Kanzelwort zum Martinsfest 2019

Liebe Diözesanfamilie!

Mit diesem Martinsfest treten wir ein in das Jubiläumsjahr „60 Jahre Diözese Eisenstadt“. Es soll für uns alle ein Jahr der Besinnung, des Dankes und der Freude beim gemeinsamen Feiern, vor allem aber auch ein Jahr der Ermutigung und der Neuausrichtung sein. Höhepunkt dieses Jubiläumsjahres wird das Diözesanfest am Pfingstmontag, den 1. Juni 2020 in Eisenstadt sein, wo wir als große Familie den Geburtstag unserer Diözese gemeinsam feiern wollen. Schon jetzt lade ich Euch alle sowie alle Burgenländerinnen und Burgenländer und vor allem auch alle Sechziger-Jubilare von Herzen dazu ein! Meine Einladung ist: Pilgern wir am Pfingstmontag 2020 gemeinsam aus allen Pfarren und Filialgemeinden unserer Diözese nach Eisenstadt! Ihre Pfarre wird Ihnen dies gerne durch die Organisation eines gemeinsamen Pilgerbusses ermöglichen. Ein weiterer Höhepunkt dieses Jubiläumsjahres wird die Feier des Großfrauentages an vielen Orten unserer Diözese im kommenden Jahr sein, an dem wir der Errichtung unserer Diözese am 15. August 1960 – also vor genau 60 Jahren – durch Papst Johannes XXIII. mit der Bulle „Magna quae“ gedenken. Mit dem Martinsfest 2020 werden wir das Jubiläumsjahr feierlich beschließen.

Viele Menschen – vielleicht auch Sie – werden fragen: Warum und wozu einJubiläumsjahr? Die Antwort ist einfach: Wir Menschen feiern jedes Jahr unseren Geburtstag, besonders und größer wird ein runder Geburtstag begangen. Und was tun wir bei einer Geburtstagsfeier? Wir schauen zurück und danken Gott für das Geschenk des Lebens. Wir denken an liebe Menschen, Lebende und Verstorbene, die für unser Leben wichtig sind – Eltern, Großeltern, Ehepartner, Kinder, Geschwister, Verwandte, Lehrer, Seelsorger, Wohltäter und Freunde –, und danken ihnen für alles, was uns durch sie im Leben geschenkt wurde und womit sie unser Leben bereichert haben und bereichern. Wir feiern eine Party oder ein Fest, zu dem wir uns liebe Menschen und Gäste einladen, um ihnen zu begegnen, sich auszutauschen und mit ihnen zu feiern. Bei einem Geburtstagsfest schauen wir nicht nur in die Vergangenheit, sondern jede Geburtstagsfeier enthält auch gute Wünsche für die Zukunft, ist also auch eine Ermutigung für den weiteren Lebensweg.

Genau das will und soll auch unser Jubiläumsjahr als Geburtstagsfeier unserer Diözese sein: Rückblick und Dank an alle, die diese Diözese aufgebaut haben und die sie auch heute mit ihren Begabungen und Talenten mitgestalten; es will die Freude am Christsein in der Feier der gemeinsamen Eucharistie am Pfingstmontag 2020 im Eisenstädter Schlosspark zum Ausdruck bringen; vor allem aber will unsere Feier eine Sendung und Ermutigung sein, das Leben heute aus dem christlichen Glauben heraus zu gestalten. So gerüstet wollen wir als Bürger dieses Landes und als Christen in die Zukunft gehen! Vergessen wir nicht, dass die Errichtung unserer Diözese vor 60 Jahren beileibe nicht selbstverständlich und einfach war. Nach der Abtrennung „Deutsch-Westungarns“ von unseren ungarischen Mutterdiözesen Györ/Raab und Szombathely/ Steinamanger haben damals viele nicht an die Lebensfähigkeit dieses kleinen und armen Landstriches am ehemaligen Eisernen Vorhang geglaubt. Es kam aber anders, weil die Menschen dieses Landes unsere Region mit ihrem Können und Fleiß, mit ihrer Hände Arbeit und vor allem mit ihrem Glauben und Zusammenhalt aufgebaut und bereichert haben und dies auch bis zum heutigen Tag tun. Darauf bin ich als Bischof dieser Diözese stolz, dafür gilt es allen zu danken, und das ist zugleich auch Einladung und Ermutigung, diesen Weg als Bürger des Burgenlandes und als Christen der Diözese Eisenstadt gemeinsam in die Zukunft weiter zu gehen unter dem Motto: Einheit in der Vielfalt. Das ist und bleibt unser burgenländischer Weg!

