„Judas“ am 6.4. in Bad Tatzmannsdorf

Eine mobile Produktion vom Schauspielhaus Graz in Kooperation mit der Katholischen Kirche Steiermark und der Evangelischen Kirche Steiermark

Mittwoch, 6. April 2022 um 19:30
röm.-kath. Pfarrkirche Bad Tatzmannsdorf

Zum Theaterstück:

„Zweifel ist das schwarze Loch zwischen zwei Handlungen.“

Judas steht in der Kirche: Er ist aus der Hölle emporgestiegen, um seine Geschichte zu erzählen. Nicht bloß um seinen Namen reinzuwaschen, denn der steht ohnehin unauslöschlich für Verrat. Ist es der Versuch eines Schuldbekenntnisses, oder eher der Rechtfertigung? War er ein Werkzeug oder ein Opfer des Schicksals? Was waren die Gründe, die hinter seinem Tun standen? Was trieb ihn, Judas Iskarioth, an? Wie wäre die einfluss- und folgenreichste Geschichte des christlichen Abendlandes weitergegangen, wenn er Jesus nicht verraten und falsches Zeugnis abgelegt hätte? Hätte es einfach jemand anderer getan?

Die flämische Autorin Lot Vekemans bietet in ihrem Monolog der Ikone des Verrats ein Plenum. Fast 2000 Jahre nach seiner Tat präsentiert sich Judas auf dem Theater, lässt uns teilhaben an seiner eigenen Geschichte. Der Text ist Augenzeugenbericht, Verteidigungsrede, Image-Kampagne und Eingeständnis von demjenigen, der „schwärzer wurde als schwarz“, weil alle anderen die Schuld am Tod des Messias auf ihm abladen konnten, unter dem Motto: „Ich wasche meine Hände in Unschuld“.

Die holländische Autorin Lot Vekemans lässt Judas über seine Wut, seine Enttäuschung und seine Sehnsüchte reden, ohne die Verantwortung für sein Handeln zu leugnen. Aber ist der Zweifel nicht ein viel produktiverer Zustand als der Glaube? Schließlich hätte es ohne ihn und Judas‘ Tat auch Kreuzigung und Auferstehung nicht gegeben. Und so ging des einen Weg gen Himmel, während der andere zur Hölle fuhr…

In den Dramen der 1965 geborenen Lot Vekemans, die an der Amsterdamer Akademie für Autoren ausgebildet wurde, geht es immer um existenzielle Themen. Meist stellt sie ihre Bühnenfiguren in Entscheidungssituationen – und gibt nie Schuldzuweisungen wie Gut oder Böse. Johan Simons, Landmann der Autorin und der Regisseur, der „Judas“ an den Münchner Kammerspielen uraufführte, schätzt an der Schriftstellerin besonders, dass sie „immer über den engen Horizont einer kleinen Geschichte hinausblickt auf ein größeres Ganzes“, das sie in aller Komplexität beschreibt. Das Entscheidende aber ist: „Sie gibt Figuren das Wort, die in der Historie immer zu kurz gekommen sind – und sie zeigt sie jenseits von Schwarz und Weiß ohne Wertung in Gut und Böse. In ihrem Drama aber stellt sie eine höchst provokante Frage: Ist Jesus oder Judas für uns gestorben?“

Zum Thema:

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Katholisch.de am 15.04.2022  >>