Morgengedanken
Gesund lebt, wer Freude hat an der Weisung des Herrn
(vgl. Ps 1,2)
Sonntag, 15.09. – Samstag, 21.09.2024
Sonntag, 15.09.2024:
Wie kann ich gesund leben?
Medizinerinnen und Psychologeninnen wissen es schon lange, dass Freude dem Menschen guttut. Zahlreiche Studien belegen: Menschen, die meistens gut gestimmt sind, die gerne lachen, das Leben in vollen Zügen genießen, sind nicht nur glücklicher, sondern auch gesünder. Wer hingegen immer das Haar in der Suppe sucht, wer ständig nörgelt, griesgrämig und verdrießlich ist, belastet nicht nur seine Mitwelt, sondern vor allem die eigene Gesundheit.
Für die Bibel ist das nichts Neues. Schon im Psalm 1 können wir – frei übersetzt – lesen: „Gesund lebt, wer Freude hat an der Weisung des Herrn.“ (Ps 1,2). Oder auch im Buch der Sprüche: „Kummer im Herzen bedrückt den Menschen, ein gutes Wort aber heitert ihn auf“ (Spr 12,25).
Wenn ich Menschen anschaue, dann kann ich oft schon sehen, wie ihr Gesicht durch Verbitterung, Ärger und Kummer kalt und hart geworden ist. Bei anderen wiederum sehe ich die Freude aus ihren Augen blitzen. Und diese Freude springt über auf mich selber.
Was hilft mir, gesund zu leben? Auch die Bibel gibt mir einige ganz praktische Tipps dazu.
Montag, 16.09.2024:
Gesund lebt, wer klein sein darf
„Gesund lebt, wer auch klein sein darf“. Ein Satz, der im ersten Moment Widerspruch in mir wachruft. Widerspruch deshalb, weil ich den Eindruck habe, dass derzeit in unserer Gesellschaft vor allem der Mensch etwas zählt, der 100 % Leistung erbringt, der sich als perfekt darstellt. Ein Mensch zu sein, der Fehler hat und diese Fehler auch zugeben darf, das ist m. E. heute alles andere als alltäglich.
Ich erfahre es bei mir selber, dass es wohl eine der schwierigsten Aufgaben in meinem Leben ist, gut mit mir selber umzugehen, wenn ich Fehler gemacht habe, schuldig geworden bin, versagt habe. Die Bibel erzählt mir jedoch, dass Gott den Menschen immer wieder vergibt, wenn sie gesündigt haben, aber trotzdem fällt es mir sehr schwer, mir selber zuzusprechen, dass Gott zu mir barmherzig ist, wenn ich einen überaus peinlichen Fehler gemacht habe, zudem wenn ihn andere Menschen mitbekommen haben.
Ich versuche dann immer wieder, meine Fehler Gott hinzuhalten, der mich auch in meiner Schuld, in meinem Kleinsein kennt und annimmt, mich nicht fallen lässt: „Gesund lebt, wer klein sein darf.“
Dienstag, 17.09.2024:
Gesund lebt, wer loslassen kann
„Zieh weg aus deinem Land…“ (Gen 12,1), „lass los“, sagt Gott zu Abraham. Und dieser Abraham wagt es tatsächlich, Heimat und Vaterhaus zu verlassen, damit sich Neues ereignen kann. Der Gott des Alten Testaments ist für mich ein Gott des Aufbruchs, ein Gott, der den Menschen weiterführt, heraus aus der Selbstbezogenheit und aus dem Festhalten an das Bisherige, aus dem Gewohnten hin zu neuen Horizonten, zu neuem Leben.
Loslassen – ein Thema, das sich in meinen Augen durch die gesamte Bibel hindurchzieht. Und immer wird das Loslassen verbunden mit einer Zusage: „Denn Gott ist mit dir.“ Wer bereit ist loszulassen, der fällt nicht ins Bodenlose, sondern Gott begleitet ihn, Gott ist an seiner Seite, Gott ist ihm treu. So entdecke ich es immer wieder in der Bibel.
Wer es lernt, alte Pfade zu verlassen, der nur wird sich weiterentwickeln, Neues erleben und dabei wachsen und reifen. Für mich stimmt daher der Satz: „Gesund lebt, wer loslassen kann!“, auch wenn das stets mit Anstrengungen und Entscheidungen und mitunter auch mit Schmerzen verbunden ist. Loslassen und Neues tut sich auf!
Mittwoch, 18.09.2024:
Gesund lebt, wer auf jede Art von Gewalt verzichtet
„Gesund lebt, wer auf jede Art von Gewalt verzichtet.“ Der Bischof von Rom, Papst Franziskus, hat bereits vor einigen Jahren anlässlich des Weltfriedenstag in seiner Botschaft das Thema „Gewalt“ analysiert. Er meint, dass wir uns derzeit in einem „stückweisen Weltkrieg“ befinden, wenn er sagt:
„Das vergangene Jahrhundert ist von zwei mörderischen Weltkriegen verwüstet worden und hat die Bedrohung eines Atomkriegs sowie eine große Anzahl weiterer Konflikte erlebt, während wir heute leider mit einem schrecklichen „stückweisen“ Weltkrieg zu tun haben.
