Aschermittwoch: „Er.Schöpfung – Er.Lösung“ – Religion als … Weltanschauung

Kreuzweg BT, 3. Station "Wenn wir versagen"

  1. Einzug: GL 266
  2. Liturgische Eröffnung und Einführung (Dietmar):

„Er.Schöpfung – Er.Lösung – Religion als…“ ist das Motto unserer heurigen Fastenzeit, die der Arbeitskreis Liturgie unserer Pfarre erarbeitet hat. Anhand ausgewählter Kreuzwegstationen hier in unserer Pfarrkirche wollen wir an den Fastensonntagen (mit Ausnahme des 1. Fastensonntages, weil wir da unsere Firmlinge vorstellen werden), überlegen, welche Funktionen Religion und Glaube für uns Menschen haben können. Erschöpfung braucht Erlösung. Religion kann auch ein Hilsfmittel sein, um von meiner Erschöpfung erlöst zu werden. – Heute mit dem Aschermittwoch beginnen wir diesen Weg. Peter Hanel wird uns zur Predigt mit unserer 3. Kreuzwegstation die weltanschauliche Bedeutung von Religion näherbringen. Religion als Weltanschauung. Weil Gott uns Sinn schenken möchte für unser Leben, begrüßen wir ihn mitten unter uns mit dem Kyrie:

3. Kyrielitanei: GL 163/4

4. Tagesgebet (Dietmar):

Gott des Erbarmens, du kennst uns durch und durch. Ob wir sitzen oder ob wir stehen, du weißt von uns. Du weißt um unsere Grenzen und um unsere Bedürftigkeit. Du weißt, was uns guttut, noch bevor wir es selbst erkennen. Auf dich vertrauen wir. Lass unsere Sinne in dieser österlichen Bußzeit offen sein – für alles Schöne, das wir erfahren dürfen, für die Nöte unserer Mitmenschen, für unser eigenes Herz. Lass uns Vergebung erfahren, wo wir sie bedürfen. Lass uns in deinem Geist lebendig sein. Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

  1. Lesung: Joel 2,12-18

Lesung aus dem Buch Joel.

12 Auch jetzt noch – Spruch des HERRN: / Kehrt um zu mir von ganzem Herzen / mit Fasten, Weinen und Klagen!
13 Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, / und kehrt um zum HERRN, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, / langmütig und reich an Huld / und es reut ihn das Unheil.
14 Wer weiß, vielleicht kehrt er um und es reut ihn / und er lässt Segen zurück, sodass ihr Speise- und Trankopfer darbringen könnt / für den HERRN, euren Gott.
15 Auf dem Zion stoßt in das Horn, / ordnet ein heiliges Fasten an, / ruft einen Gottesdienst aus!
16 Versammelt das Volk, / heiligt die Gemeinde! Versammelt die Alten, / holt die Kinder zusammen, auch die Säuglinge! Der Bräutigam verlasse seine Kammer / und die Braut ihr Gemach.
17 Zwischen Vorhalle und Altar / sollen die Priester klagen, / die Diener des HERRN sollen sprechen: Hab Mitleid, HERR, mit deinem Volk / und überlass dein Erbe nicht der Schande, / damit die Völker nicht über uns spotten! Warum soll man bei den Völkern sagen: / Wo ist denn ihr Gott?
18 Da erwachte im HERRN die Leidenschaft für sein Land / und er hatte Erbarmen mit seinem Volk.

Wort der Hl. Schrift.

