nie fremde…

da beim ökumenischen friedensgebet in Oberschützen heuer nur ganz wenig leute waren, hab ich die vorbereitete predigt entfallen lassen, hier trotzdem zum nachlesen:

 

„Wir sind heute hier, um unseren Willen oder mehr noch unsere leidenschaftliche Entschlossenheit zu bekunden, unsere Welt davon zu überzeugen, dass Menschen nie Fremde sein dürfen“, sagte der Erzbischof von Canterbury und Ehrenprimas der Anglikanischen Kirche, Rowan Williams, am vergangenen Donnerstag beim interreligiösen Friedens-Gipfel in Assisi, zu dem Papst Benedikt XVI. eingeladen hatte.

 

Jahr für Jahr versammeln wir uns hier beim Kriegerdenkmal, um uns an die beiden Weltkriege zu erinnern und dabei nicht zu vergessen, dass Kriege nie dazu dienen können, Konflikte zu lösen. Ja, wie der Erzbischof von Canterbury bin auch ich überzeugt davon, dass es Aufgabe von uns ChristInnen ist – egal welcher Konfession wir angehören – durch unser konkretes Leben spürbar zu machen: Menschen dürfen einander nie Fremde sein. Im Grunde genommen ist das – auf den Punkt gebracht – genau das, was Jesus den Menschen zu vermitteln versuchte.

 

Blicken wir in unsere nähere Vergangenheit und in unsere Gegenwart, müssen wir feststellen, dass Gewalt und Unfrieden immer wieder durch Terrorismus verbreitet werden, und dass dieser aktuelle Terrorismus häufig religiös motiviert ist. Ich bin felsenfest der Überzeugung, dass es unmöglich ist, Kriege oder Gewalt mit Religion oder gar mit Gott zu rechtfertigen.

 

Aber auch das Miteinander von verschiedenen Religionen ist heutzutage mitunter immer noch von Gewalt und Intoleranz geprägt. Blicken wir konkret nach Ägypten, dann müssen wir beklagen, dass die christliche Minderheit dort, die Kopten, täglich Diskriminierungen, Repressalien und Gewaltakten ausgesetzt sind. Noch Anfang Oktober forderten religiös motivierte Ausschreitungen in Kairo mehr als 20 Tote und 350 Verletzte. Seit März 2011 sind 3 orthodoxe Kirchen bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden, und fast 100.000 Christen haben Ägypten verlassen, weil extremistische Gruppierungen die koptisch-orthodoxe Minderheit im Land bedrohen und einschüchtern.

 

Wir sehen, auch heute noch ist es alles andere als einfach, dass Religionen gemeinsam für den Frieden eintreten und im friedlichen Miteinander Gesellschaft gestalten. Es wird uns erst dann gelingen, wenn wir die Mahnung des anglikanischen Erzbischofs von Canterbury, Rowan Williams, wirklich ernst nehmen: „Wir sind heute hier, um unseren Willen oder mehr noch unsere leidenschaftliche Entschlossenheit zu bekunden, unsere Welt davon zu überzeugen, dass Menschen nie Fremde sein dürfen“.