät wird und stirbt, entsteht gleichzeit doch neues, aber anderes Leben. Genauso werden auch wir durch den Tod verwandelt werden in „neues Leben“. Welche „Gestalt“ ich haben werde, so erklärt es Paulus, weiß niemand, alleine Gott weiß das. Und Gott wird mir die „Gestalt“ schenken, die er von Anfang an für mich vorgesehen hat.

Im Grunde genommen bringt Paulus für mich damit zum Ausdruck: Im Tod werde ich in das Bild des Himmlischen verwandelt werden, ich werde also ganz der sein, der ich von Ewigkeit her, vom Himmel her, von Gott her vom Anfang meines Seins an gedacht und geschaffen worden bin. Himmel ist Verwandlung in das Eigentliche. Ich werde mein wahres Ich, mein wahres Sein erkennen und von Gott geschenkt bekommen.

Tod und Sterben haben deshalb für mich auch viel mit „Loslassen können“ zu tun. Ich bin der Überzeugung, dass ich im Tod mich selbst loslassen muss, damit ich dieses „ewige Leben“, von dem die Bibel immer wieder spricht, empfangen kann. Gerade damit tun sich m. E. viele Menschen schwer, oft sind es gerade jene, die Sonntag für Sonntag den Gottesdienst mitgefeiert haben. Wenn es ans Sterben geht, spüren sie dann sehr intensiv, wie sehr sie eigentlich am Leben hängen und sich vor dem Sterben fürchten und tiefe Angst davor haben.

Jesus hat dieses Loslassen können selber am Kreuz lernen müssen. Und er konnte es, weil er darauf vertraute, dass der Tod nicht Vernichtung bedeutet, sondern dass er in Gottes liebende Hände fällt. Gott schenkt ewige Geborgenheit bei ihm, wenn ich sterbe. Gott ist ewige Geborgenheit. Und in dieser zärtlichen Geborgenheit Gottes wird meine tiefste Sehnsucht erfüllt werden. An dieses Ziel glaube ich. Diese Verwandlung werde auch ich erfahren dürfen. Dieser „Himmel“ wird auch mir geschenkt. Ja, ich glaube daran, dass Gott Ziel und Erfüllung meines Lebens ist – Leben in Ewigkeit.

 

Fürbitten

Guter Gott, als unser Schöpfer hast du vorgesehen, dass Sterben und Tod oft gegenwärtige Bestandteile unseres Lebens sind. Immer wieder sehen wir uns damit konfrontiert und sollten uns der Auseinandersetzung mit diesem Thema stellen.

  • Lass uns gläubige Christen werden, die keine Angst vor dem Tod haben, sondern diesen als Schwelle zum Leben bei dir in Ewigkeit erkennen.
  • Gib uns die Kraft, jenen Mitmenschen, die bittere Erfahrungen mit Tod und Sterben durch den Verlust eines geliebten Menschen gemacht haben, Mut und Zuversicht zu schenken.
  • Wir wollen auch an unsere lieben Verstorbenen denken. Wir beten für sie, dass sie bereits deine Nähe und Liebe im Licht der Herrlichkeit erfahren dürfen.
  • Schenke uns in Stunden des Zweifels und der Hoffnungslosigkeit die Kraft, im Glauben an dich und die Auferstehung zu neuer Stärke und zu einem sinnerfüllten Leben zu gelangen.

Guter Gott, nur du kennst die Wege, die noch vor uns liegen. Lass uns immer wieder aufs Neue deine Botschaft des Lebens und der Auferstehung verstehen und schenke uns die Erkenntnis, ein Leben in Liebe und ohne Streit führen zu können, darum bitten wir dich durch Christus, unsern Herrn. Amen.

 

 

 

 

 

 

Meditation

Als ob es die Toten gäbe
Herr, es gibt keinen Toten, es gibt nur Lebende
auf unserer Erde und im Jenseits.
Herr, den Tod gibt es, aber er ist nur ein Moment,
ein Augenblick, eine Sekunde, ein Schritt.
Der Schritt vom Vorläufigen ins Endgültige,
der Schritt vom Zeitlichen ins Ewige.

Michel Quoist