Und Papst Franziskus meint dann: „Die Gewalt ist nicht die heilende Behandlung für unsere zerbröckelte Welt. Auf Gewalt mit Gewalt zu reagieren, führt bestenfalls zu Zwangsmigrationen und ungeheuren Leiden, denn große Mengen an Ressourcen werden für militärische Zwecke bestimmt und den täglichen Bedürfnissen der Jugendlichen, der Familien in Not, der alten Menschen, der Kranken, der großen Mehrheit der Erdenbewohner entzogen.“
Für mich sind diese Zeilen von Papst Franziskus höchst aktuell. „Gesund lebt, wer auf jede Art von Gewalt verzichtet.“ In meinem Herzen muss Friede herrschen mit Gott und mit allen Mitmenschen. Das ist für mich der Weg zu wirklichem Frieden.
Donnerstag, 19.09.2024:
Gesund lebt, wer die größere Gerechtigkeit Jesu im Blick hat
In der Zeit, in der Papst Johannes XXIII. noch Patriarch von Venedig war, erhielt er eines Tages den Hinweis, einer seiner Priester sei Alkoholiker. Darauf erklärte der damalige Patriarch Angelo Roncalli seinem Sekretär: „Da müssen wir hin!“ Vor dem Pfarrhaus angekommen, verwies man die beiden ins nächste Gasthaus, und Angelo Roncalli schickte seinen Sekretär, den Priester zu holen. Einige Minuten später kam der Sekretär mit dem Priester aus dem Gasthaus, und Johannes ging mit ihm in den Pfarrhof. Roncalli bot dem Priester einen Stuhl an und sagte: „Bruder, setz dich. Ich möchte nämlich bei dir beichten.“
Nicht sein Suchtproblem ist das Thema, auch keine Vorwürfe. Da setzt sich sein Vorgesetzter neben den kranken Priester und bekennt seine eigene Schuld. Ich denke, dass diese Begegnung etwas aufleuchten lässt von der etwas anderen Gerechtigkeit, die Jesus gelebt hat. Jesus versuchte den Menschen zu vermitteln, dass Gott einer ist, der nicht Vergangenes aufrechnet oder demütigt, sondern Gott möchte mich ermutigen, mich aufbauen, mich gesundmachen.
Gesund lebt, wer diese größere Gerechtigkeit Jesu im Blick hat. Der damalige Patriarch von Venedig hat das umgesetzt, als er um die Beichte bat.
Freitag, 20.09.2024:
Gesund lebt, wer im Frieden mit sich selbst lebt
Karl Valentin hat einmal gesagt: „Heute besuch‘ ich mich. Hoffentlich bin ich zu Hause.“ Um „bei mir zu Hause zu sein“, um ein zu-friedener Mensch zu sein, ist es hilfreich, wenn ich mir regelmäßig Zeit für mich nehme, Zeiten der Stille, des Sich-Zurückziehens, der Ruhe, des In-Mich-Gehens. Der Beginn oder das Ende des Tages sind besondere Zeiten, wo ich persönlich mir diese Zeit gönne.
In dieser Zeit der Stille horche ich in mich hinein, verweile bei mir und komme so mit mir selber in Kontakt. Ich versuche dabei herauszufinden, was mich momentan beschäftigt. Spüre ich Freude oder Frust in mir, Trauer oder Glück, Dankbarkeit oder Antriebslosigkeit…? Und diese regelmäßige Zeit der Stille hilft mir dabei, dass ich mit meinem Innersten in Berührung bin, mit ihm auch vertraut werde.
Im Frieden mit mir selbst sein, das vergleiche ich gerne mit einem Kuss. Gesund lebt, wer im Frieden mit sich selbst lebt, wenn ich also alles, was ich bin und was in mir ist, was mich ausmacht, küsse. Dann bin ich bei mir zu Hause. Dann strahle ich diesen Frieden auch aus an andere.
Samstag, 21.09.2024:
Gesund lebt, wer Lust hat an der Weisung des Herrn
Wer dem Kummer zu viel Raum gibt, der macht sich selbst das Leben schwer, der verletzt sich selbst: „Der Bedrückte hat lauter böse Tage, der Frohgemute hat ständig Feiertag“, lesen wir in Sprüche 15,15 im Alten Testament. Und dass Freude nicht nur das Aussehen verändert, sondern gut ist für den gesamten Leib, findet sich zwei Kapitel weiter: „Ein fröhliches Herz tut dem Leib wohl, ein bedrücktes Gemüt lässt die Glieder verdorren“ (Spr 17,22).
Es liegt schon auch an mir, ob ich mich von negativen Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen dauernd nach unten ziehen lasse, oder ob ich mein Leben ausrichte mit einer großen Portion an Freude zum Leben, also mit einer positiven und fröhlichen Grundeinstellung zum Leben.
„Gesund lebt, wer Freude hat an der Weisung des Herrn“, oder Martin Luther übersetzt die Freude sogar mit „Lust“: „Gesund lebt, wer Lust hat an der Weisung des Herrn“. Ich erlebe es bei mir immer wieder, wie gut es mir tut, auf Gott zu vertrauen, auf seine Fürsorge, auf sein Dasein für mich; mich auszurichten an Gottes Botschaft, weil sie mich tatsächlich gesund macht.