  1. Lied: GL 639/1 u. Ps 51
  2. Evangelium: Mt 6,1-6.16-18

1 Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten.
2 Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden! Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
3 Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut,
4 damit dein Almosen im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
5 Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
6 Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
16 Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler! Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
17 Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht,
18 damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

  1. Predigt von Mag. Peter Hanel:

„Wenn wir versagen …“ (= 3. Kreuzwegstation) – unsere Fehler
weltanschauliche Funktion

Das erste Bild unserer Reihe in der Fastenzeit zeigt drei röm. Soldaten, die um ein Feuer sitzen und sich die Hände wärmen in der kalten Nacht. Dahinter steht ein verängstigter Mann, der abwehrend die Hand erhebt, weil eine Frau mit dem Finger auf ihn zeigt und ihn heftig beschuldigt, ein Anhänger des festgenommenen Jesus von Nazareth zu sein. Doch der Mann streitet das ab und behauptet, diesen Jesus nicht zu kennen. Da kräht der Hahn auf der Mauer und Petrus weicht beschämt zurück. Eben noch hat er Jesus die Treue versprochen, schon hat er versagt.

Was uns in der Szene gezeigt wird, kenne ich aus eigener Erfahrung. Große Worte, ein schnelles Versprechen, gute Vorsätze – und dann doch Ernüchterung. Ich überschätze mich in meiner Konsequenz und Zielstrebigkeit. Vieles bleibt liegen, versandet, wird vergessen, abgeändert – ich versage. Auch mein Glaube, meine Beziehung zu Jesus, bleibt oft im bequemen Bereich. Wenn’s drauf ankommt, radikal zu sein, die Komfortzone zu verlassen, dann schwindet der Mut, ich bin unentschlossen, bleibe stumm. – Ich bin Petrus.

Das Erstaunliche: Jesus macht ihn später zum Fels seiner Gemeinschaft, ihn, der so schnell versagt hat. Er tut es, weil er weiß, dass Petrus ihn liebt und das genügt ihm. Mit seiner Aufgabe wird er wachsen.

Daraus kann auch ich Mut schöpfen.

Jede Religion hat eine weltanschauliche Funktion. Sie deutet Lebenserfahrungen, Geschichte, Natur, Leid und Tod. Sie gibt dem Leben einen Sinnhorizont. In unserer christlichen sehen wir uns als Geschöpfe Gottes, die aber immer wieder versagen. Gerade mit unserem Versagen dürfen wir/sollen wir zu Gott kommen wie in der Geschichte von Jonas an der Krippe (Weihnachten) – wie tröstlich, wie aufbauend, wie erlösend! – Wie leer bleibt dagegen eine Weltanschauung ohne Gott, auf Zufall reduziert. – Ich möchte unsere christliche Weltanschauung wieder mehr schätzen in einer Zeit, wo die Welt in Er.Schöpfung liegt und sich alle nach Er.Lösung sehnen. Und ich möchte etwas bei mir oder mich selber in der Fastenzeit verändern – wenigstens in einem Punkt, um dann frohe Ostern feiern zu können.

  1. Überleitung zum Aschenkreuz (Dietmar):

Lebenspendender Gott, die letzten grünen Zweige vom vergangenen Palmsonntag sind verglüht und zu Asche geworden. Holzasche, Reste des Feuers, fruchtbarer Abfall, Dünger, aus dem neues Leben entstehen kann, diese Asche haben wir hierhergebracht auf deinen Altar. Wir wollen uns damit bezeichnen als Ausdruck, dass du es „sehr gut“ mit uns meinst, dass du uns segnest, dass du uns trägst, dass du möchtest, dass wir dich spüren und erfahren in der Welt, in der Schöpfung, in unseren Mitmenschen, in deinem Wort, in der Musik, überall.

Lebenspendender Gott: Gib deinen Segen uns, damit wir auf deinen Wegen gehen, die uns führen zu mehr Leben, zur Achtsamkeit und zum Guten. Gib uns Mut, deine Frohe Botschaft zu leben, du unser Gott, Vater, Sohn und Hl. Geist.

  1. Austeilung des Aschenkreuzes – Lied/Musikstück: GL 422

Kehr um zu Gott, er schenkt dir Leben!
Kehr um und glaub an die Frohe Botschaft!
Kehr um zu Gott, er befreit dich zum Leben!
Kehr um, Gott macht dich frei!
Ändere dich, Gott gibt dir Kraft dazu!
Kehr um, Gott ist barmherzig!
Kehr um zu Gott, und sei achtsam!
Kehr um zu Gott und gestalte dein Leben!