Auf unserem Lebensweg, der auch ein Glaubensweg ist, sind wir nicht allein, sondern als Glaubende an Jesus Christus sind wir immer in der Gemeinschaft der Kirche unterwegs. Wegbegleiter sind uns dabei die Heiligen, besonders unser Landes- und Diözesanpatron, der heilige Martin. Er war in seinem Leben ein Suchender, fand zum Glauben und wurde Christ, später Mönch und Bischof. Sein Leben will uns Vorbild und Wegweisung sein, dass auch wir in unserem Leben nie aufhören Jesus Christus zu suchen. Dass wir als Findende, wie Martinus, unsere Talente und Fähigkeiten in Kirche und Gesellschaft für die Menschen einbringen und am Aufbau des Reiches Gottes auf Erden mitarbeiten. Allen, die sich in unserer Diözese darum mühen, danke ich als Hirte von Herzen für ihren Einsatz und ihr Engagement. Alle, die auf diesem Weg aus welchem Grund auch immer lau und müde geworden sind oder gar aufgegeben und sich von der Kirche abgewandt haben, lade ich als Hirte von Herzen ein, das Geschenk der Taufe in ihnen neu zu entdecken und den Weg in und mit der Gemeinschaft der Kirche zu gehen. Denn wer glaubt, ist nicht allein!
Ist das nicht eine frohe Botschaft für Menschen in einer Zeit des Individualismus und Egoismus, in einer Epoche verschiedenster Ängste und Herausforderungen, vor allem auch der Angst vor dem Allein-Sein?

Damit unser Jubiläumsjahr viele gute Früchte für die Kirche und unsere Gesellschaft bringen kann, braucht es vor allem das Gebet. Der emeritierte Papst Benedikt XVI., der in jungen Jahren und in einer schweren Zeit auch in unserem Land einen Arbeitsdienst leisten musste und so auch unsere Diözese kennt und bis heute wachsam begleitet, hat uns auf meine Bitte hin wie schon zum Martinsjubiläum 2016 nun auch für unser Diözesanjubiläum 2020 ein wunderbares Gebet geschenkt. Es ist für mich das kostbarste Geschenk zu unserem Jubiläum, wofür ich ihm als Bischof auf diesem Wege in meinem Namen sowie im Namen unserer Diözese von ganzem Herzen danken möchte! Dieses berührende, eigens für uns verfasste Gebet möge uns durch dieses Jubiläumsjahr als Einzelne sowie als Pfarr- und Diözesangemeinschaft begleiten!

Dem Segen Gottes, der Wegweisung Mariens, der unsere Diözese geweiht ist, und der Fürsprache unseres Landes- und Diözesanpatrons, des heiligen Martin, und des heiligen Papstes Johannes XXIII., der diese unsere Diözese vor 60 Jahren errichtet hat, möchte ich dieses Jubiläumsjahr besonders anvertrauen. Von diesen großen Fürsprechern erbitte ich, dass wir das Motto unserer Geburtstagsfeier „60 Jahre Diözese Eisenstadt – für die Menschen da“ in Gegenwart und Zukunft mutig verwirklichen. Der heilige Martin hat uns allen gezeigt, wie wir die Botschaft Jesu im Evangelium „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“(Mt 25,40) in die Tat umsetzen können und sollen. Er lädt uns alle ein, auch heute viele kleine und größere Martinstaten in unserer Umgebung im Alltag zu setzen!

Feiern wir gemeinsam den Geburtstag unserer Diözese in diesem Jubiläumsjahr und beten und arbeiten wir für die Menschen! Darum bittet Euch und dafür betet mit Euch und erbittet auch Euer Gebet,  Euer Hirte und Bruder im Glauben

+ Ägidius J. Zsifkovics
Bischof von Eisenstadt