Morgengedanken
Hoffnungsbotschaften
Sonntag, 25.05. – Samstag, 31.05.2025
Sonntag, 25.05.2025: Was lässt mich hoffen?
Das Jahr 2025 ist für uns Katholik*innen ein „Heiliges Jahr“, das unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“ steht. Wir setzen damit eine jüdische Tradition fort. Das Gesetz des Mose schreibt den Israeliten vor, nach sieben mal sieben Jahren ein besonderes Festjahr zu begehen (vgl. Lev 25,10). Dieses sog. „Jobeljahr“ war ein Erlassjahr aller Schulden: Jeder Grundbesitz sollte damit wieder in die Hände seines ursprünglichen Besitzers fallen, Schulden ermäßigt oder ganz erlassen werden und die Sklaven ihre Freiheit zurückerhalten.
Wenn das „Erlassjahr“ damals Hoffnung schenkte, dadurch, dass alle Schulden auf „Null“ gestellt wurden, dann möchte ich mich jetzt in der Osterzeit bis Pfingsten fragen: Was gibt mir heute Hoffnung? Was lässt mich hoffen?
Gott selbst ist für mich die Quelle der Hoffnung. Gemeinschaft schenkt mir Hoffnung: Ich bin nicht allein auf dieser Welt, sondern gehe meinen Lebensweg gemeinsam mit anderen, für die ich da bin, und die für mich da sind. Immer wieder ist es auch die Schöpfung, die Berge, die Blumen, der Wald, die Tiere, die mir Hoffnung schenken. – Was lässt mich hoffen? Davon werde ich in dieser Woche in meinen Morgengedanken erzählen.
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Montag, 26.05.2025: „Fürchtet euch nicht!“, sagt Gott
Warum erzählt die Bibel immer wieder davon, dass Menschen zu zittern und sich zu fürchten beginnen, wenn sie Gott begegnen? Und das geht nicht nur irgendwelchen Menschen so, das widerfährt genauso den Jüngern Jesu, denen, die unmittelbar mit ihm zusammen waren. Ein Beispiel dafür ist die Erzählung am Berg der Verklärung. Jesus lässt da seine Jünger die ganze Herrlichkeit schauen – Gott selbst ist gegenwärtig, wie in einer Wolke. Und als sie in die Wolke hineingeraten, ganz von ihr umfangen werden, da bekommen sie Angst.
Ich glaube, Gott leidet darunter, wenn die Menschen Angst vor ihm haben. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die ganze Bibel, das ganze Werben Gottes um die Menschen, nur um dieses eine Thema kreist: „Fürchtet euch nicht! Glaubt mir doch endlich, dass ich es gut mit euch meine, dass ich der bin, als der ich mich von Anfang an offenbart habe – JHWH nämlich -, der, der für euch da ist, wann, wo und wie es auch sei, der nichts von euch verlangt, aber alles Gute für euch will. Habt keine Angst!“ – Das schenkt mir Hoffnung.
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Dienstag, 27.05.2025: Gott verurteilt mich nicht
„Hat dich keiner verurteilt? Auch ich verurteile dich nicht“ (Joh 8,10f.), sagt Jesus zu einer Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Wie befreiend muss es sein, wenn einem so etwas zugesagt wird. Für mich ist das eine Botschaft der Hoffnung, weil Gott so mit uns Menschen umgeht. Gott verurteilt nicht.
Zwei Dinge sind es im Besonderen: Erstens: Verurteile dich nicht, wenn du etwas falsch gemacht hast. Auch wenn es schwerwiegend ist, brauchst du deswegen dich selber nicht abzulehnen, denn Gott sagt auch zu dir: „Ich verurteile dich nicht. Mach dich wieder auf den Weg und sündige nicht mehr“.
Und zweitens: Geh mit deinen Mitmenschen so um, wie Gott mit dir umgeht. Sag auch ihnen zu: ich verurteile dich nicht. Wenn etwas Schlimmes vorgefallen ist, soll ich es nicht unter den Teppich kehren, aber gleichzeitig und vor allem soll ich meinem Nächsten sagen und zeigen: ich verurteile dich nicht. Ich traue dir zu, dass du besser bist als das, was deine schlechte Tat über dich aussagt. Du bist unendlich mehr wert. Wie Gott mit Schuld umgeht, das macht mir Hoffnung: „Auch ich verurteile dich nicht!“, sagt Gott zu mir.
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Mittwoch, 28.05.2025: Wüste – ein Hoffnungsort?
Die Wüste als ein Symbol der Hoffnung? Zunächst einmal ist für mich die Wüste ein Ort der Isolation und des Mangels. Hier gibt es keine Nahrung, kein Wasser und keine Sicherheit. Für mich ist die Wüste auch ein Bild für schwierige Lebensphasen – Zeiten der Trauer, des Zweifels oder der inneren Leere; vielleicht durch den Verlust eines geliebten Menschen, durch Krankheit oder durch Krisen im Glauben.