  1. Meditation:

Neue Chance

WENN WIR VERSAGEN,
verstößt Du uns nicht,
sondern fragst uns,
wie sehr wir dich lieben.
Du kennst uns besser
als wir uns selber;
Du weißt, wie groß
der Unterschied ist
zwischen dem,
was wir möchten,
und dem, was wir tun.
Du hast gewusst,
wer Petrus ist;
und hast ihn trotzdem
zum Felsen bestimmt.
Und als er versagte,
da hast du ihn nicht
von Dir gestoßen,
sondern hast ihm von neuem
die Chance gegeben,
Dir treu zu sein.

aus: Josef Dirnbeck, Bad Tatzmannsdorfer Kreuzweg, Innsbruck 1990, aus der 3. Kreuzwegstation
„WENN WIR VERSAGEN“, 14 – 19)
 

  1. Fürbitten

Du, Herr, erbarmst dich aller Menschen und willst, dass sie den Weg zu dir finden. Dich bitten wir:
Du schenkst uns Gemeinschaft mit dir in deinem Wort und Sakrament, in der Gemeinschaft der Kirche, und in jeder Begegnung untereinander. Wir bitten dich um deine Liebe, durch die wir durch unser Tun an deinem Reich mitwirken.
V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

Katastrophen, Kriege und Krisen bedrohen weltweit unser soziales Gefüge. Wir bitten dich um Mut, um aus dem Altgewohnten aufbrechen zu können und weltweite Solidarität zu leben.
V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

Wer auf dich hofft, erwartet nicht, dass immer alles gut ausgeht, sondern dass alles, was uns im Leben begegnet, Sinn macht. Wir bitten dich für die Jugendlichen, die sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen müssen, und für die Menschen der älteren Generation, die sich oft um den Verlust traditioneller Werte sorgen.
V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

Selbstoptimierung in Ansehen und Aussehen liegt im Trend unserer Zeit. Wir bitten dich, lehre uns mehr danach zu streben, was du in deinen Geschöpfen verwirklichen willst.
V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.

Im Wissen um unsere Vergänglichkeit und deine Barmherzigkeit bitten wir dich, steh uns bei, wenn wir in den kommenden Wochen versuchen, unser Leben neu nach dir auszurichten. Gib uns Kraft dazu durch Christus, unsern Herrn.

aus: predigtforum.com, Fürbitten zum Aschermittwoch, Renate Witzani (2023).

  1. Vater unser
  2. Schlussgebet:

Heiliger Gott! Du befähigst uns schon in dieser Welt zu einem neuen Leben. Vergib uns, wenn wir dennoch immer wieder versagen. Sende uns deinen Geist und lass uns erfahren, dass du die Herzen der Menschen verwandelst. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unsern Herrn.

aus: Josef Dirnbeck, Bad Tatzmannsdorfer Kreuzweg, Innsbruck 1990, aus der 3. Kreuzwegstation
„WENN WIR VERSAGEN“, 19)

  1. Segen:

Du Gott des Aufbruchs segne mich,
wenn ich dein Rufen vernehme,
wenn deine Stimme lockt,
wenn dein Geist mich bewegt
zu Aufbruch und Neubeginn.

Begleite und behüte mich,
wenn ich aus Abhängigkeiten entfliehe,
wenn ich mich
von Gewohnheiten verabschiede,
wenn ich festgetretene Wege verlasse,
wenn ich dankbar zurückschaue
und doch neue Wege gehe.

Wende mir dein Angesicht zu,
wenn ich Irrwege nicht erkenne,
wenn Angst mich befällt,
wenn Umwege mich ermüden,
wenn ich Orientierung suche
in den Stürmen der Unsicherheit.
Sei mit mir unterwegs zu mir selbst,
zu den Menschen, zu dir,
Gott Vater, Sohn und Hl. Geist.

nach: Müller P., Texte zur Bibel.

  1. Auszug: Orgel-Musikstück