Jesus war auch in der Wüste, bevor er öffentlich auftrat. Für ihn ist die Wüste aber nicht das Ende. Sie ist ein Übergangsort. Nach den Versuchungen verlässt Jesus die Wüste und beginnt seinen öffentlichen Dienst (vgl. Lk 4). Das ist für mich ein kraftvolles Symbol für Hoffnung und Erneuerung. Es zeigt mir, dass die Wüste nicht das endgültige Ziel ist, sondern ein notwendiger Teil des Weges, der mich letztlich stärkt für das, was kommt.
Wenn ich durch meine persönlichen Wüsten gehe, darf ich darauf vertrauen, dass Gott einen Plan hat. Er kann selbst aus den trockensten und herausforderndsten Zeiten neues Leben hervorbringen. Wüste kann eine Gelegenheit sein für Wachstum – Wüste, ein Ort, der mir Hoffnung schenken kann.
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Donnerstag, 29.05.2025: Ostern schenkt mir Hoffnung
Christi Himmelfahrt heute hängt mit Ostern zusammen. Ostern, das ist für mich das Fest der Hoffnung. Wenn ich auf diesen Jesus schaue, ist er für mich auch ein Provokateur. Dieser Auferstandene predigte, dass das Reich Gottes nicht kommen kann, wenn alles so bleibt, wie es ist. Seine Botschaft beginnt mit dem Ruf zur Umkehr. Umkehr tut not, Umdenken der Menschen, Umkehr der Herzen, ja auch Umkehr der Institutionen, Verhältnisse und Strukturen.
Viel zu häufig denke ich bei „Umkehr“ an einen frommen Gesinnungswandel oder an Beichte oder daran, dass Menschen wieder regelmäßiger in den Gottesdienst kommen. Viel zu oft verkommt das Wort Umkehren zum frommen Gesülze meinerseits, ohne dass es mit meinem eigenen Leben wirklich zu tun hätte.
Umkehr in Jesu Sprachgebrauch ist keine Frömmigkeitsübung. Umkehr ist Neuorientierung des ganzen Lebens, es bedeutet Um-denken, Jesus meint wirkliche Veränderung. Und die ist notwendig, wenn ich auf das schaue, was so alles gerade in der Welt und mit unserer Schöpfung und im Miteinander der Menschen weltweit passiert. Ostern, der auferstandene Jesus, sagt mir, Veränderung ist möglich. Nur so wird sich vieles zum Guten verändern. Das gibt mir Hoffnung.
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Freitag, 30.05.2025: Gebet – eine Quelle der Hoffnung?
Was nützt das Beten? Das Gebet hilft nichts, es nützt nichts, es geht ins Leere, erzählen mir immer wieder die Menschen, vor allem, wenn sie sich gerade in Lebenskrisen befinden: „Gott hört mich nicht!“, sagen sie mir. Ja, Gott bleibt in meinen Augen oft die Antwort schuldig. Aber, und das ist das Erstaunliche für mich, Gott ist und bleibt für mich trotzdem wie ein Freund an meiner Seite.
Das hab ich persönlich immer wieder erlebt. Beten heißt für mich daher, ein Ringen und Flehen um Menschen, um Dinge, um alles, was zu meinem Leben gehört. Offenheit für alles, was kommt, kein Erzwingen-Wollen.
Ich bete täglich zu Gott, in all den Dingen, die mein Leben ausmachen, weil ich weiß, dass er für mich wie ein Vater, wie eine Mutter, vor allem wie ein Freund ist, gerade auch dann, wenn es schwierig ist in meinem Leben oder in meinem Umfeld. Beten ist mir wichtig, weil ich spüre, dass mir einer zuhört, einer, der mein Freund ist. So erfahre ich das Gebet immer wieder als Quelle, die mir Hoffnung schenkt.
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Samstag, 31.05.2025: Die Hoffnung, die mich trägt: Das Gute wird siegen
„Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht“ (Joh 14,27 nach Lutherübersetzung), sagt Jesus den Jünger*innen im Johannesevangelium zu. Und ich bin überzeugt davon, er sagt es auch mir. Wenn ich so reinhöre in Gespräche der Menschen heute neben mir, dann hab ich sehr stark das Gefühl, dass immer mehr Menschen meinen, jetzt oder spätestens morgen wird unsere Welt in einem völligen Katastrophenszenario enden.
Diese Einstellung ist nichts Neues, die gab und gibt es, solange es Menschen gibt. Sogar in die Heilige Schrift hat diese apokalyptische Literaturgattung Eingang gefunden. Die biblischen Varianten spekulieren nicht nur über das Ende der Menschheit, sondern immer auch über einen Neuanfang. In die Bibel sind nur Texte hineingekommen, die den Leser*innen auch Hoffnungstüren öffnen.
Mich trägt daher in den letzten Monaten ganz besonders dieser Satz aus dem Johannesevangelium: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht“. Mich trägt die Hoffnung, dass Gott an meiner Seite ist und auf mich schaut und dass letztlich das Gute siegen wird. Ich brauche keine Angst zu haben: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht“.
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